Engel

Ich sammle schon seit vielen Jahren Engel. In allen Formen, denn ich habe von vielen Menschen einen Engel geschenkt bekommen, meistens verbunden mit guten Wünschen. Kürzlich bekam ich überraschend und unerwartet einen wunderschönen Engelkalender, der eine besondere Bedeutung für mich hatte. Engel haben jetzt natürlich Hochkonjunktur. In der Advent – und Weihnachtszeit gibt es sie auf Karten, Geschenkpapier, Tassen und als Figuren –  in Holz, Ton oder Glas.

Ich habe auch selber schon oft Engel verschenkt. Einen aus Glas an eine Freundin, die eine Prüfung hat und einen Bronzeengel, den wir auch bei Notfallseelsorge-Einsätzen verschenken. Diese Engel sind wie Handschmeichler, sehr schwer und sie werden ganz warm, wenn man sie länger in der Hand hält. So lassen sie uns spüren, dass wir nicht alleine sind. Der Schutz wird (be)greifbar.

Ich glaube, es gibt verschiedenen Arten von Engeln. Nicht immer haben sie Flügel. Sie begegnen uns in Menschengestalt, wenn jemand zur rechten Zeit das Richtige sagt oder tut. Und dann bedanken wir uns mit den Worten: “Du bist eine Engel.”

Sie sind natürlich bei uns in Gefahrensitutaionen, als Schutzengel. Gerade noch mal rechtzeitig gebremst! Nur ein blauer Fleck,  als ich auf Socken auf der Treppe ausrutschte. Sie stehen hinter uns und lassen uns nicht alleine, wenn wir in Gefahr oder Not sind. Sie stehen mit den Operateuren im OP, sitzen neben den Piloten, Zugführern und Busfahrern und stellen sich vor uns, damit wir nicht diesen Weg gehen, weil ein großer Baum genau auf die Straße fällt, die wir überqueren wollten.

Einer meiner Lieblingssprüche (und deshalb Trauspruch) heißt: “Denn er hat seinen Engeln befohlen, das sie dich behüten auf all deinen Wegen, das sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.” (Ps.91, 11+12)

Engel sind Wächter – über unseren Schlaf. So sprechen wir es doch oft in Wiegenliedern und Kindergebeten… “Guten Abend, gute Nacht, von Englein bewacht….”. Und so können wir ruhig und tief schlafen und erholt aufwachen.

Engel sind Boten. Sie bringen Nachrichten zu uns Menschen. Aber manchmal ist es um uns herum so laut, dass wir sie nicht hören können. In der Weihnachtsgeschichte kommen Engel zu den Hirten, um die Geburt Jesu zu verkünden. Sie bekommen schreckliche Angst. Die Engel sagen ihnen: “Fürchtet euch nicht…” Und die Hirten tun das, was die Engel ihnen auftrugen: Sie machen sich auf den Weg, setzen sich in Bewegung zu dem Licht in der Dunkelheit.

Manchmal sind Engel auch Botschafter und Übersetzer. Da wo mir die Worte fehlen, kann ein Engel Trost und Hilfe sein. Und wenn ich nicht die richtigen Worte finde, sprechen sie für mich. Darum verschenke ich auch gerne Engel. Weil ihre Botschaft ankommt.

Strom des Lebens

“Xaver” ist gerade über uns hier im Norden hinweg getobt und nicht weit von hier steht Hamburg zum Teil unter Wasser. Die Flut wird durch den auflandigen Wind stark in die Elbemündung gedrückt.

Als ich heute morgen mit meinem Border Collie durch die Wiesen ging, war es immer noch sehr stürmisch und unser kleiner Fluss kräuselte sich stark unter den Böen, aber zum Glück ohne Überschwemmungen. Wolken rasten über den Himmel und es wirkte für mich einen Augenblick lang recht bedrohlich. Ich beschleunigte meine Schritte, was meiner Hündin gut gefiel und sie lief zügig vor mir her. Tief zog ich meinen Kopf in meine kuschelige Jacke ein.

Dabei wäre es mir fast entgangen, dass plötzlich für einen kurzen Moment die fahle Sonne durch die Wolken brach und der Wind einen Moment lang inne hielt – so als würde er seinen Atem anhalten um mir Gelegenheit zu geben, den stillen Moment zu genießen. Das Licht wirkte milchig, die Sonne verbreitete dennoch ein kleines bisschen Wärme auf meinem Gesicht und der kleine Fluss, der sich durch die Wiesen schlängelt, war spiegelglatt, so dass sich die Sonne darin spiegelte.

Ein surrealer Moment nach dem stürmischen Getöse. Es dauerte auch nur einen Herzschlag lang, dann war der Fluss wieder “kabbelig” und unruhig, da der Wind wieder Anlauf nahm. Wolken schoben sich zurück vor die Sonne und der stille Moment war vorbei.

Ich assoziierte diese Begebenheit sofort mit meinem Leben in den letzten Monaten. Es ist oft unruhig auf meinem Strom des Lebens gewesen…. Viele “up’s and down’s”, unruhige  Wellenbewegungen, die mich schwanken ließen, aber auch immer wieder kurze Moment zum Innehalten und ruhig werden, an dem ein kurzer Lichtblick Hoffnung machte auf bessere Zeiten. Und das Gefühl, die Sonne ist da. Hinter den Wolken – auch wenn ich sie gerade nicht sehen kann…..

… Vielleicht war es aber auch “nur” ein ganz normales Naturphänomen, das ich beobachtet habe…. Glaube ich aber nicht, denn solche Momente sind geschenkte Momente, um uns daran zu erinnern, dass wir niemals alleine sind.

Chorgesänge

Die menschliche Stimme kann Sprache und Gesang erzeugen. Obwohl für beides dieselben Organe benötigt werden (Zwerchfell, Lunge, Stimmbänder und jede Menge Muskeln), unterscheidet sich Singen vom Sprechen durch ein wesentlich größeres Klangspektrum, größere Tonhöhenunterschiede und durch definiertere Strukturen. Der Gesang ermöglicht es, Worte (und damit Emotionen) in eine musikalische Linie ein zu binden.

Ich bin zwei mal jährlich zu kontemplativen Übungen in einem Benediktinerkloster. Die Psalmgebete der Mönche finden in einem Sprech-Gesang statt. Ich merke binnen kürzester Zeit, wie mich der gleichmäßige Rhythmus erfasst und ich innerlich still werde. Ich mag auch Rock- und Popmusik. Im Sommer war ich auf einem Festival (allerdings nicht als Besucherin, sondern als  Notfallseelsorgerin) und auch dort hat mich die Musik durch das Wummern der Bässe und das laute Singen mitgerissen.

Wann habe ich das letzte mal gesungen? In den Familien wird kaum noch gesungen. Und gerade jetzt ist doch eine wunderbare Zeit dazu. Am ersten Advent wurden in der Kirche natürlich Adventslieder gesungen. Eines davon war “Macht hoch die Tür”. Ein wunderschönes Lied! Ich war ziemlich gerührt, weil es mich an meine Kindheit erinnerte und ich sogar noch alle Strophen kannte. Ich sang mit, allerdings ganz leise, da ich wirklich ungeübt bin.

Eine neuere Studie besagt, das Menschen, die gemeinsam in einem Chor singen nach einer bestimmten Zeit eine ähnlich hohe, bzw. niedrige Herzfrequenz haben und der “Gückshormonspiegel” (Endorphine) im Speichel messbar ansteigen. Das bedeutet: Gemeinsames Singen macht glücklich!

Aha! Da trifft es sich ja gut, dass sich just ein neuer, kleiner Kirchenchor gegründet hat und noch Mitsänger sucht. Natürlich haben wir auch eine Kantorei – und zwar eine richtig gut!  Da wäre mein Gekrächze sicher fehl am Platz. Aber ein kleiner, noch im Anfangsstadium befindlicher Chor…. Dazu hätte ich wohl Lust und Laune.

Ich kann Noten lesen und habe 2 Jahre in einem Mädchenchor gesungen. Allerdings war das nicht ganz freiwillig (in dem Internat wo ich 2 Jahre zur Schule ging, war das Pflicht!) und ist noch dazu über 30 Jahre her. Ich hoffe, singen ist wie Fahrrad fahren…. Einmal gelernt vergisst man es nicht! Und wie sagte schon meine verehrte Hildegard von Bingen: “In der Musik hat Gott den Menschen die Erinnerung an das verlorene Paradies hinterlassen.”