HelferInnen

Der “Sturm” (Hurricane) ist vorüber und es bleiben viele Bilder in meinem Kopf. Die meisten sind bunt und laut, aber auch voller freundlicher und gut gelaunter Gesichter. Die meisten Festival Teilnehmer waren “gut drauf”.

Ich habe meine beiden Nachtdienste überwiegend im DRK-Zelt verbracht, das in zwei Bereiche eingeteilt war – Betreuung (für die, die ihren Rausch ausschlafen mussten) und Behandlung (für die, die medizinische Hilfe brauchten).

In beiden Bereichen war viel zu tun – Samstag mehr als Freitagnacht. Das System war sehr gut organisiert, jeder, der überwiegend ehrenamtlichen Sanis, HelferInnen, Polizei und Feuerwehr wussten was zu tun ist und alke, aber wirklich Alle! hatten gute Laune und sichtlich Spaß bei der Arbeit.

Es gab kaum Streitereien, Unfreundlichkeiten oder Pöbeleien. Im Gegenteil. Die Meisten bedankten sich nach der Betreuung oder Behandlung und gingen zurück zu den Bands. Das beeindruckt mich jedes Jahr aufs Neue! Es ist natürlich auch schwer, unhöflich zu jemanden zu sein, der mit so viel Engagement und Enthusiasmus seine Arbeit macht, wie all die vielen Freiwilligen. Eine beeindruckende Leistung! Es wurde viel gelacht und gescherzt. Das lag natürlich auch daran, dass es zum Glück nur sehr wenige wirklich schlimme Dinge gab, die eine größere medizinische Behandlung nötig machten.

Viele der Helfer kannte ich schon aus den vorangegangenen Jahren und wir arbeiteten “Hand in Hand”, auch wenn teilweise wirklich viel zu tun war. Ich erfuhr, dass sich einige der HelferInnen extra Urlaub genommen hatten, um an diesem Wocheende ehrenamtlich auf dem Festival zu helfen!!!

Uns alle verband nicht die “Uniform” oder die roten, blauen, lila oder gelben Jacken, die wir trugen, sondern das Gefühl helfen zu können und dabei auch noch Freude zu empfinden. Ich denke, dass ist etwas Besonderes. Ich werde jedenfalls nächstes Jahr wieder dabei sein.

Mütter

Das Heft sprach mich sofort an – warum wohl? Weil ich auch eine Mutter habe (wie natürlich jeder Mensch) und selber seit fast 21 Jahren Eine bin.

Mütter sind etwas Besonderes. Einzigartig. Sie schenken Leben und prägen uns. Mütter sind aber auch nur Menschen. Mit Schwächen und Fehlern. Als mein Sohn ein halbes Jahr alt war, bin ich bis zu acht mal nachts aufgestanden. Ich weiß bis heute nicht, ob das richtig oder falsch war. Ich war tagsüber entsetzlich müde und am Ende meiner Kräfte und mein Kleiner dafür topfit. Ich hätte ihn nicht brüllen lassen können. Ich bekam von Freundinnen natürlich viele “gut gemeinte” Ratschläge, die ich ignorierte und mich auf meine Intuition verlies. Ganz falsch kann es wohl doch nicht gewesen sein, denn mein Sohn ist ein lebensfroher junger Mann geworden.

Mütter und ihr Verhältnis zu Töchtern wird oft als schwierig beschrieben.  Das muss aber nicht so sein. Die Beziehung kann auch geprägt sein von Liebe, Respekt, Toleranz und Verständnis. Mütter sind auch Vorbild und Lehrerinnen fürs Leben. Ich hatte erst richtiges Verständnis für meine Mutter, als ich selber Eine wurde. Ihr Rat und ihre Unterstützung waren mir eine wertvolle Hilfe.

Verblüffend  finde ich die Dinge, die ich von meiner Mutter übernommen habe und die mein Sohn von mir übernommen hat. Damit meine ich nicht die Familienähnlichkeit, sondern Gesten, Mimik und besonders Charaktereigenschaften. Die Lebensfreude, den Optimismus und die pragmatische Einstellung zu schwierigen Situation habe ich übernommen und offensichtlich auch weitergegeben.  Einen Spruch, den ich heute oft von meiner Mutter höre, ist: “….es wiederholt sich alles.”

Ja, vielleicht tut es das. Die Gefühle, die Ängste und die Freude, die ich hatte, als mein Sohn sich das Schlüsselbein brach, sein Abitur machte und dann anfing sein eigenes Leben zu Leben und auszog – all das hatte auch meine Mutter gefühlt. Wie gut ich jetzt ihr Verhalten von damals verstehe! Sie war und ist mir einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Wie wundervoll eine Mutter zu haben. Die man immer um Rat fragen kann, die einen tröstet, die einem auch mal den Kopf zurecht rückt, die sich ein Bein ausreißt, wenn man Hilfe jeglicher Art brauch – und Dinge kann, die man selber nicht kann (mit der Nähmaschine umgehen, Hühnersuppe kochen, Gurken einlegen usw.). Noch heute glaubt meine Mutter ich würde Hungers sterben, wenn ich nach einem Besuch wieder nach Hause fahre, und gibt mir allen möglichen “Leckerkram” mit. Und jedes mal erkläre ich ihr, dass es in meiner Stadt auch Geschäfte gibt…. Und was mache ich ein Wochenende später, wenn mein Sohn von der Uni zu Besuch kommt…. Ich gebe ihm die Sachen mit, die er gerne isst…. Es wiederholt sich alles…  Gott sei Dank auch die Liebe von Müttern!

Engel

Ich sammle schon seit vielen Jahren Engel. In allen Formen, denn ich habe von vielen Menschen einen Engel geschenkt bekommen, meistens verbunden mit guten Wünschen. Kürzlich bekam ich überraschend und unerwartet einen wunderschönen Engelkalender, der eine besondere Bedeutung für mich hatte. Engel haben jetzt natürlich Hochkonjunktur. In der Advent – und Weihnachtszeit gibt es sie auf Karten, Geschenkpapier, Tassen und als Figuren –  in Holz, Ton oder Glas.

Ich habe auch selber schon oft Engel verschenkt. Einen aus Glas an eine Freundin, die eine Prüfung hat und einen Bronzeengel, den wir auch bei Notfallseelsorge-Einsätzen verschenken. Diese Engel sind wie Handschmeichler, sehr schwer und sie werden ganz warm, wenn man sie länger in der Hand hält. So lassen sie uns spüren, dass wir nicht alleine sind. Der Schutz wird (be)greifbar.

Ich glaube, es gibt verschiedenen Arten von Engeln. Nicht immer haben sie Flügel. Sie begegnen uns in Menschengestalt, wenn jemand zur rechten Zeit das Richtige sagt oder tut. Und dann bedanken wir uns mit den Worten: “Du bist eine Engel.”

Sie sind natürlich bei uns in Gefahrensitutaionen, als Schutzengel. Gerade noch mal rechtzeitig gebremst! Nur ein blauer Fleck,  als ich auf Socken auf der Treppe ausrutschte. Sie stehen hinter uns und lassen uns nicht alleine, wenn wir in Gefahr oder Not sind. Sie stehen mit den Operateuren im OP, sitzen neben den Piloten, Zugführern und Busfahrern und stellen sich vor uns, damit wir nicht diesen Weg gehen, weil ein großer Baum genau auf die Straße fällt, die wir überqueren wollten.

Einer meiner Lieblingssprüche (und deshalb Trauspruch) heißt: “Denn er hat seinen Engeln befohlen, das sie dich behüten auf all deinen Wegen, das sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.” (Ps.91, 11+12)

Engel sind Wächter – über unseren Schlaf. So sprechen wir es doch oft in Wiegenliedern und Kindergebeten… “Guten Abend, gute Nacht, von Englein bewacht….”. Und so können wir ruhig und tief schlafen und erholt aufwachen.

Engel sind Boten. Sie bringen Nachrichten zu uns Menschen. Aber manchmal ist es um uns herum so laut, dass wir sie nicht hören können. In der Weihnachtsgeschichte kommen Engel zu den Hirten, um die Geburt Jesu zu verkünden. Sie bekommen schreckliche Angst. Die Engel sagen ihnen: “Fürchtet euch nicht…” Und die Hirten tun das, was die Engel ihnen auftrugen: Sie machen sich auf den Weg, setzen sich in Bewegung zu dem Licht in der Dunkelheit.

Manchmal sind Engel auch Botschafter und Übersetzer. Da wo mir die Worte fehlen, kann ein Engel Trost und Hilfe sein. Und wenn ich nicht die richtigen Worte finde, sprechen sie für mich. Darum verschenke ich auch gerne Engel. Weil ihre Botschaft ankommt.