Reden ist silber, SCHREIBEN ist gold

Gerade ist der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gestorben. Er wird als nicht sehr freundlich beschrieben. Sein Biographie ist beeindruckend  - seine Lebensgeschichte dramatisch. Er liebte deutsche Literatur – allen voran die Werke von Thomas Mann. Günter Grass und Martin Walser waren nicht seine Favoriten. Er besprach Bücher – neue deutsche Literatur. Er lobte sie oder verriss sie. Was er wohl zum bloggen sagen würde?

Wie komme ich dazu, in diesem Blog über Literatur zu schreiben? Wie so vieles, liegen die Dinge immer im Auge des Betrachters. Manche mögen “Den Zauberberg” – manche nicht. Ich habe schon einige Bücher gelesen. Manche haben mir gefallen, einige waren spannend, interessant, lehrreich oder auch mal trivial. Und ich kenne das gut, dass “in Bücher hineinfallen”. Alles um sich herum vergessen und eintauchen in eine andere Welt. Lesen verzaubert.

Ich frage mich oft, was die Autoren antreibt, Geschichten zu erfinden, echte Erlebnisse auf zu schreiben oder Fachwissen zu dokumentieren. Da ich selber schon relativ viel geschrieben habe, kann ich von mir sagen, dass es die Lust an den Worten ist. Damit zu spielen, Emotionen auszudrücken und Gedanken weiter zu geben. Oder mehr noch: Spuren zu hinterlassen. In der Hoffnung, dass etwas bleibt. Ein Stück von mir, ein Splitter meiner Selbst. Ein Gedanke, den ich gedacht und zu Papier gebracht habe (oder digitalisiert habe) überdauert und wird vielleicht weitergedacht. Ich fände das schön.

Sehr viele Menschen schreiben Tagebuch. Sie fassen ihre Erlebnisse und Gedanken des Tages in Worte und bringen sie zu Papier. Eine schöne Art nochmal auf den Tag zu schauen und dankbar zu sein, für das, was gelungen ist. Tagebuch schreiben ist eine ganz persönliche Art von Literatur. Man muss nicht unbedingt etwas veröffentlichen um Schriftsteller oder Autor zu sein. Schließlich schreiben wir doch alle am Buch unseres Lebens.

…und die Erde ist eine Scheibe

…glaubten die Menschen bis Magellan (1480 – 1521)  und Sir Francis Drake (1540 -1596)  durch ihre Weltumsegelung den praktischen Nachweis für die Kugelform der Erde erbrachten.

Und genau das ist der Punkt. Ohne einen Beweis, ohne eine wissenschaftliche Studie, ohne harte Fakten glauben wir  erst einmal gar nichts! Weder die Wirksamkeit von Medikamenten, noch die statistischen Prognosen von Überlebenszeiten oder das die Erde rund ist.

Es geht mir eigentlich nicht anders als den Entdeckern damals. Auch ich habe Angst vom Rand der Welt zu fallen. Das blockiert mich, weil ich  dann schön im Zentrum – dem Erdmittelpunkt – in Sicherheit bleiben kann. Ja nicht weg bewegen. Der Sturz könnte tödlich sein! Diesen (vermeintlich) sicheren Ort wage ich eigentlich  nicht zu verlassen, und doch treibt mich eine Unruhe, ein Verlangen unentdecktes Land  zu finden. Ich möchte nachschauen, ob es tatsächlich diesen gefährlichen Rand gibt – und falls ja – was dahinter ist. Vielleicht ist es ja gar nicht so erschreckend, wie es immer geschildert wird. Vielleicht gibt es dort ein Land mit vielen wunderbaren Möglichkeiten und Begegnungen. Und Hoffnung!

Also mache ich mich auf den Weg und fange an zu “glauben” –  dass die Erde rund ist und dass ich nicht fallen werde, auch wenn ich keine Sicherheit und keine wissenschaftliche Studie dafür habe. Die Weltumsegler hatten das auch nicht – nur ihren Glauben. Sie sind einfach losgesegelt, in der Hoffnung, dass alles “rund” ist  und tatsächlich, sie sind nicht abgestürzt. Sie haben viel gesehen, viele Erfahrungen gemacht und sich Gefahren ausgesetzt. Und sie sind  trotzdem wieder nach Hause gekommen.

Zweifler würden jetzt sagen, dass man ja dann wieder da ist, wo man angefangen hat. Nun, das mag aus einer bestimmten Blickrichtung richtig sein. Aber ich frage mich: Sind wir je wieder diejenigen, die wir waren, bevor wir unser sicheres zu Hause verlassen haben? Wenn wir morgens zur Arbeit gehen, stehen uns viele Unwägbarkeiten bevor, wir haben Erfolgserlebnisse, Streit mit Kollegen, gute Gespräche auf dem Flur, nette Begegnungen mit Patienten oder Kunden. Das geht alles nicht spurlos an uns vorbei – Begegnungen hinterlassen Spuren.

Zweifler hätten sich aber auch gar nicht erst auf den Weg gemacht. Wenn ich etwas wage, mich auf den Weg mache, mich etwas traue – dann muss ich VERTRAUEN, sonst bin ich gelähmt vor Angst. Vertrauen und Glauben sind wie zwei Seiten einer Münze. Sie gehören zusammen. Eine Münze ist übrigens rund….und steht trotzdem aufrecht auf dem Rand… und sie kann sich drehen…. ist das zu glauben?

Pinkfarbenes Leben

Dies ist  sozusagen die “Fortsetzung” des ersten Beitrags/Artikels und die Erklärung warun der Blog “pinkfarbenes Leben” heisst und worum es darin gehen wird.

Nach dem Erscheinen der “pinkfarbenen Schuhe” sind über drei Monate vergangen und es ist ein ”pinkfarbenes Leben” daraus geworden. Es geht mir weiterhin ganz gut. Die Nebenwirkungen sind immer noch spürbar und Aufregung gibt es besonders an den Kontrollterminen. Das ist immer mit sehr viel Herzklopfen verbunden.

Ich habe viel erlebt, Gutes und weniger Gutes, ich habe gelacht und geweint. Und ich habe viel gelernt. Am meisten von den Begegnungen mit Menschen. Es ist ein bisschen Ruhe einkehrt in meinem pinkfarbenen Leben – denn bunt ist es immer noch. Aber es gibt eine gewisse Routine und das finde ich wunderbar. Das schafft auch den Freiraum für neue Dinge, wie diesen Blog. Es gab sehr viele Rückmeldungen auf den Artikel und ich habe versucht alle Mails zu beantworten, aber ich hätte gerne weiter diskutiert. Das war einer der Gründe, warum ich diesen Blog schreiben möchte (und auf viele Kommentare hoffe).

Ich werde jede Woche mindestens einen Beitrag schreiben, wahrscheinlich eher zwei, je nach Tagesform. Ich werde über das Leben schreiben, mit unterschiedlichen Brillen – mal eher philosophisch-theologisch (mein Glauben ist der wichtigste Bestandteil auf meinem Weg zur Heilung), mal über “Krankenhaus-Kram”, mal über Begegnungen, Alltagsdinge und auch mal wieder über Schuhe.

Ich glaube, dass das Leben wunderbar ist – denn es ist ein Geschenk. Das mein Leben pink geworden ist, hatte ich nicht erwartet. Ein normales Blau  zum Beispiel wäre mir auch recht gewesen. Ein Leben ohne Aufregung und ohne spektakuläre Ereignisse.  Aber womöglich wäre ich dann unzufrieden mit so einem “blauen” Leben. Wir haben in den allermeisten Situationen die Wahl, welchen Weg wir gehen wollen. Manches können wir jedoch nicht beeinflussen und müssen versuchen damit zurecht zu kommen. Ich bin sicher, dass mir viele tolle Erfahrungen und Begegnungen nicht zuteil geworden wären, wenn ich ein “blaues” Leben führen würde. Also versuche ich doch, möglichst gut mit dem pinkfarbenen Leben zu leben. In diesem Sinn: carpe diem!