…ich sehe dich

Samstag – der ideale Tag für Gartenarbeit. Die Sonne scheint und ich bin der Ansicht, dass die Fugen auf unserer Einfahrt zuviel Moos und Unkraut aufweisen. Also schnell das “Garten- Outfit” angezogen und los geht’s!

Das Auskratzen der Fugen geht am besten mit einem alten Küchenmesser. Es ist noch relativ scharf, aber natürlich etwas rostig und dreckig. Und es kommt wie es kommen muss…. Die erdverkrustete Klinge dringt in meinen Daumen ein und hinterlässt eine stark blutende Wunde. Ich renne ins Bad und hinterlasse ein kleine Blutspur auf dem Flur und gieße gleich literweise Sterilium und Softasept (was natürlich immer neben dem Waschbecken steht) über die Wunde. Der Schnitt ist nicht groß und auch nicht sehr tief und tut nicht weh. Ich drücke, um es gut “ausbluten” zu lassen, denn es fällt mir siedendheiß ein, dass ich sicher keinen Tetanusschutz mehr habe, da die letzte Auffrischung etwa 150 Jahre her ist. Prima! Und das mir als Krankenschwester…

Ich rufe beim hausärztlichen Notdienst an und erkläre die Situation. Die Diensthabende  blafft mich an, dass ich dazu in die Notaufnahme des hiesigen Krankenhauses muss.  Mir ist das peinlich, da die Wunde nicht chirurgisch versorgt werden muss, sondern lediglich eine Auffrischung nötig ist.  Und es kann auch nicht bis Montag warten, da man nur 6 – 8 Std.  für eine Immunisierung Zeit hat. Der Ton ist alles andere als freundlich, trotzdem bedanke ich mich artig.

Notaufnahme. Ich erkläre meine Bagatellverletzung an der Anmeldung und die nette Schwester lacht, verdreht die Augen und sagt: “…typisch Krankenschwester!” Ich lache etwas gequält mit und warte über zwei Stunden. Als ich schließlich über Lautsprecher in den Op ähnlichen Raum gerufen werde, fange ich an zu zittern, weil die Klimaanlage auf höchste Stufe gestellt ist und mich die ganze Situation doch nervös macht, obwohl ich ja weiß, dass ich nichts schlimmes zu erwarten habe. Ich habe ja schon ganz andere Sachen überstanden…

Die Tür wird aufgerissen, der Arzt blickt auf den PC, wendet sich der Schwester zu und  sagt: “Auffrischung!” Ich bin aufgesprungen und halte ihm meinen Daumen hin, auf den er mit einem Meter Entfernung einen Blick wirft und wieder hinausgeht. Die Schwester eilt hinterher und sagt noch im gehen: “….. Komme gleich wieder.’ Ich plumpse auf meinen Stuhl zurück und bin sprachlos. Sofort wird wieder die Tür aufgerissen und eine andere Schwester kommt herein. Ich freue mich, dass es so schnell weitergeht, aber sie würdigt mich keines Blickes, sagt kein Wort und füllt aus einem Korb ein paar Schränke auf. Ich beobachte sie und überlege, ob ich was sagen soll. Sie tut aber sehr beschäftigt und geht nach ein paar Minuten wieder raus, ohne mich ein einziges Mal angesehen oder ein Wort gesagt zu haben!

Mir fällt der Kinofilm “Avatar” ein, in dem die blauen Wesen, die Na’vi vom Planeten Pandora, sich mit: “Ich sehe dich” begrüßen. Was für ein schöner Gruß. Jemanden sehen und wahrnehmen, ihn erkennen und achten.

Natürlich ist in einer Notaufnahme immer was los und natürlich war ich kein schlimmer Fall, aber ein Blick und ein Hallo wären schön gewesen….

Ich nehme mir fest vor, zukünftig den Menschen, denen ich begegne offen ins Gesicht zu blicken… Und wer weiß, was ich dann sehe…

Star Trek

Diejenigen, die jetzt stramm auf die 50 zugehen, sind wie ich sicher mit Kapitän Kirk, Spok, Pille und Uhura aufgewachsen. Ich war und bin noch immer “fasziniert” (wie Spok sagen würde…).

Es gab die erste Staffel im TV und ich durfte sie mit meinem Vater ansehen. Mittlerweile stehen die gesamten Folgen von Raumschiff Enterprise, Star Trek – Next Generation, Deep Space Nine, Voyager  und sämtliche Kinofilme in unserem DVD Regal.

Ich bin nicht ganz sicher, was mich so begeisterte…. Vielleicht waren es “die unendlichen Weiten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte”, oder die Möglichkeit, andere Lebewesen zu treffen. Immerhin waren die meisten Besatzungsmitglieder ja ganz normale Menschen. Kapitän Kirk fand ich eigentlich gar nicht so toll. Er war mir ein bisschen zu “cool”.  Pille fand ich witzig, da er im Dauerklinsch mit Spok lag, meistens unterlag, aber dennoch immer irgendwie das letzte Wort hatte. Und seinen Job als Arzt machte er ja auch gut. Es gibt übrigens wissenschaftliche Texte zu “medizinethischen Entscheidungen” auf der Enterprise… Gar nicht mal uninteressant!

Spok fand ich am besten! Er war etwas fremdartig, aber dennoch “humanoid”. Besonders seine philosophischen Einlagen gefallen mir. Und er hat es mit der Logik… : “Logik ist der Anfang aller Weisheit – aber nicht das Ende.” (Aus: “Das unentdeckte Land, 6. Film).

Das ist sehr sinnbildlich für mein Leben. Täglich treffe ich Entscheidungen nach logischen Gesichtspunkten. Aber wie farblos wäre das Leben, wenn es immer nur rational/logisch zuginge. Spannend wird es doch erst durch Überraschungen und nicht vorhersagbare Geschehnisse. Natürlich verunsichern  uns nicht logische Geschehnisse, weil wir sie nicht erklären können. Aber muss das immer unser Anspruch sein? Nun gut – eine ganze Berufsgruppe befasst sich überwiegend mit dem Versuch alles zu erklären. Wir nennen es Wissenschaft. Und wie das Wort schon sagt – wissen wir, was die Gründe für bestimmte Dinge sind, da sie eben erforscht wurden. Logisch!

Wenn ich ehrlich bin, finde ich mich in dieser Denkweise wieder. Nicht umsonst habe ich lange studiert. Und der Erkenntnisgewinn? Je mehr ich weiß und logisch erklären kann, desto mehr Fragen tun sich für mich auf. Wo ist der Anfang? Wo das Ende?

Fazit: Auch ich befinde mich auf einer Reise in ein unentdecktes Land, das nie zuvor ein Mensch gesehen hat – mein Leben.

Ostergrüße

Ich wünsche Euch und Euren Familien ein gesegnetes Osterfest mit viel Sonnenschein!

Corinna

PS: Auf dem Bild ist ein fränkischer Osterbrunnen zu sehen. Eine Tradition, die 1909 in Aufseß erstmals beschrieben wurde. Der Ursprung ist unklar, aber das Schmücken der Quellen hat seinen Grund wohl auch im Glauben und in der Bedeutung des Wassers für die Existenz von Leben (Taufe). Das gilt besonders für die wasserarmen Hochebenen der Fränkischen Schweiz. Trachten- und Volksgruppen ziehen zum Teil durch die Dörfer und schmücken die Brunnen. Es gibt fast 200 Orte mit wunderbar bunt geschmückten Brunnen und Quellen.