Schuhe

Jimmy Choo, Manolo Blanik, SJP  - das klingt doch wie Musik in meinen Ohren! Es wird aus meiner Sicht allerhöchste Zeit (mal wieder) etwas über Schuhe im Allgemeinen und im Speziellen zu schreiben. Das ich das unmittelbar nach dem “Fastenblog” tue, ist natürlich ein kleiner Widerspruch. Naja, ich schreibe ja nur darüber – ich kaufe ja keine…

Vor ein paar Tagen sagte mein behandelnder Arzt zu mir, dass er es nicht verstehen könne, wie man freiwillig so hohe und damit unbequeme Schuhe anziehen könne. Ich trug High Heels, Absatz etwa 10 cm mit einem leichten Platau (in Jeans-Blau). Ich war etwas irritiert, denn erstens sprechen Männer einen selten auf Schuhe an (es sei denn, der hauseigene Schuhschrank wird zu klein) und zweitens hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, dass die Schuhe unbequem waren und drittens kann ich auch gut in High Heels laufen, da ich sehr häufig hohe Schuhe trage.

Für mich ein Anlass mir tatsächlich mal die Frage zu stellen: Was ist das eigentlich mit meinem Schuhtic? Beruhigend finde ich schon mal, dass es nicht wirklich gravierende Schäden verursacht (höchstens im Geldbeutel) und ich definitiv nicht die einzige Frau mit diesem Tic bin! Ich weiß sogar von einem Mann, der mehr Schuhe hat als ich!

Der Tic ist auch nicht neu, denn britische Forscher fanden in einem Frauengrab, dass mindestens 1800 Jahre alt ist, schicke Hirschleder-Schuhe mit Korkabsätzen! Und es wird vermutet, dass es mit der Darstellung des sozialen Status zu tun hat.

Für mich gehört zu einem Outfit auch ein entsprechender Schuh. D.h. zu einer Jeans und einem sportlichen T-Shirt gehören Chucks, bestenfalls in einer Farbe die zum T -Shirt passt oder sogar identisch ist. Und zu einem schicken Kleid gehören für mich High Heels. So einfach ist das!

Es ist eigentlich egal, was für Schuhe ich besitzen möchte. Ballerina, Stiefeletten, Peeptoes, Sandalen, Chucks oder Pumps – und ich kaufe auch Wanderstiefel gerne! Am liebsten sind mir aber tatsächlich hohe Schuhe. Ich finde sie einfach schön. Ich muss auch nicht dauernd und ständig Schuhe kaufen (das wäre auch auf Dauer sehr kostspielig). Es macht mir ebenso viel Spaß, durch Schuhgeschäfte zu bummeln und zu gucken. Gelegentlich probiere ich auch das ein oder andere Paar an. Oder ich surfe im Internet nach den aktuellen Trends bezüglich Form und Farbe. Und es gibt da echte Kunstwerke!

Also es scheint weniger die Jagd zu sein – wobei ich mich natürlich über Schnäppchen sehr freue – sondern eher um das betrachten. Naja, zugegebenermaßen habe ich nicht gerade wenig Schuhe, aber es nimmt keine überproportionalen Ausmaße an! Ehrlich nicht! Imelda Marcos, die Frau des ehemaligen philippinischen Diktators hatte angeblich über 1000 Paar. Maria Carey angeblich mehr als 10x so viele!!! Deutsche Frauen haben im Durchschnitt 25 Paar (Männer 9 Paar). Ich liege jedenfalls zwischen Imelda Marcos und der “deutschen Durchschnittsfrau”… und nichts ist bekanntlich so gut geeignet für die soziale Evolution des Menschen, wie Gegenstände, die eigentlich überflüssig sind! Denn tatsächlich ist es ja (leider) so, dass wir immer nur EIN Paar Schuhe gleichzeitig tragen können.

Fastenzeit

Was für ein Glück! Ich bin kein großer Fan von Schokolade. Ab und zu esse ich mal eine Praline, aber eine Tüte Chips ist mir allemal lieber. Ich könnte also ohne viel Mühe “7 Wochen ohne Schokolade” durch ziehen. Aber das ist nicht der Sinn der Sache. Ich sollte auf etwas verzichten, das mich bindet, beschränkt oder ich “vermeintlich” unbedingt jeden Tag brauche.

Da fallen mir auf Anhieb einige Dinge ein!  Wie wäre es, auf Auto fahren zu verzichten? Ich könnte tatsächlich die allermeisten Ding zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Es wäre eben mit etwas mehr Umstand und Anstrengung verbunden. Oder ich könnte 7 Wochen auf Internet Gebrauch verzichten. Das ging vor 20 Jahren ja auch ohne dieses Medium! Oder ich könnte darauf verzichten etwas schlechtes über andere Menschen zu sagen, wenn sie nicht dabei sind! Oder ich könnte darauf verzichten 7 Wochen lang Schuhe zu kaufen (das wäre echt hart, denn jetzt beginnt die Frühjahre-Saison mit den neuen Farben und Formen!).

Am Aschermittwoch beginnt in der christlichen Tradition die Fastenzeit. Sie dauert 40 Tage und gilt als Vorbereitungszeit für das Osterfest. Biblisch geht sie auf die 40tägige Fastenzeit von Jesus in der Wüste zurück. Sehr bekannt ist auch das Heilfasten, das aber eher einen medizinischen Hintergrund hat. Es wird zum entschlacken, bzw. entgiften durchgeführt (meistens 7 Tage). Doch das passt wiederum zu dem Verzicht auf unsere “Süchte” – wir wollen ja auch das loslassen, was uns bindet, blockiert oder uns krank macht.

Was treibt so viele Menschen an zu fasten – auf ihre ganz individuelle Art? Angeblich wollen 18% der Deutschen fasten. Die Meisten eher um ab zu nehmen (also Süßigkeiten und Alkohol). Aber viele fragen sich wohl ganz allgemein, ob sie in der Lage sind, in dieser Konsumgesellschaft überhaupt noch auf etwas verzichten zu können. Ist es aber nicht auch eine gute Zeit mal inne zu halten und zu überlegen, was ich wirklich brauche, was wirklich wichtig ist? Oder ist es ein Phänomen, was man macht, weil es gerade der Zeitgeist ist? Oder weil ich mir selber Druck mache? Könnte ich nicht auch fasten, mir selber dauernd Druck zu machen? Das wäre doch eine richtig gute Idee!

Beim Überlegen, was ich fasten möchte, ist mir auch bewusst geworden worauf ich nicht verzichten könnte. Meine Familie und mein zu Hause! Das ist eine gute “Nebenwirkung”. Was ich jetzt faste, weiß ich noch nicht genau, aber es wird etwas sein, was mir etwas abverlangt…. und mich vom Druck des Konsums befreit.

Labyrinth

Labyrinthe sind ein System von Linien oder Wegen, die durch zahlreiche Richtungsänderungen ein verfolgen oder abschreiten des Musters zu einem Rätsel macht.  Manchmal wird der Begriff im übertragenen Sinne für einen unüberschaubaren Sachverhalt benutzt. Aus der griechischen Mythologie kennen wir die Geschichte vom kretischen König Minos, der von Daidalos ein Labyrinth als Gefängnis für den Minotaurus errichten lies. Ariadne gab ihrem Liebsten Theseus einen Faden, mit dessen Hilfe er, nachdem er den Minotaurus getötet hatte,  das Labyrinth entlang des (roten?) Fadens wieder verlassen konnte.

In vielen mittelalterlichen Kirchen findet man Fussboden-Labyrinthe. Sie dienen als Bußübung, in dem man auf Knien dem Muster folgt und an bestimmten Stationen Gebete spricht. Es symbolisiert den Weg der Erlösung der Seele und gleichzeitig den Pilgerweg (!) nach Jerusalem.

Mich haben Labyrinthe schon immer fasziniert und ich bin in englischen Gärten durch wunderschöne Hecken-Labyrinte gegangen und habe in einigen Kirchen, besonders in Frankreich, die Fussboden-Labyrinthe abgelaufen. Ich kann gut nachvollziehen, dass Labyrinthe auch ein Pilgerweg sein können.

Vor einiger Zeit brachte ich meinem Sohn aus dem “Kloster Shop” ein Holz-Geduldsspiel – ein Labyrinth –  mit. Ich bin mindestens zwei mal jährlich zur inneren Einkehr in einem Benediktiner Kloster. Die Mönche haben zur Kontemplation (lat. contemplari = anschauen, betrachten) ein Steinlabyrinth im nahe gelegenen Wald gebaut. Man kann bei diesem Labyrinth, anders als bei den englischen Hecken-Labyrinthen, die Mitte, aber auch den Ausgang immer sehen. Das macht es aber nicht unbedingt leichter, zu mindestens dann nicht, wenn man sich an die “Regel” hält, und nicht die Linien überspringt.

Ich bin auch hier schon einige Male diesen labyrinthischen Weg abgelaufen und es dauert überraschend lange, bis man am Ziel in der Mitte angekommen ist und dann auch wieder aus dem Ausgang heraustreten kann. Das liegt daran, dass man erst einmal den Weg finden muss, und dann auch einige Wege doppelt geht. In der Mitte ankommen ist wohl das eigentliche Ziel, oder? Oder ist es doch eher das wieder heraus finden? Oder ist es gar der Weg selber? Wie beim pilgern? Ich weiß gar nicht genau, ob ein Labyrinth positive oder negative Gefühle bei mir auslöst. Man kann sich ja auch verlaufen. Und ich habe nicht immer einen Ariadne-Faden dabei. Der rote Faden (für mein Leben) muss ja auch einen Anknüpfungsort haben. Ich muss ihn irgendwo oder an jemanden festmachen, damit er hält und mich den ganzen Weg leitet.

Ein Labyrinth kann aber auch Schutz bieten. Ich kann mich darin verstecken. Ich bin dort sicher, weil ich die Wege gut kenne und ich kann dort zur Ruhe kommen. Das war wohl der Grund, warum ich das Holzlabyrinth für meinen Sohn kaufte. Er teilt meine Liebe zu Labyrinthen und malte als Kind schon gerne in “Irrgarten-Büchern” die Wege nach. Heute nutzt er das Spielzeug um sich zu konzentrieren und zur Ruhe zu kommen und dann weiter auf den verschlungenen Pfaden zu gehen.