Mosaik

Im Somer hatte ich eine Lesung in Koblenz. Mein Mann holte mich ab und wir verbrachten ein verlängertes Wochenende an der Mosel. Beim Frühstück unseres vorletzten Tages kündigte er eine “Überraschung” für mich an…. wohlwissend, dass ich Überraschungen hasse wie die Pest. Mit meiner  ausgeprägten Angst vor Kontrollverlust, fällt es mir schwer, Dinge nicht planen oder steuern zu können. Nun weiß ich aber, dass ich meinem Mann absolut vertrauen kann und ließ mich zähneknirschend auf die Überraschung ein. Er fuhr mit mir an einen mir nicht bekannten Ort und ließ sich auch nicht durch mein penetrantes Generve und nachfragen, was denn die Überraschung sei, aus der Ruhe bringen. Im Nachhinein glaube ich sogar, dass es ihm eine diebische Freude verursachte… Denn er wußte, dass mich seine Überraschung positiv umhauen würde.

Wie Recht er hatte! Wir fuhren zum Ausgrabungsort einer alten, römischen Villa, mit einem unfassbar detailreichen und wunderschönem Mosaikboden, der bis auf wenige Stellen vollständig erhalten  war. Mein Mann kennt mein Faible für Puzzel und besonders Mosaike. Wir haben auf unseren Reisen schon viele davon gesehen. In Tunis, auf Malta und Rhodos, im Pergamon Museum und in Süddeutschland. Dieses war unglaublich farbenprächtig und man konnte auf einem Glasboden-Umlauf von oben auf das Mosaik sehen. Wir hielten uns sehr lange dort auf und ich versuchte mir jedes Detail einzuprägen.

Ich überlegte, woher meine Faszination für Mosaike (und Puzzles)  eigentlich kommt. Als Kind  puzzelte ich gerne und viel. Oft beteiligten sich meine Eltern und es war immer spaßig. Diese Tradition setzte ich mit meinem Sohn fort. Er konnte schon mit drei Jahren ein 300 Teile Puzzle fertigstellen. Seine analytischen Fähigkeiten zeigten sich schon damals. Wir puzzelten zusammen in der Familie und es hat unglaublich viel Spaß gemacht, zu sehen, wie aus vielen, vielen Einzelteilen (1000 – 5000Teile) in Gemeinschaftsarbeit ein Gesamtbild entstand. Es müssen alle Teile am richtigen Platz sein und genau zueinander passen. Manchmal muss man lange danach suchen und Teile wieder zurücklegen. Wenn ein Stein fehlt, ist das Bild nicht komplett. Und wenn man gemeinsam an etwas gebaut hat, ist die Verbindung – und später die Erinnerung daran – etwas Wundervolles.

Beim Betrachten des alten römischen Mosaiks dachte ich darüber nach, mit wieviel Arbeit und Mühsal und wahrscheinlich deutlich weniger Spaß, als wir es in der Familie hatten, dass Mosaik wohl entstanden war. Vor meinem geistigen Auge konnte ich die Menschen sehen, die gebückt die bunten Steine an die dafür vorgesehenen Stellen legten…..

Fazit: Erstens: Puzzeln ist symbolhaft, macht sehr viel Spaß und fördert die Konzentration. Zweitens: Ich werde die alten, noch vorhandenen Puzzles aus dem Keller holen. Drittens: Es lohnt sich, sich gelegentlich auf Überraschungen einzulassen…