Inbusschlüssel und Bleistifte

Leider habe ich keine Aktienanteile an dem großen schwedischen Möbelhaus, trotzdem mag ich es, auch wenn es dafür sorgt, dass meine Schubladen mit Servietten und Kerzen nicht mehr zu gehen.

Bei uns waren umfangreiche Renovierungsarbeiten nötig. “Kinderzimmermöbel” wurden von mir abgebaut… ohne  Imbusschlüssel, sondern mit Hammer und roher Gewalt. Einiges wurde verschenkt, der Rest vom Sperrmüll abgeholt. Über emotionale Aspekte rede ich lieber nicht, sonst komme ich nur in den Ruf sentimental zu sein … (na gut, bin ich ein bisschen).

Jedenfalls benötigten wir zur Umgestaltung neues Mobiliar. Im Eingangsbereich steht eine riesige Kiste mit gelben und blauen Tragetaschen, die ich schon befülle, bevor ich die erste Treppe erklommen habe… Nämlich mit Papiermaßbändern, Notizzetteln und… Bleistiften…. Ich bin mir der Peinlichkeit bewusst, weil ich gleich drei davon nahm… DIeses Gefühl legte sich auch nicht wirklich, obwohl der Mann hinter mir gleich eine ganze Hand voll nahm…

Auf der ersten Empore stand eine Kiste mit farbenfrohen, günstigen Serviette. Meine Tasche war fast voll und eigentlich hätte ich direkt zur Kasse gehen können, aber der Einkaufszettel war in kleinster Weise abgearbeitet.

Auf der Hälfte des Rundgangs, nachdem wir gemessen, notiert (mit einem der Bleistifte!) beraten, verworfen und neu entschieden hatten, mussten wir uns erst einmal mit kleinen Fleischklößchen (für mich in vegetarischer Form) stärken. Natürlich hatten alle anderen Einkäufer die selbe Idee. Hinter mir der Mann, der die vielen Stifte eingepackt hatte…. Ich beobachte ihn aus den Augenwinkeln ob er auch extrem viel von der Preißelbeersoße nahm (tat er nicht) bevor ich mir einen Platz sicher – leider neben einer jungen Familie mit zwei kleinen Kindern die die ganze Zeit quengeln und mit ihrem Essen herum matschen. Gerne würde ich einen pädagogischen Ratschlag erteilen, aber der Blick meines diplomatischen Ehemannes lässt mich Abstand nehmen.

Bevor wir dann im durchdachten Regallager ankommen und die schweren Pakete auf zwei dafür vorgesehene Wagen wuchten, finde ich eine weiter, sehr hübsche Packung mit Servietten… Es sind alle ausgesuchten Teile vorhanden und wir pilgern zu den Kassen, die alle geöffnet sind. Dennoch sind die Schlangen lang. Logisch! Schließlich ist ein “Brückentag” nach Himmelfahrt, alle haben frei und nutzen den Tag zu einem netten Familienausflug. Wir stellen uns in einer Schlange an und ich habe Zeit in der Kiste mit Sevietten nach Farben und Motiven zu suchen, die ich noch nicht habe…. Die Kasse stellt sich natürlich als die Falsche heraus, denn an allen anderen Kassen geht es sichtlich schneller voran. Bis wir bei der leicht genervten Dame an der Kasse ankommen, weil wir den Strichcode nicht nach vorne gedreht haben und sie aufstehen muss, ist mir mein Hintermann (der mit den Bleistiften!) mindestens drei mal in die Hacken gefahren. Mein wütender Blick bewirkt gar nichts… Er hat es nicht einmal bemerkt! Im Gegenzug schubse ich meinen schweren Wagen unachtsam vorwärts und treffe mit einem überstehenden Regal versehentlich meinen Mann, der ebenfalls verständlicherweise nicht sonderlich begeistert ist.

Zur Wiedergutmachung spendiere ich ihm am Ausgang ein wahrscheinlich bakterienreiches aber wohlschmeckende  Softeis.

Fazit: Immer wieder interessant, wie leicht man sich von geschenkten/geklauten Bleistiften manipulieren läßt und dafür zum Ausgleich die doppelte Menge an ohnehin nicht benötigten Servietten kauft…

One thought on “Inbusschlüssel und Bleistifte

  1. Hallo Corinna!
    Ich habe deinen Bericht bei ERF Calondo gehört und dir eine lange mail geschrieben mit meiner Geschichte und den, vielfach gleichen geistlichen und körperlichen Erfahrungen etc.
    Leider musst meine Seite neu geladen werden und so ist der Text im Nirvana des Netzes verschwunden….. hatte ich erst richtig Mühe mit, aber so sollte es wohl sein, sag ich mal.

    Dir zur Entspannung: Ikea Mitarbeiter freuen sich, wenn Kunden überhaupt zu Bleistift und Zettel greifen !!! :-) :-)
    Und wenn es drei oder fünf Stifte sind……, Hauptsache die jahrzehntelangen positiven Grundlagen im schwedischen Haus verinnerlichen :-) .
    Also du hast alles richtig gemacht, Top!!
    Danke dir, auch im Namen meiner Kollegen, die ich seit März diesen Jahres kennenlerne – im besagten Möbelhaus.

    Lieben Gruß dir und deiner Familie! HaJott
    ( Ja, mit Krebs kann man leben – vor allem wenn Jesus mit im Boot ist – auch, wenn er im Prinzip unheilbar gilt, so wie bei mir seit 2010. )

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