Perlen

Als ich auf einem Ritterfest letzten Sonntag an einem Stand für Schmuck diesen bunten Kasten sah, war ich fasziniert von den schönen Farben und Formen, die so ordentlich sortiert und doch ein schönes Durcheinander zeigten. Als ich ein Foto davon machte, sagte eine Freundin: ” Na, ist das ein Foto für einen Blog?”

Ja, natürlich! Und ich hatte auch sofort diverse Assoziationen dazu, die sicher ansprechend gewesen wären. Doch das, was ich jetzt darüber denke, ist alles andere als schön, bunt und formvollendet. Wenn ich heute auf das Foto schaue, würde ich den ganzen Kasten gerne vom Stand fegen, herunterschmeißen und die schönen Perlen zertreten.

Warum? Weil ich entgegen meiner sonstigen Natur total wütend, zornig und frustriert bin. Ich fühle mich gerade hilf- und machtlos und ohnmächtig. Weil ich auf die Willkür und den nicht vorhandenen, guten Willen von anderen Menschen angewiesen bin, und ich nichts – aber auch gar nichts tun kann, um mein Ziel zu erreichen.

Und da ich die Fäden (auf die man die schönen Perlen aufreihen könnte) gerne in der Hand habe, fällt mir so eine Situation besonders schwer.

Was erregt nun meinen Zorn? Ich warte seit einigen Tagen auf einen sehr wichtigen Laborwert. Er wurde letzte Woche abgenommen und es dauert immer ein paar Tage bis er vorliegt, da ein besonderes Verfahren angewendet wird. Ich weiß das und ich habe das schon sehr, sehr oft hinter mir. Ich weiß aber auch, das immer gesagt wird, ich soll in 8 – 10 Tagen anrufen. Und da ich ein ungeduldiger Mensch bin, rufe ich IMMER schon am 6. Tag an…. Und dann ist der Wert IMMER schon da.

Und ich weiß ja auch, dass sehr viel zu tun ist und die Patienten auch nicht immer nett sind, aber ich rufe ja nicht an, um nach dem Wetterbericht zu fragen, sondern um einen möglicherweise lebenswichtigen Wert zu erfragen….

Als ich heute anrief und vorsichtig nachfragte, ob der Wert schon da sei, hatte ich kaum ausgesprochen, als die Dame am Telefon sagte: “Nein, der ist noch nicht da. Es ist zu früh!” Diese Antwort kam so schnell, dass sie weder in meine Kurve, noch auf das Faxgerät noch in den Ablagekorb gesehen haben konnte. Völlig perplex konnte ich nur: “Äh, oh, äh tja, schade, aber danke” stottern und verabschiedete mich schnell.

Kaum hatte ich aufgelegt, platzte ich schon. Wie dusselig von mir! Ich hätte nachhaken und die Dame bitten (auffordern!) sollen, genauer nach zu sehen. Ich grummelte eine Weile vor mich hin, und überlegte, noch mal an zu rufen.

Nun bin ich eigentlich alles andere als schüchtern, aber offen gestanden war ich doch etwas eingeschüchtert und ich wollte die Dame nicht noch mehr verärgern, denn ich werde sie ja beim nächsten Untersuchungstermin wieder treffen. Also ließ ich es.

Nach zwei Stunden kochte ich aber dann doch so sehr, dass ich nochmal anrief. Allerdings mit dem Handy, damit meine Nummer nicht erkannt wurde. Ich schalt mich sofort eine “paranoide Kuh” und ließ es dreißig mal klingeln. Niemand ging hin! Das steigerte meine Wut noch mehr, denn es war noch eine ganz normale Arbeitszeit!

Das Ende der Geschichte/Perlen-Assoziation? Ich will sie immer noch herunter schleudern! Und dabei können die schönen, bunten Perlen ja nun wirklich nichts dazu! Aber das ist mir für heute ausnahmsweise mal egal!