Corinna Kohröde-Warnken verarbeitet in ihrem Buch ihre Krebserkrankung

In pinkfarbenen Schuhen durch das Leben

Corinna Kohröde-Warnkens Buch „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“ erscheint im Januar.

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© Stockinger
Corinna Kohröde-Warnkens Buch „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“ erscheint im Januar.
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Rotenburg – Von Elisabeth Stockinger. Eigentlich ist ihre Lieblingsfarbe Grün. Und dennoch ist es die Farbe Pink, die sich seit einigen Jahren wie ein roter Faden durch ihr Leben zieht – seitdem sie die Diagnose Krebs erhielt. „Mein Leben in pinkfarbenen Schuhen“, so lautete die Überschrift des ersten Artikels von Corinna Kohröde-Warnken, in dem sie ihre Erfahrungen und den Umgang mit der Krankheit verarbeitete. Im Januar erscheint das neue Buch der Rotenburgerin. Der Titel: „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“.

„Es heißt, wenn der Krebs fünf Jahre lang weg ist, dann gilt man als geheilt“, erzählt Kohröde-Warnken. Kurz vor diesem „Geburtstag“ dann im Sommer 2012 die niederschmetternde Diagnose: Der Krebs ist zurück. Wieder Operation, doch dieses Mal haben sich Metastasen gebildet, auch in der Leber. „Ob ich Weihnachten noch erlebe, war unklar“, berichtet die heute 49-Jährige.
In dieser schweren Zeit haben ihr drei Dinge geholfen. Zum einen Gott. „Ich war schon immer ein gläubiger Mensch“, sagt Kohröde-Warnken, die sich seit einigen Jahren ehrenamtlich als Notfallseelsorgerin engagiert. „Wer so eine Diagnose bekommt, setzt sich automatisch mit dem Sinn des Lebens auseinander.“ Bei ihr war es dann die Frage nach dem Plan, den Gott für sie bereit hält. Zwiesprache mit ihm habe sie gehalten, Briefe geschrieben, ihn gefragt, was er sich bei all dem gedacht habe. Ob es eine Antwort gab? „Jeden Tag, denn ich bekomme Zeit geschenkt, um genau das zu tun, was ich gerade tue.“ Auszüge aus diesen Briefen sind in ihrem neuen Buch „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“ zu finden.
Geholfen hat Corinna Kohröde-Warnken auch die Unterstützung durch Familie und Freunde – ihr Ehemann, der Sohn, die langen Spaziergänge mit dem Hund. Und, zu guter Letzt: das Schreiben. „Ich liebe es, mit Worten zu jonglieren.“ Die logische Konsequenz sei es gewesen, einfach damit weiterzumachen. Die Zwiesprache mit Gott habe sie zu ihrem Buch inspiriert, „das klingt vielleicht blöd, aber es war so“, sagt sie lachend. Diversen Verlagen in ganz Deutschland hat sie ihr Exposé geschickt, bis die Zusage vom christlichen Vier-Türme-Verlag ins Haus flatterte. „Das ist sicher kein Zufall, dass ich gerade dort gelandet bin.“ Heute ist Kohröde-Warnken zwar noch nicht vollständig geheilt, „aber es sieht gut aus“, sagt sie. Mit ihrem Buch möchte sie nun anderen Menschen – anderen Erkrankten – Mut machen. Sie schildert in ihrem Buch ihre Erfahrungen und ihre Gefühle, ihren Umgang mit der Krebserkrankung, auch Passagen aus ihrem Blog sind abgedruckt. „Ich möchte Erkrankten zeigen, dass sie nicht allein sind.“ Missionieren will sie nicht, das betont sie. „Aber ich bin der Meinung, dass wir alle irgendwie auf der Suche sind, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.“ „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“ – das sei ihr ganz persönliches Verständnis von Gott. Das fertige Buch abzuschicken, auf „Enter“ zu drücken und letztlich in die Hände des Verlages zu geben, das war für Kohröde-Warnken „wie eine Geburt“, erzählt sie. Einerseits ein Gefühl von großer Freude, andererseits auch das Empfinden, etwas zu verlieren. Doch nicht für lange: Sie hat bereits ihr nächstes Projekt im Kopf, sagt Kohröde-Warnken. Denn schreiben, „das ist für mich wie ein Motor“.
Und warum nun eigentlich die Farbe Pink? „Ich habe mir nach der Diagnose pinkfarbene Schuhe gekauft, eigentlich gar nicht meine Farbe“, gibt die Journalistin zu. „Aber wer eine Therapie durchmacht, sieht nunmal nicht wie das blühende Leben aus. Die pinken Schuhe waren der knallige Gegensatz dazu. Denn was hatte ich schon zu verlieren? Sie sind mittlerweile zu einem Synonym für mein Leben geworden.“ Das 200 Seiten starke Buch „Mein pinkfarbenes Leben mit Gott und Krebs“ ist ab dem 12. Januar als Softcover in den örtlichen Buchhandlungen und im Internet erhältlich. Eine Lesereise ist auch geplant, natürlich mit Stationen in Rotenburg. Wer neugierig geworden ist, kann bis dahin einen Blick auf ihren „Reiseblog durch das Leben“ werfen.

Sternenkinder

Etienne wiegt bei seiner Geburt keine 200 Gramm. Er wurde in der 19. Schwangerschaftswoche auf normalem Weg geboren und lebte noch vier Stunden. Er starb in den Händen seines Vaters Dirk, während seine Frau Natascha wegen starker Blutungen zu einer Kürettage im OP war.

Etienne ist ein Sternenkind.Das sind Kinder, die vor, während oder nach der Geburt gestorben sind. Dazu gehören auch Kinder, die durch Schwangerschaftsabbruch oder plötzlichen Kindstod ihren Weg ins Leben nicht zu Ende gehen konnten.

Diese Kinder sollen nicht namenlos bleiben und nicht, ohne offiziell existiert zu haben – das ist das Anliegen der Eltern von Etienne. Sie sollen aus der Dunkelheit des Verschweigens und Vergessens geholt werden.

Natascha und Dirk Schumacher sind deshalb nach der Geburt ihres Sohnes  vor drei Jahren aktiv geworden. Sie gründeten die Facebook-Seite “Sternenkinder-Band”, um das Trauma – ihr Kind verloren zu haben – zu verarbeiten. Dass sie damit nicht alleine sind, zeigen die vielen “Likes” und Kommentare auf ihrer Seite.

Von einer Frühgeburt spricht man im fachlichen Kontext, wenn das Kind von der 37. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht von unter 2500 Gramm geboren wird – von einer “Grenze zur Lebensfähigkeit”  spricht man bei Geburten zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche.

Das alles sind Definitionen und Zahlen, die aber nicht die Angst, Sorgen und das Leid dahinter sichtbar werden lassen. Es gibt wohl kaum schlimmeres, als ein Kind zu verlieren. Das erhoffte Leben mit einem Kind bricht wie ein Kartenhaus zusammen.

Stirbt das Kind unter der Geburt oder kommt es unerwartet zu einer Frühgeburt, ist der Schock der Eltern groß, oft geht es dann im Krankenhaus sehr hektisch zu, vor allem wenn es darum geht, das Leben der Mutter zu retten. Dennoch sollte Zeit für Trost, Zuwendung und Anteilnahme bleiben, auch dem Vater gegenüber. Unser Fokus ist berufsbedingt überwiegend auf die Patienten gerichtet. Da können die Väter schnell ins Abseits geraten. Doch auch sie erleben einen schmerzhaften Verlust und sind nicht immense stark, wie es von der Gesellschaft erwartet wird.

In einigen Krankenhäusern gibt es spezielle Kreißsäle für “stille Geburten”.  Dann wenn klar ist, dass das Kind bereits im Mutterleib verstorben ist, haben Mütter und Väter in einem separaten Kreißsaal abseits des Trubels Ruhe und Stille, um Abschied zu nehmen….

…(Vollständiger Artikel in “Die Schwester Der Pfleger 12/2015, S. 46-47)

Dieser Blog ist auch den vielen, vielen Sternenkindern gewidmet, die auf der Flucht im Mitelmeer ertrunken sind…

“Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne,

weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.”

Antoine de Saint-Exupéry

 

„#aufschrei“: Netzaktivistin Anne Wizorek liest aus ihrem Buch

Aufgeben ist keine Option

Anne Wizorek kam auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten nach Rotenburg.

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© ckw
Anne Wizorek kam auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten nach Rotenburg.
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Rotenburg – „Alter und neuer Feminismus“, „Diskurs und Harmonie“, „Hashtag und Shitstorm“. Mit diesem Vokabular kam derjenige in Berührung, der Netzaktivistin und Feministin Anne Wizorek während der Lesung aus ihrem Buch „Weil ein Aufschrei nicht reicht“ zugehört hat. „Wir sind doch schon am Ziel, nur ist das eben noch nicht in der Realität angekommen“, überraschte sie die etwa 20 Zuhörerinnen – ein Mann war auch dabei – am Donnerstagabend in der Stadtbibliothek. Sexualisierte Gewalt, Diskriminierung, frauenfeindliches Auftreten und eine nicht gendergerechte Sprache: All das sind Themen in ihrem Buch, das aufgrund ihres Tweets „#aufschrei“ entstand.

Die Grimme-Online-Award-Gewinnerin musste sich auch bei ihrer Lesung in Rotenburg schon im Vorfeld einem unsachlichen und beleidigenden Shitstorm auf der Facebook-Seite der Rotenburger Stadtbibliothek stellen, als sie der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Brigitte Borchers, folgte. Sie sei das gewohnt, versuchte sie diese Unverschämtheiten weg zu lächeln. Auf die Frage, wie sie sich davor schütze, verriet sie, dass ihr bester Freund für sie im Vorfeld die schlimmsten Anfeindungen herausfiltert und sie sich dem erst dann stellt, wenn sie bereit dafür ist. Damit behalte sie die Kontrolle über die Unverschämtheiten, die nichts mit Meinungsfreiheit, sondern mit oft juristisch relevanten Verunglimpfungen und Beleidigungen zu tun hätten.

Die junge Frau aus Berlin, die mehrfach zu Gast bei Frank Plasberg, Günther Jauch und Co. war, will aber weiter gegen Geschlechterstereotypen in den sozialen Netzwerken kämpfen, denn aufgeben sei keine Option für sie.

ckw