Hurricane (Teil III)

Hurricane – der Name ist Programm! Es ist bunt, laut, turbulent und voller Energie und Leben. Ich hatte 2 Nachtdienste und das Leben in voller Vielfalt miterlebt. Es steckt eine Wahnsinn-Logistik hinter so einem Event. Über 70 000 Besucher müssen anreisen, untergebracht und versorgt werden (essen, schlafen, medizinisch und eben auch seelsorgerisch) und auch wieder abreisen. Ordnungsamt, Katastrophenschutz, Security Polizei, Feuerwehr, DRK und andere Rettungsdienste haben perfekt Hand in Hand gearbeitet und das Miteinander war großartig! Man hilft sich, trinkt einen Kaffe zusammen, lacht und hat neben viel Arbeit und Stress auch noch Spaß!

Es gab wie immer viele C2 Intoxikationen, Drogen Intoxikationen, kleine und größere Verletzungen, insbesondere verknackste Knöchel, großen und kleinen Weltschmerz und dabei jede Menge interessante Gespräche. Wir Notfallseelsorger hatten ganz gut zu tun und die Dankbarkeit für’s. “Da-Sein” war sehr groß. Viel fragten nach unserer Aufgabe und wie toll sie es fanden, dass wir Zeit für Gespräche hatten.

Ich hatte relativ häufig jemanden, der Liebeskummer hatte und der Schmerz war oft sehr groß. Ich, in meinem “weisen Alter”, musste gelegentlich innerlich schmunzeln, wohlwissend, dass das im Leben eigentlich eher die kleineren Probleme sind. Natürlich ist es für den oder die Betroffene in dem Moment ein wahrer Weltuntergang. Ich wette, bei  deutlich mehr als der Hälfte, war nach dem Festoval alles wieder vergeben und vergessen.

Es gab aber auch ein paar “echte” Seelsorgegespräche, die tiefgreifend und bewegend waren.

Ich habe viel mit genommen von diesem Wochenende – eine unglaubliche Lebensfreude und den Schwung, auch mal durch Staub und Dreck zu laufen und trotzdem zu lachen und die Gelassenheit, kleine Probleme auch mal abzuwarten…. Denn Vieles erledigt sich von selbst. Bei einer Sache bin ich mir ganz sicher – ich möchte nächstes Jahr wieder mit dabei sein!

Hurricane (Teil I)

Nein, keine Sorge! Es geht nicht schon wieder um Schuhe. Sie sollen nur ein Symbol sein, wie bunt das/mein Leben ist und wie vielfältig. Mal High Heels, mal Gummistiefel.

Letztes Wochenende war ich auf einem Gala-Ball eingeladen. Es waren 1200 internationale Gäste da, es gab eine 10 Mann-Kapelle mit 2 großartigen Sängern und eine “Las Vegas Show” mit Zauberern und Jongleuren!

Natürlich war ich entsprechend gekleidet! Und alleine die Vorbereitung hat schon sehr viel Spaß gemacht! Ich bin nämlich nicht sehr oft auf so einem Ball. Es war wirklich etwas ganz Besonderes für mich.

Ab heute ist Anreise für das Hurricane Open Air Festival in Scheeßel. Es werden ca. 75 000 Besucher erwartet. Das ist viel für einen Ort, in dem sonst nur etwa 6000 Menschen leben. Ich werde, wie letztes Jahr, wieder als Notfallseelsorgerin mit dabei sein (natürlich entsprechend gekleidet – denn es wird ein “Schlamm-Festival”, da es auf einem Acker stattfindet und die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet, extrem hoch ist).

Ich habe 2 Nachtschichten. Es wird viel los sein, zumal da die großen “Act’s” auftreten und der Alkohol- und leider wohl auch der Drogenkonsum recht weit vorgeschritten sein dürfte. Ich hoffe, dass es keine wirklich ernsthaften “Ausfälle” gibt und die vielen, überwiegend jungen Menschen Spaß haben und hoffentlich das finden, was sie suchen. Ich unterstelle mal, dass sehr Viele einfach das Leben spüren wollen und deshalb auf diese Art von Veranstaltungen gehen. Ich kann das durchaus verstehen, denn die Stimmung und die Musik kann einen schon mitreißen, wie ich letztes Jahr selber erlebt habe. Mich persönlich würde aber auch ein Orgelkonzert von Bach mitreißen.

Da sind wir wieder bei der Ambivalenz des Lebens – es ist nie nur das Eine oder das Andere. Bei mir ist es immer Beides. Laut und leise, traurig und lustig, Berge oder Meer, Angst und Hoffnung, Klassik oder Rock, Ballkleid oder Gummistiefel. Ich liebe dieses Leben!