Weihnachts-Gastbeitrag von Manfred Horn

Ich freue mich sehr, endlich mal wieder ein Gastbeitrag von Manfred Horn online stellen zu dürfen, der sich passend zu der “Weihnachts-Völlerei” mit Essen beschäftigt…. ;-)

Von meiner Seite war es hier länger still… Das lag an einem neuen Projekt, an dem ich in den letzten Wochen sehr intensiv gearbeitet/geschrieben habe… mehr kann ich Euch noch nicht verraten, aber das neue Jahr wird hoffentlich in alle Richtungen “Erhellung” bringen.

Genau das wünsche ich allen treuen Leser*innen…

Segen, Glück, Gesundheit,  inneren und äußeren Frieden und das helle Licht der Hoffnung.

Seid behütet, lasst es Euch gut gehen und Vorsicht bei der “Weihnachts-Völlerei” ;-)

Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch wünscht Euch von Herzen

Corinna

Diskriminierung durch Lebensmittelbezeichnungen

 

Das AGG (Antidiskriminierungsgesetz) entfaltet nun schon seit einigen Jahren seine positive Wirkung in Deutschland. Das Gesetz fordert:

„Benachtei­ligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Her­kunft, des Geschlechts, der Reli­gion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.“

Diese Grundhaltung gegenüber Menschen ist absolut richtig und notwendig, gerade in Zeiten in denen die Diskriminierung anderer durch populistischen Vorurteile gesellschaftlich wieder auf dem Vormarsch ist.

Gleichwohl bleibt ein Bereich der Sprache aber bisher völlig ungeregelt. Es ist die Diskriminierung durch Speisenbezeichnungen.
Sicher die Ablösung der Bezeichnung „Negerkuss“ durch „Schokokuss“ ist ein erster positiver Anfang und ein wichtiger Schritt zur Sensibilisierung für das Thema.

Dennoch ist dies nur die Spitze des Eisberges und es wird Zeit sich dem vorurteilsfrei zu stellen.

Ich selbst bin auf diesen Missstand eher zufällig – ja, durch eigene Unbedachtheit aufmerksam geworden.
Eines Mittags, als ich in die Betriebskantine kam, stand Zigeuner Schnitzel auf der Speisekarte.
„Lecker“ dachte ich und rief wie selbstverständlich über den Tresen: „Ich hätt´ gern den Zigeuner!“

Fast augenblicklich schämte ich mich, ist doch der Begriff „Zigeuner“ im Nachkriegsdeutschland ebenso wie andere Rassebezeichnungen negativ besetzt und zurecht als diskriminierend gebrandmarkt. Mit Blick auf unsere Geschichte steht uns Deutschen zu einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit der Sprache zu pflegen und für diesen zu werben. Deshalb wissen wir auch alle, dass es nicht „Zigeuner“ heißt, sondern das man korrekter Weise von „Sinti und Roma“ spricht.

Nur im Küchenumgangsdeutsch hat sich der Begriff „Zigeuner“ im Zusammenhang mit einem flachgeklopften, panierten Stück Fleisch eine unbemerkte Nische zur Diskriminierung erhalten.
Da hilft es wenig, das die Wiener und die Jäger dieses Schicksal teilen. Nur in der Schweiz ist man da fein raus. Etwas gekochten Schicken und Käse dazu und man isst – Cordon bleu – diskriminierungsfreies Schnitzel.

Überhaupt zieht sich die Diskriminierung wie ein roter Faden durch die fleischliche Küche. Die Liste ist lang und wenig erfreulich.
Wenn aus dem angloamerikanischen „Burger“ in der deutschen Umgangssprache ein „Hamburger“ wird, so ist das schon ein starkes Stück. Oder möchten sie sich als weiches Brötchen mit flacher Frikadelle beschreiben lassen.
Sicherlich doch nicht!
Genauso wenig wie als „Würstchen“! Letzteres trifft aber gleich eine ganze Scharr von urbanen Mitmenschen in Frankfurt und Wien, die mit der Zuschreibung „Frankfurter“ oder „Wiener“-Würstchen zu sein, seit Jahrzehnten leben müssen.
Etwas verschleierter hat es da nur die Bewohner aus Krakau getroffen – bei der „Krakauer“ wird im allgemeinen der diskriminierende Zusatz „Würstchen“ nicht in den Mund genommen.
Eine Gnade, die bereits den Nürnbergern mit ihren Rostbratwürstchen nicht zuteilwird.
In Oldenburg und Bremen muss man sich dann auch noch die Zuschreibung „Pinkel“ bieten lassen. Wobei die Vermutung das dabei an „feine Pinkel“ gedacht wurde, zu mindestens nicht zu dem Inhalt dieser groben Grützwürste passt.

Lange hatte ich gehofft, dass die Bezeichnung „Deutschländer“ für die besonders lange Form der Bockwürste einer bekannten deutschen Wurstmarke, als kollektive Wiedergutmachung gedacht sei. Seit aber der rechte Populismus in der Bundesrepublik wieder erstarkt, werde ich zunehmend unsicher.

Als Vegetarier kann man sich da glücklich schätzen, denn Diskriminierungen von Ungarn als Gulasch oder Rheinländern als Rossbraten, sind einem fremd. Ebenso umschifft man den Bereich der Soßen, wo man – upps – wieder auf die Zigeuner trifft. Aber selbstverständlich auch auf die Jäger und unsere niederländischen Nachbarn, die sich als Hollandaise auf der Speisekarte wiederfinden.
Aber Vorsicht – spätestens beim Salat mit „French Dressing“ wird es auch für Vegetarier politisch.

Auch im Bereich der Teigwaren sieht es kaum besser aus, so sind die Buchstabenkekse, die allgemein als „Russisch Brot“ vermarktet werden, doch hoffentlich keine Anspielung auf mangelnde Fähigkeiten zu schreiben und zu lesen. Fake News ist es wohl auch das Dresdner alle „Stollen“ sind oder gar in solchen wohnen. Berliner trifft es bei dem gleichnamigen Hefeteiggebäck mit Marmeladen-Schuss auch ziemlich hart.

Nur bei den flachen Kuchen, die als „Amerikaner“ auf dem Markt sind – kann ich mir – bei dem aktuellen “all-star cast“ in Washington, ein Grinsen nicht ganz verkneifen.

Doch zurück zu den Berlinern „mit Schuss“ – letzterer wird ihnen zumindest auch beim regionalen Biermischgetränk zugemutet. An dem Gerücht muss also etwas dran sein.
Überhaupt sind Biere noch einmal ein besonderes Thema, ist man doch als „Herforder“ oder „Radeberger“ geradezu gebrandmarkt als Pilz.
Aber – seien sie beruhigt, auch im angetrunkenen Zustand werden sie noch lange nicht „Kölsch“!

Die Kölner Nachbargemeinde Düsseldorf hat versucht sich diesen Schwierigkeiten zu entziehen in dem sie ihr Bier als „Altbier“ bezeichneten.
Aber auch hier ist nun Vorsicht geboten – seit in Krafttretens des AGG´s – ist der Hinweis auf das „Alter“ unter Umständen eine Altersdiskriminierung.

Mit dem Begriff „Radler“ werden dann gleich ganze Generationen von Freizeitsportlern für ihr fleißiges in die Pedale treten diskriminiert. Ich plädiere deshalb offiziell dafür dieses Bier-Zitronenbrausen-Mischgetränk bundesweit nur noch als „Alsterwasser“ zu bezeichnen.

Sollten Sie jetzt glauben: „Als Weintrinker bin ich auf der sicheren Seite!“, so sollten sie erstmal auf das Etikett ihrer Flasche schauen. Bei uns kam letztens ganz unversehens eine „Mädchen Traube“ auf den Tisch.Was eine eindeutige Geschlechtsdiskriminierung ist.

Sie sehen also, wie schwer es ist, sich ohne Diskriminierung an einen reichgedeckten Tisch zu setzen.
Da bleibt uns wohl nur, als Verbraucher sensibel durch unsere Einkäufe den Markt zu beeinflussen oder uns in pfälzischer Manier einen „Saumagen“ zu zulegen.

Guten Appetit!

Gedanke einer pinkfarbenen literarischen Gestalt

Auf unserem Küchentisch liegt das Buch unserer Freundin Corinna. Sie hat es vorbeigebracht, voller Freude darüber, dass es endlich erschienen ist.

Wir – Ulrike und ich – haben uns mit ihr gefreut. War dieses Buch doch ein Thema, das in ihrem Leben in den letzten Monaten eine große Rolle gespielt hat. Ich nehme es in die Hand – betrachte das Coverfoto mit den nackten Füßen neben den pinkfarbenen Highheels.
Ob das wohl Corinnas Füße sind, oder ist das Foto nur ein cleveres Marketingprodukt?
Das muss ich Corinna einmal fragen

Ich beginne zu blättern – irgendwo (so hat Corinna gesagt) – würde ich auch vorkommen. Eine gespannte Neugier durchfließt mich. Ich beginne, interessierter zu blättern, zu stöbern und zu lesen. Dann werde ich auf verschiedenen Seiten fündig. Ein eigenartig triumphierendes Gefühl ergreift mich, wenn ich meinen Namen auf den Seiten entdecke. Es ist völlig anders als sonst, wenn ich meinen Namen irgendwo geschrieben sehe. Es hat nichts von der sonstigen nüchternen Sachlichkeit, die einer Namensnennung oft inne wohnt. Selbst mein Name mit Foto unter Fachartikeln erzeugt nicht einmal annähernd ein vergleichbar schönes warmes Gefühl.„Woran liegt das?“, überlege ich. Dieses Gefühl ist eben gar nicht sachlich, sondern mein Name zwischen Corinnas Zeilen verursacht ein äußerst wohliges, intim vertrautes „Wir-Gefühl“.Auf diesen Seiten bin ich eben keine Sache, keine Person des öffentlichen Lebens, sondern Freund, Weggefährte und werde zur literarischen Figur in der Handlung. Viele Menschen werden plötzlich über mich lesen – auch manche, die mich kennen – werden sie mich hierin wiedererkennen? Andere, die mich nicht kennen, werden sie das Gefühl bekommen, mich ein bisschen zu kennen? Würden sie sich jemanden wie mich auch für ihr Leben wünschen?

Warum haben Geschichten, in denen man vorkommt, eine solche besondere Wirkung? Es liegt wohl daran, dass wir Menschen Spuren im Leben hinterlassen wollen. Je dauerhafter und unvergänglicher diese Spuren sind umso erhebender sind die Gefühle in uns. Mancher malt deshalb Bilder, baut Häuser oder sonstige Denkmäler. Bücher nehmen in der Kulturgeschichte hierbei eine besondere Rolle ein. Schon vor der Erfindung des Buchdruckes wurden die – oft in Klöstern – handschriftlich vervielfältigten Schriften zum zentralen – die Jahrhunderte überdauernden Bindeglied zwischen den Generationen. Auch wenn E-Books manchmal das klassische Buch zu verdrängen scheinen, sie liefern weder haptisch noch in ihrer sachlichen Nüchternheit eine vergleichbare Leseerfahrung. Die Spannung, die bei einen fesselnden Buch allein dem Akt des Umblätterns innewohnt, wird einem als E-Book-Leser wohl ewig verwehrt sein. Im Buch muss auch ich meinen Namen suchen und es daher händisch erfahren und begreifen. Im elektronischen Werk würde ich nach meinem Namen suchen lassen und erfahren, dass es x Treffer gibt.

Ich muss an meinen Besuch in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale denken. Hier lagern im barocken, original erhaltenen Kulissen-Magazinsaal etwa 120.000 alte Drucke in vielen Sprachen. Dort zu stehen, nimmt einen gefangen; man kann die Spannung der dort verewigten Schriften körperlich spüren. Wie gerne hätte ich – voller Ehrfurcht – in den alten Büchern geblättert und gelesen.

Jedem Buch wohnt etwas von dieser Unvergänglichkeit inne, auch Corinnas pinkfarbenen Geschichten. Wenn ich bedenke, dass vielleicht in hunderten von Jahren noch Menschen diese Zeilen lesen werden, dann spüre ich, dass ich ein Teil dieser Unvergänglichkeit werde. Hier ist nun auch meine Spur in einem Stück Ewigkeit.

Danke Corinna!!

“Ping” im Kopf

Alles fing heute mit dem Blog einer Freundin über die nächtliche Suche von ihr und ihren Mann nach einem Rauchmelder im Haus an. Dieser Rauchmelder gab beständig das entnervende „Ping“ für „Batterie schwach“ ab.

Wer hat das nicht schon erlebt…und wenn es nicht der Rauchmelder ist, dann ist es das Handyakku, welches sich vorzugsweise nachts meldet um zu verkünden, dass es aufgeladen werden will.

Amüsiert kommentiere ich ihren Blog auf Facebook und es entspinnt sich folgender Dialog:

Ich:  Manche Männer würden jetzt einen Hausplan mit eingezeichneten Rauchmeldern empfehlen. Die Berufsgenossenschaft große gelbe Schilder (möglichst selbstleuchtend): “Hier Rauchmelder!!!” In meinem Bekanntenkreis neigt mancher zu der Lösung: Rauchmelder ohne Batterien aufzuhängen. Pingt niemals – versprochen!!

Sie:  …. klingt langweilig und nicht sehr effektiv! Was wäre ein Leben ohne ” Ping”?

Ich:  Ohhhhh, so siehst Du das!!! Ich habe noch ein paar alte Rauchmelder mit gebrauchten Batterien im Keller liegen. Soll ich Euch die “schenken”? Ich würde auch anbieten sie zu verstecken – erhöht den Spaß beim Suchen!!! Aber, vielleicht haben wir ja auch nur unterschiedliche Methoden gegen Langeweile. 

„Was wäre das Leben ohne „Ping“? Die Frage sitzt – jetzt habe ich eine „Ping“ im Kopf und das zieht Kreise…

“Geben Sie mir ein Ping Wassili, aber bitte nur ein Einziges.”; höre ich Sean Connery als U-Boot Kapitän Ramius in „Jagt auf Roter Oktober“ sagen und vor meinem inneren Auge sehe ich ihn – die Augen auf das Periskop gepresst.

Das „Ping“ ist hier dramatisch – ist es doch die Antwort auf die heikle Frage ob der russische Kapitän samt U-Boot zu den Amerikanern überlaufen will. Hier hängen hunderte vom Leben vom richtigen „Ping“ ab. Ramius und sein U-Boot waren in diesem Augenblick allerdings bereits gefunden worden.

Meiner Freundin schien es aber mehr um die Lust am Suchen zu gehen.

„Mäuschen mach mal Piep!“ haben wir als Kinder immer gerufen, wenn wir beim Versteckspiel einen Hinweis benötigen um den anderen zu finden. Suchen und Finden – das ist der Ursprung aller menschlichen Sehnsucht und deren Erfüllung. Was wir nicht alles suchen im Leben: Rauchmelder, Handys, Schlüssel, einen Freund, die große Liebe, die Weisheit, die Vollkommenheit, die Erlösung oder das ewige Leben. Schon die morgendliche Frage: „ Was wird der heutige Tag mir wohl bringen?“ beinhaltet die Hoffnung etwas zu finden, was wir – möglicherweise schon lange – suchen. Werden wir uns freuen, wenn wir es finden oder haben wir dann schon das nächste Ziel vor Augen? Nehmen wir nicht manches was wir finden nur als „Meilenstein“ auf dem Weg zur Endstadion „Sehnsucht“?

„Das mit uns, hätte schon klappen können…“ sagte einmal vielsagend eine Exfreundin zu mir – Jahrzehnte nach dem wir uns getrennt hatten.
Da hatte sie wohl plötzlich – sozusagen Retrospektiv – etwas gefunden, was sie zu Zeiten unserer Liebe nicht sehen konnte.

„Objects in the rear view mirror may appear closer than they are!“, steht auf Rückspiegeln bei Autos in den USA und heißt es in dem gleichnamigen Song vom Meat Loaf.

Die Warnung heißt wohl so viel wie: Im Rückblick erscheint einem manches, was man auf dem Lebensweg vielleicht unachtsam liegen ließ, viel größer und wunderbarer als im vorübergehen. Hierin liegt für viele Menschen die tiefste Traurigkeit: auf dem Weg des Lebens die wichtigen Dinge nicht gefunden zu haben. Dabei geht es ja nicht nur um das Suchen und Finden, sondern manchmal kann man sich auch einfach finden lassen. Diesen Rat gab mir jedenfalls einmal ein Trainer auf einem Seminar. Wir waren am Beginn aufgefordert uns auf die Suche nach einem Lernpartner für die Seminarzeit zu machen. Ich habe es damals ausprobiert und ich kann sagen, der Moment des gefunden werdens war genauso beglückend, wie der wenn man etwas oder jemanden findet.

Suchen, Finden und Gefunden werden, das ist für mich der ewige Kreislauf des Lebens. Ich wünsche mir, dass ich stets alle Sinne nutze um die Dinge zu entdecken, die es auf meinem Lebensweg zu finden gibt. Mein Herz sei dabei offen für die Augenblicke in denen ich gefunden werden soll.

Ach, und übrigens, für ein „Ping“, das mir so dann und wann Orientierung beim Suchen geben will, möchte ich stets empfänglich und dankbar sein.

Auf Facebook poste ich noch schnell

Ich:  Ping!

und beginne diesen Text zu schreiben.