Nutze den Tag…

….solche „Kalendersprüche“ sind manchmal kitschig, nervig, falsch oder einfach überflüssig!

Dieser ist es nicht! „Carpe diem“ ist mein Lebensmotto und steht seit vielen Jahren in meinem Ehering eingraviert. Nun habe ich auch noch einen Armreifen (und diverse Magnete, Karten u.ä.) mit dieser Aussage bzw. Aufforderung. Wie könnte ich ihn also vergessen?

Manchmal fällt er mir erst abends wieder ein, wenn ich in mein Tagebuch schreibe. “Zu spät“ denke ich dann und schreibe vielleicht schnell noch einen WhatsApp… oder nehme mir vor, gleich am nächsten Tag etwas Nettes, Sinnvolles, Nützliches zu sagen oder zu tun. Dabei gehöre ich gar nicht zu den Menschen, die immer “nett“ sind. Ich weiß mich zu wehren, kann meinen Mund nicht halten wenn mich etwas nervt oder gehe offensiv auf Eskalationen zu. Aber egal… ich nutze den Tag (wenn auch nicht immer zwingend positiv).

Wenn ich lange Hundspaziergänge mache, fällt mir mein Lebensmotto oft motivierend und hilfreich wieder ein…. wenn sich eine Freundin darüber freut, das ich die richtigen Worte gefunden habe, um ihr Mut zu machen. Oder wenn ich meinen Sohn zum Lachen bringe. Oder wenn ich die Gelegenheit habe (und nutze) mich bei jemanden zu entschuldigen, den ich einmal verletzt habe. Oder wenn ich Dinge, die nicht so gut waren  aus der Vergangenheit verzeihlich betrachten kann. Oder mich mit einem Lächeln an Vergangenes erinnere.

Wenn ich am Schreibtisch sitze und an einem Buchprojekt arbeite, denke ich manchmal das ich ja auch etwas anderes tun könnte. Etwas Besseres….Anderes, Nützlicheres…. Aber was weiß ich schon? Vielleicht ist es genau das, was ich tun soll….?!

Diese Woche werde ich jedenfalls zur Abschlussbesprechung meines neuen Buches zu meiner Lektorin fahren. Es ist fertig und ich habe viele Tage und Stunden genutzt es zu schreiben, zu überarbeiten, es zu lesen, zu korrigieren, zu überarbeiten und dann loszulassen.

Wie immer, wenn ich ein Buchprojekt beendet habe, falle ich in ein Loch. Bin quasi „leergeschrieben“ und tue „unnütze“ Dinge, wie Schränke aufräumen, Recherche abheften, Schreibtisch sortieren, Steuererklärung vorbereiten und Schuhe kaufen.

….vielleicht ist es aber gar nicht „unnütz“, was ich da tue.. oft können wir ja nicht erkennen, was für eine Wirkung unser Tun (oder Lassen) hat.

Für mich ist „Carpe diem“ kein Kalenderspruch. Er ist für mich Motivation mein Tun und mein Lassen in Frage zu stellen… und das ist doch zumindestens ein Anfang.