Sparstrumpf-Schuh

Diesen sehr passenden Sparschuh habe ich Weihnachten von meinem Sohn und seiner Freundin bekommen – und mich riesig darüber gefreut, passt er doch perfekt zu mir. Ich sammele ja sowieso “Kleingeld”, um bei jeder sich bietenden Möglichkeit, wie bereits bekannt, Schuhe zu kaufen.

Ich frage mich allerdings, was mich eigentlich mehr antreibt: Das Sammeln (von Schuhen, nicht von Kleingeld) oder die Beute an sich.

Ich erinnere mich gut daran, dass meine Großmutter früher jeden Monat einen “Fünf-Mark-Schein” von Ihrer Rente für mich bereithielt….. zum Sparen. Ich freute mich über den Schein, obwohl er für mich keine große Bedeutung hatte, denn ich kannte den Wert des Geldes mit 4 oder 5 Jahren natürlich nicht. Ich wusste aber, dass es etwas Besonderes war. Unter Aufsicht wanderte er umgehend in das Sparschwein. Und das machte mich total wütend und traurig, konnte ich doch nicht verstehen, warum man etwas, was offensichtlich wichtig war, in ein Behältnis werfen sollte und es dann im Wortsinn, nicht mehr sicht- und greifbar hatte und in meinen Kinderaugen damit verloren war.

Am Weltsspartag trug ich dann gemeinsam mit meiner Oma das Spardings zur Bank, bekam in ein für mich völlig uninteressantes Buch eine Zahl eingetragen und ein Spielzeug. Das fand ich dann schon besser. Es brauchte noch einige Zeit, bis ich den Mechanismus des Sparens begriff.

Offen gestanden sammele/spare ich nicht in einem Sparstrumpf, Sparschwein, Sparschuh sondern in einem Butterbrotbeutel, der in einer alten Teedose im Küchenschrank liegt. Warum? Weil ich so sehen kann, was und wieviel ich gesammelt/gespart habe, und es so nicht aus meinen Augen verloren ist.

Ich glaube, ich habe den Mechanismus des Sparens doch noch nicht so ganz verstanden, denn wenn der Beutel halbwegs voll ist, trage ich ihn in den nächsten Schuhladen. Ich halte nicht viel vom Sparen. Worauf wollen wir warten? Und das was wir sparen/sammeln haben wir ja offensichtlich über…. Also brauchen wir es nicht und können es auch weggeben oder, noch besser – verschenken (auch das tue ich gelegentlich mit dem Gesparten). Denn dann wird es wieder sichtbar… In Form von Schuhen oder im Lächeln des Beschenkten.

Rosenbilder

Wenn man Dinge wieder entdeckt, die untrennbar mit der Kindheit und positiven Erinnerungen verbunden sind, freut man sich – und ist gleichzeitig auch ein bisschen wehmütig.

Mir ging es vor ein paar Tagen so, als ich in Folie eingepackte “Rosenbilder” in einem Museums-Shop entdeckte (da gehören sie wohlmöglich hin, denn es sind Relikte aus der Vergangenheit). Ich war begeistert und kaufte sofort ein paar Bögen. Wieder zu Hause, rief ich meine Mutter an  und fragte, ob es noch meine grüne Mappe mit gesammelten Werken meiner  geliebten Rosenbilder gäbe. Ich war sehr erleichtert, als sie es bejahte und ich werde sie bei meinem nächsten Besuch ganz sicher heraus kramen und in Erinnerungen schwelgen.

Ich verbrachte viele Stunden mit Freundinnen auf den Treppenstufen und Mauern unserer Elternhäuser um Bilder zu tauschen, zu betrachten und zu bewerten. Wir legten sie übereinander um nach Größe zu tauschen. Ein großes Rosenbild (es waren ja gar nicht immer Rosen, manchmal auch Tiere, bevorzugt Hund, Katzen und Pferde, Feen und Prinzessinnen oder andere Fabelwesen) war mindestens zwei kleine wert! Und besonders schöne Bilder wurden gar nicht hergetauscht! Besonders wertvoll waren die, mit Glitzer obendrauf. Die Bilder die nicht so begehrt waren oder die einem nicht gefielen wurden in Poesiealbum geklebt, die “damals” ebenfalls Hochkonjunktur hatten.

Jahre später gab es ein ähnliches Phänomen bei meinem Sohn – Pokemonkarten wurden hin- und her getauscht. Und es war wichtig, besonders seltene Karten wie einen Schatz zu hüten.

Wie schön einfach doch so eine Kinderwelt erscheint. Man besitzt vermeindlichche Schätze und niemand kann sie einem rauben, es sei denn, man entscheidet sich für einen Tausch. Gleich für gleich!

In unserer Erwachsenenwelt hat uns die Erfahrung inzwischen natürlich gelehrt, dass nichts zwangsläufig von Bestand ist. Weder materielle “Schätze” noch ideelle noch Gesundheit, Liebe oder das Leben selber. Und “gleich für gleich” gilt auch nicht immer. Wie oft fühlen wir uns ungerecht behandelt, ja sogar betrogen. Habe ich nicht soooo viel in die Beziehung investiert…. Und was bekomme ich zurück? War der Gebrauchtwagen nicht viel zu teuer bezahlt… Hat mich der Händler übervorteilt? Ich habe viel Sport getrieben und mich gesund ernährt…. Wieso bekomme ich trotzdem einen Infarkt? Ist das alles ein gerechter Tausch?

Ich erinnere mich, dass mir eine Freundin ihr liebstes Rosenbild schenkte, weil ich ihre beste Freundin war und ich wohl irgendetwas gesagt oder getan hatte, was sie als so wertvoll betrachtete, dass ich ihren besonderen Schatz verdiente. Ich fand das Bild eigentlich nicht so besonders schön, erkannte aber, dass es ein besonderes Geschenk war und freute mich riesig. Ich hütete dieses Bild besonders und es war in der ersten Hülle in meiner Sammelmappe.

Ich glaube, ich werde morgen auch einer Freundin mein schönstes und wertvollstes Rosenbild schenken.