Sommerstille

Lange war der Sommer warm und wunderschön und eigentlich nicht still. Grill- und Gartenfeste, runde Geburtstage und Silberhochzeiten, Kindergeburtstage und viele Anlässe das Leben zu feiern. Mir war es offengestanden fast ein bisschen viel. Zuwenig Stille. Manchmal habe ich es sehr gerne meine Ruhe zu haben…

An einem sehr warmen Sommerabend, als ich mit Freunden im Biergarten saß (und Wein trank) erreichte mich ein aufgeregte Anruf. Ein häuslicher Unfall war passiert und meine Mutter lag im Krankenhaus. Natürlich ließ ich alles stehen und liegen und fuhr sehr früh am nächsten Tag in meine etwa 150 Kilometer entfernte Heimat.

Eine Op stand an und die häusliche Versorgung musste organisiert werden. Da ich einen umfangreichen fachlichen Hintergrund habe, konnte ich alles relativ unbürokratisch und schnell organisieren (obwohl es eigentlich Unterstützung aus dem Krankenhaus hätte geben müssen).

Als ich dachte, etwas Ruhe würde einkehren, wurde mein Vater drei Tage später notfallmäßig operiert und lag dann instabil eine Woche in dem gleichen Krankenhaus wie  meine Mutter auf der Intensivstation.

Es war weiterhin sehr heiß in diesen zwei Wochen, die so turbolent, nervenaufreibend und von Angst und Sorge geprägt waren, das ich dachte, das mich das Leben gerade rechts überholt und ich nur noch hinterher schauen kann. Dennoch hatte ich das Gefühl, der Rest der Welt war wie paralysiert, gelähmt von Hitze und Lethargie – vieles erschien mir wie in Zeitlupe gedreht….still…

Vielleicht ist es meinem beruflichen Hintergrund auf der Intensivstation geschuldet, dass ich in stressigen Situationen “einfach funktioniere”. Natürlich schlief ich schlecht und zu wenig, konnte kaum essen und nicht mal die Nachrichten interessierten mich. Meine kleine Welt war für gut zwei Wochen die Station auf der meine Mutte lag und die Intensivstation. Nun kenne ich das “Universum” Krankenhaus als Mitarbeiterin, als Patientin und jetzt auch als Angehörige. Und aus jeder dieser Perspektiven ist es eine andere Welt.

Ich hatte viele Begegnungen mit Menschen, die im Krankenhaus arbeiten und mich wahrscheinlich als nervige Angehörige wahrnahmen – Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und Verwaltungsmenschen. Manche Gespräche waren freundlich, manche hilfreich, manche ärgerlich und manche überflüssig – aber immer lehrreich. Und natürlich dachte ich an viele Begegnungen, die ich früher mit besorgten und verängstigten Angehörigen hatte. Manche von ihnen waren still und sagten oder fragten nichts… Sie wurden von mir übersehen. Das bedaure ich heute, denn ich habe gelernt, dass still sein auch ein rufen, bitten oder fragen nach Hilfe sein kann…

Manchmal war es in dieser Zeit sehr still in mir….