Das letzte Einhorn

…war ein Zeichentrickfilm, den ich als Teenager sehr mochte. Meiner kleinen 6jährigen Nachbarin gefallen sie sehr und es gibt unzählige Gegenstände, auf denen sie abgebildet sind. Schulranzen, Hefte, Comics, Sticker, Haarspangen….Und sogar als Schokolade, die anscheinend gerade der Renner ist…

Einhörner sind Fabelwesen und stehen als pferdeähnliches Tier für das Gute. Sie können nur von Jungfrauen eingefangen werden, erfüllen Wünsche und sind schwer zu finden…Zumindestens in den Fabeln. In meinem Alltag sind sie zur Zeit dauernd zu sehen.

In jedem von uns steckt ja ein bisschen Sehnsucht nach Kindheit, Märchen, nach Geheimnisvollem und nach ein bisschen Abenteuer. In dem genannten Zeichentrickfilm geht es genau darum. Und es erklärt vielleicht die aktuelle “Moderscheinung”, die gerade dazu führt, das sogar auf Toilettenpapier (pinkfarbene) Einhörner gedruckt werden.

Ich hatte den Hype schon eine geraume Zeit verfolgt und konnte mich nicht recht entscheiden, wie “kitschig” ich das ganze finden sollte, denn eigentlich mag ich den Film und das, wofür dieses Fabelwesen stehen.

Als aber mein Mann von dem zu erledigenden Wochenendeinkauf zurück kam und ich die Aufgabe des wegräumens übernahm, entdeckte ich, dass er ganz offensichtlich einen eklatanten Fehler gemacht hatte und eine Grosspackung (warum muss das überhaupt sein?) mit pinkfarbenen Einhörnern bedrucktes Toilettenpaier eingekauft hatte!

Nach einer “Grundsatzdisskusion” und der Feststellung, das besagtes Corpus Delicti nicht umtauschbar ist und noch dazu im Angebot (1Euro günstiger!), überschlug ich gedanklich, dass es ausschließlich in unserem “privaten” Bereich und keines Falls im Gäste WC platziert würde, um nicht wichtige Frundschaften wegen “fortgeschrittener Stilunsicherheit” zu riskieren.

Und es kam wie es kommen musste – wenn man ein rotes Auto kauft, sieht man überall rote Autos. Ich sah in der darauf folgenden Wochen IMMER und ÜBERALL Einhörner (in pink, in regenbogenfarben und in weiß). Ich hatte den Eindruck eine Invasion von Einhörnern überrollte mein Leben. Und sogar im geschützten Bereich meines zu Hauses sah ich sie häufiger….

Beim nächsten Wochenendeinkauf instruierte ich meinen Mann, keinesfalls wieder einhornverseuchte Haushaltsartikel mit zu bringen. Aber jetzt, wo wir ein Einhorn freier Haushalt sind, fehlen sie mir fast ein bisschen…

Fazit: Ein bisschen “fabelhaftes” Design bereichert jeden “Ort”……

Wasser des Lebens

Ich war Anfang 17, als ich das erste Mal in Schottland war und natürlich zu jung. Mit Mitte Zwanzig war ich wieder für längere Zeit in Schottland und dieses Mal durfte ich das “Wasser des Lebens” probieren. So nennen die Schotten ihren Single Malt Whisky. Um so genannt werden zu dürfen, müssen zwei Kriterien erfüllt sein: Das Wasser des Lebens muss aus einer einzigen Brennerei sein und ausschließlich aus gemälzter Gerste (weiss Wikipedia). Und wer hat es erfunden? Nein, nicht die Schweizer sondern die Mönche in Schottland (1494 das erste Mal urkundlich erwähnt) zu überwiegend medizinischen Zwecken – Wasser des Lebens eben….

Dahinter steckt eine wahre Philosophie, ähnlich wie beim Wein…. Naja, echte Whisky-Kenner schreien jetzt sicher auf… Jedenfalls gibt es viele verschiedene “Noten” beim Geschmack der verschiedenen Whiskysorten und auch die Herkunft spielt eine Rolle… Und eben auch besagtes Wasser, das zur Herstellung benutzt wird. Ich bin wahrlich kein Experte, bestenfalls eine Genießerin, aber tatsächlich ist Whisky das einzige alkoholische Getränk (außer Wein) was ich gelegentlich in homöopathischen Dosen trinke.

Nein! Never ever darf man Single Malt “verdünnen” – nicht mit Eis oder schlimmer noch mit Cola oder anderem… Geht gar nicht und kommt bei eingefleischten Kenneren einem Sakrileg gleich. Wichtig ist ebenfalls die (Raum)-Themperatur, das Glas und die Menge (Daumenbreit), damit sich der Geschmack, bzw. die Note richtig entfaltet.

Mein Mann brachte von einer Auslandsreise den von mir lange gewünschten Talisker von der Insel Skye mit. Eine “Spezial Edition”, die ich gleich googlen musste. Dabei stieß ich auf mehrere Foren, wo Whiskys “besprochen” werden. Offensichtlich von ausgesuchten Spezialisten, wir mir die tausendfachen Klicks verrieten. Die Besprechung dauerte geschlagene 25 Minuten. In der Zeit hatte ich das erste Glas genossen. Und mein Fazit war stumpf: sehr, sehr lecker. Besagter Spezialist fand blumigere Worte dafür, aber erst einmal zelebrierte er das Eingießen, den Geruch (schauriges schnüffeln) und dann den ersten Schluck…. Hin- und hergeschwenkt von einer Wangentasche in die nächste (ihhhhh), lautes gurgeln (ahhhhh) und zum Glück anders als beim Wein… Deutlich hörbares schlucken (ohhhhh).

Dann setzte er zu seiner “Interpretation” des Geschmacks an….. bei “leicht rauchig im Abgang” ( ja, dass fand ich auch) goss ich mir ein zweites Glas ein (und dabei blieb es dann auch!) und bei der Formulierung: “…eine leichte johannisbeerartige, blumige Note” musste ich schon laut lachen, denn das schmeckte ich definitiv nicht, denn der Taliker hat 48%… Bei der abschließenden Aussage: “… man schmeckt die metallische Jugend…” schaltete ich das Video aus und nahm einfach einen  Schluck und ließ  ihn langsam (ohne Geräusch!) meine Kehle hinunter fließen. Ich bleibe bei meiner Bewertung: “Hmmmm, lecker!”

Inbusschlüssel und Bleistifte

Leider habe ich keine Aktienanteile an dem großen schwedischen Möbelhaus, trotzdem mag ich es, auch wenn es dafür sorgt, dass meine Schubladen mit Servietten und Kerzen nicht mehr zu gehen.

Bei uns waren umfangreiche Renovierungsarbeiten nötig. “Kinderzimmermöbel” wurden von mir abgebaut… ohne  Imbusschlüssel, sondern mit Hammer und roher Gewalt. Einiges wurde verschenkt, der Rest vom Sperrmüll abgeholt. Über emotionale Aspekte rede ich lieber nicht, sonst komme ich nur in den Ruf sentimental zu sein … (na gut, bin ich ein bisschen).

Jedenfalls benötigten wir zur Umgestaltung neues Mobiliar. Im Eingangsbereich steht eine riesige Kiste mit gelben und blauen Tragetaschen, die ich schon befülle, bevor ich die erste Treppe erklommen habe… Nämlich mit Papiermaßbändern, Notizzetteln und… Bleistiften…. Ich bin mir der Peinlichkeit bewusst, weil ich gleich drei davon nahm… DIeses Gefühl legte sich auch nicht wirklich, obwohl der Mann hinter mir gleich eine ganze Hand voll nahm…

Auf der ersten Empore stand eine Kiste mit farbenfrohen, günstigen Serviette. Meine Tasche war fast voll und eigentlich hätte ich direkt zur Kasse gehen können, aber der Einkaufszettel war in kleinster Weise abgearbeitet.

Auf der Hälfte des Rundgangs, nachdem wir gemessen, notiert (mit einem der Bleistifte!) beraten, verworfen und neu entschieden hatten, mussten wir uns erst einmal mit kleinen Fleischklößchen (für mich in vegetarischer Form) stärken. Natürlich hatten alle anderen Einkäufer die selbe Idee. Hinter mir der Mann, der die vielen Stifte eingepackt hatte…. Ich beobachte ihn aus den Augenwinkeln ob er auch extrem viel von der Preißelbeersoße nahm (tat er nicht) bevor ich mir einen Platz sicher – leider neben einer jungen Familie mit zwei kleinen Kindern die die ganze Zeit quengeln und mit ihrem Essen herum matschen. Gerne würde ich einen pädagogischen Ratschlag erteilen, aber der Blick meines diplomatischen Ehemannes lässt mich Abstand nehmen.

Bevor wir dann im durchdachten Regallager ankommen und die schweren Pakete auf zwei dafür vorgesehene Wagen wuchten, finde ich eine weiter, sehr hübsche Packung mit Servietten… Es sind alle ausgesuchten Teile vorhanden und wir pilgern zu den Kassen, die alle geöffnet sind. Dennoch sind die Schlangen lang. Logisch! Schließlich ist ein “Brückentag” nach Himmelfahrt, alle haben frei und nutzen den Tag zu einem netten Familienausflug. Wir stellen uns in einer Schlange an und ich habe Zeit in der Kiste mit Sevietten nach Farben und Motiven zu suchen, die ich noch nicht habe…. Die Kasse stellt sich natürlich als die Falsche heraus, denn an allen anderen Kassen geht es sichtlich schneller voran. Bis wir bei der leicht genervten Dame an der Kasse ankommen, weil wir den Strichcode nicht nach vorne gedreht haben und sie aufstehen muss, ist mir mein Hintermann (der mit den Bleistiften!) mindestens drei mal in die Hacken gefahren. Mein wütender Blick bewirkt gar nichts… Er hat es nicht einmal bemerkt! Im Gegenzug schubse ich meinen schweren Wagen unachtsam vorwärts und treffe mit einem überstehenden Regal versehentlich meinen Mann, der ebenfalls verständlicherweise nicht sonderlich begeistert ist.

Zur Wiedergutmachung spendiere ich ihm am Ausgang ein wahrscheinlich bakterienreiches aber wohlschmeckende  Softeis.

Fazit: Immer wieder interessant, wie leicht man sich von geschenkten/geklauten Bleistiften manipulieren läßt und dafür zum Ausgleich die doppelte Menge an ohnehin nicht benötigten Servietten kauft…