Patchwork

Als ich am Heiligabend, den ich im Kreis meiner Familie verbrachte meine Geschenke auspackte herrschte einen Moment lang “Kreischalarm”…. Aus mehreren Gründen!

Eine traumschöne, handgefertigte Patchwork-Decke in sehr passenden, symbolträchtigen Farben kam zum Vorschein. Sie ist riesengroß, warm, wunderschön gearbeitet und meine liebe Freundin Barbara schrieb, das sie beim nähen ganz fest an mich gedacht hatte…

Ich bin in Tränen ausgebrochen, vor lauter Freude, dass sie sich für mich so viel Arbeit, Zeit und Mühe gemacht hatte. Nachdem meine Familie das Kunstwerk ebenfalls bewundert hatte, nahm ich die Decke noch einmal genauer in Augenschein. Da ich ja bekanntermaßen nicht besonders fähig in diesen Dingen bin, war es nur noch unfassbarer für mich, mit welchem Geschick Barbara die Decke gefertigt hatte. Wer sich etwas auskennt, weiß wie aufwendig es ist Formen, Muster und Farben für so eine Decke exakt anzuordnen. Mir fiel bei genauerer Betrachtung auf, dass die Decke aus Quadraten, Rechtecken, Streifen, Dreiecken und Rauten in unterschiedlichen Größen gefertigt wurde. Jedes für sich alleine ist eben genau das – ein Quadrat, Rechteck, Streifen usw. . Aber angeordnet und zusammengefasst ergibt es ein Muster und das vervielfacht eben die gesamte wunderschöne Decke.

So war mein letztes Jahr: es gab wohlgeformte quadratische und unaufgeregte Begebenheiten, Dinge, die sich wie lange Streifen hinzogen und unruhige dreieckige Tatsachen, die aber in der Summe dann doch zusammenpassten. Die Patchwork-Decke als Symbol für mein vergangenes Jahr? Vielleicht ein bisschen weit her geholt…. Fakt ist aber das die Nähte das entscheidende sind, denn sie geben allem die Form und sorgen für den Zusammenhalt. Und Barbara hat in jede Naht gute Gedanken mit eingefügt. So wird mich die Decke sehr lange erfreuen und wärmen. Und dafür bin ich dankbar. Im nächsten Jahr kennen wir uns 30 Jahre – mehr als mein halbes Leben. Das werden wir feiern….

Ich wünsche Allen solche Nähte, die Euer Leben zusammenhalten, Freunde die gute Wünsche mit einnähen und eine Familie, die ein buntes Gesamtbild ergeben.

Einen guten Rutsch und ein gesegnetes, glückliches und gesundes 2018…

Herzlichst

Corinna

Schraube locker

Eine gängige Behauptung für jemanden, der vermeintlich “nicht rund läuft”, “einen an der Waffel hat” oder eben “eine Schraube locker”. Wie so vieles liegt aber auch das natürlich im Auge des  Betrachters. Denn was ist schon “normal”?

Diese, nun entfernte Schraube sollte nicht locker sein, sondern Stabilität geben. In einem gebrochenen Knochen. Sie hat nach einem Jahr ihren Zweck erfüllt und konnte entfernt werden. Jeder, der ein bisschen heimwerkert, kennt das Elend Schrauben anbringen zu müssen um etwas zu reparieren. Ich bin in so etwas nicht besonders gut, aber jedesmal glücklich, wenn ich etwas durch eine Schraube fixieren konnte, was locker war.

Aktuell habe ich die nächsten zwei Wochen abends einen (relativ) festen Termin mit Menschen, die laut Medien “eine Schraube locker” haben. Das Dschungelcamp gucke ich fast immer. Ich könnte jetzt behaupten, dass ich ausschließlich Sozialstudien betreibe, aber natürlich stimmt das nicht. Fremdschämen, Belustigung, Fassungslosigkeit, Unverständnis und die unbeantwortete Frage, warum Menschen sich so etwas antun UND wichtiger noch: warum ich MIR das antue. Aber das ist ein anderes Thema….

Die Frage bei diesen Shows ist immer, was ist echt und was gespielt. In dieser Staffel werden besonders viele “psychische Stöhrungen” thematisiert. Angststörungen, Zwänge, Depressionen, Süchte. Nichts, was es nicht gibt und wo man sich nicht (zumindestens in Ansätzen) wiederfinden könnte. Wie real diese Krankheitsbilder sind, kann ich nicht beurteilen. Aber anders als körperliche Erkrankungen sind psychische Erkrankungen oft noch  ein Tabu, ein Stigma oder werden nicht wahr-/ernstgenommen.

Bei aller Trivialität, die diese Shows bieten, könnte es aber vielleicht eine winzige Chance von “Aufklärung” oder wenigstens verstärkter Wahrnehmung geben. Auf jedem Fall wird überall davon gesprochen, wer von den Campern denn nun die “größte Schraube locker” hat.

Jeden Morgen muss ich über mich selber lachen. Nämlich dann, wenn ich meine diversen Cremes in exakt ausgerichteter Linie und Reihenfolge aufstelle, wie ich sie benutze. Oder wenn ich einen sauberen Topf aus dem Schrank hole und ihn, bevor ich ihn benutze, ausspüle, dreimal an der Türklinke rüttele, um sicher zu sein, dass die Tür auch wirklich zu ist…..usw. usw. Ich könnte die Liste fortsetzen, aber spätestens dann würde klar, dass ich einen ganzen Schraubenkasten locker habe… Wahrscheinlich befinde ich mich damit auch in guter Gesellschaft. Aber wie sagt man so schön: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung…

Die eigentliche Funktion von Schrauben – nämlich zu stabilisieren – ist bisher noch nicht so richtig deutlich geworden. Meine “Schrauben”, die mich stabilisieren, sind meine Familie und Freunde. Sie geben mir Halt und fragen nicht nach meinen Schwächen. Sie greifen zu oder mir unter die Arme, wenn ich instabil bin. Dass sie selber dabei “locker” bleiben, finde ich gut, hilfreich und sehr angenehm, denn ich muss nichts erklären oder mich rechtfertigen. Das ist eine perfekte Konstellation!

Fazit: “Schraube locker” hat immer einen gewissen Unterhaltungswert und aktiviert die Mitmenschen gleich mit…

Horst Schlämmer

…ist allen durch den wundervollen Hape Kerkeling bekannt. Nun möchte ich den Besitzer dieser “entzückenden” Herrenhandtasche aus nachvollziehbaren Gründen nicht der Öffentlichkeit preisgeben, sondern ihn analog seines modischen Pendant (nur bezogen auf die Tasche!) “H. S.” nennen….

Dabei ist die Geschichte dahinter gar nicht so sehr die Geschichte des Besitzers sondern eher der “Schenkerin”… Aber dazu später mehr.

Ersteinmal möchte ich mich diesem Accessoire widmen – und das mit Verachtung. Ich habe keine Ahnung, wer diese Unsäglichkeit erfand. Ich persönlich kenne sie aus den 70ern. Da sah ich sie am Handgelenk meines Vaters und an vielen anderen Handgelenken von Herren, die sich dem damals gängigen Modediktat unterwarfen. Häßlich, unpraktisch und “geht gar nicht”…!

Kürzlich begegnete mir dieses fast vergessene (oder eher verdrängte) “Ding aus einer fernen Zeit” an einem gemütlichen und wie immer sehr geselligen Abend mit Freunden. Wir sprachen über Weihnachtsgeschenke, Geschenke im Allgemeinen und über mißglückte Geschenke. Ich bekam mal einen Fahradsattel mit Gelfüllung und eine Axt….

Eine liebe Freundin erzählte, dass sie ihrem Mann “nur” drei Geschenke gemacht habe, die “daneben” waren und das während annähernd 25 Jahren Ehe. Eines war wohl eine Trompeten-CD (ich bin mir zu den Details nicht mehr ganz sicher, denn sie gingen schon im allgemeinen Gelächter unter) das zweite war ein “Häkel-Bild” (kreischendes Gelächter) und das dritte holte sie aus den Tiefen eines Schrankes und hielt es mit spitzen Fingern in die Luft. Spätestens jetzt lagen alle kollektiv am Boden vor Lachen, H. S. und die Schenkende eingeschlossen… Getoppt wurde das Geschenk durch die ergänzende Information, dass das ein Hochzeitsgeschenk zur “grünen Hochzeit” (oder weißen, richtigen Hochzeit) war.

Übereinstimmend stellten wir fest, dass die Liebe wohl sehr groß war (und offensichtlich noch ist), denn die Hochzeit fand trotzdem statt. H.S. erklärte glaubhaft, er habe sie nie getragen und eine Freundin schlug vor, sie in eine Damen-Clutch umarbeiten zu lassen…

Wir verbrachten den restlichen Abend unter weiterem Gekicher und Gegacker und mit abstrusen Philosophien zu Herrenhandtaschen. Zu guter Letzt imitierte eine Freundin so gekonnt und treffend den “echten” Horst Schlämmer, das mir persönlich sofort klar war, dass ich am nächsten Tag Muskelkater vom Lachen haben würde. Wunderbar!

Fazit: Geschenke sind Geschenke und werden mit Liebe und Bedacht ausgewählt – auch wenn sie nicht immer auf Gegenliebe stoßen, werden sie wertgeschätzt und sei es in den Tiefen eines Schrankes.