Online/Offline

“Alles kein Problem! Der Techniker legt nur einen Schalter um … Der muss gar nicht ins Haus, das macht er am Schaltkasten in ihrer Stasse… Sie müssen dann “nur” den neuen Router (150€) installieren. Das ist ganz einfach! Und dann läuft alles viel besser und schneller!”  O Ton des sehr netten, kommunikativen Herrn im Shop. Ich habe mich auf die krude Idee eingelassen, von einem langsamen, aber stabilen (!!!) Internet zu einem WESENTLICH schnelleren Internet umzustellen…

Ich war von Anfang an dagegen! Und ich wusste, dass es eben doch  ein “Problem” werden würde… Manchmal ist es echt blöd, recht zu behalten!

Zum besagten Termin war alles wie gehabt, nur ab Mittag konnte ich mit dem Festnetzanschluss nicht mehr telefonieren. So ein Dreck! Ich sollte ja Internet-Telefonie ( was für ein Wort) bekommen, hatte das aber nicht auf dem Schirm gehabt, dass mein Mann erst abends den neuen Router installieren wollte (ich fasse solche Gegenstände nicht an, weil sie dann ganz sicher kaputt gehen). Ärgerlicher Weise hatte ich mehrer Telefonate vereinbart, die ich dann per WhatsApp auf mein Handy umleiten musste.

Abends machte sich mein Mann an die Arbeit und installierte den Router… Alles vorschriftsmäßig und nach Anleitung…. Kein Festnetz, kein Internet – weder langsames noch schnelles! GAR KEINS! Irgendetwas klemmte! Außer meine Laune… Die ging senkrecht nach oben….

Am nächsten Morgen hängte sich mein Mann – mit dem Handy- Festntz ging ja nicht – in die Beratungshotline – Ergebnis: der nette Mensch am anderen Ende konnte sich auch nicht erklären woran es lag. “Da muss wohl ein Techiker kommen, wenn es ein Problem (aha!) im Haus ist – also nicht an der Zuleitung liegt, ist es aber kostenpflichtig….”

Da der Techniker ja nun nicht zwingend auf einen Einsatz bei uns gewartet hatte, dauerte es natürlich drei weiter Tage, bis jemand “frei” war…. An zugesagtem Tag ging ich nach einmal in den Shop und “weinte” dem netten Herren vor, wie schrecklich es ohne Telefon und Internet ist, da ich ja überwiegend damit arbeite, da ich ja Journalistin bin….

Das veranlasste ihn wohl sicherheitshalber nocheinmal nachzufragen, ob denn der Techniker auch tatsächlich für uns gebucht war. Ach ja, und es könne sein, das die alten Telefone nicht kompertielbel sind…. Und so verließ ich um 100€ ärmer, dafür aber mit zwei neuen, sehr stylischer Telefonen den Shop.

Extrem pünktlich kamen zwei coole junge Männer um die toten Leitungen wiederzubeleben. Sie pfriemelten ein bisschen rum, sprachen eine Techniksprache, die ich nicht verstand, verließen das Haus mehrfach um am Verteilerkasten -was auch immer- zu machen, um dann festzustellen, dass das Problem (aha!) im Haus sein müsse (120€)…. Im Keller fanden sie ein Kästchen… Einen “Splitter” (was immer das auch ist) und knipsten ihn mit einer chirurgischen Zange ab.

“So, jetzt müsste es gehen, ich rufe sie mal an…” beruhigte mich der nette junge Mann, denn ich lief wie ein aufgescheuchtes Huhn immer hinter den Beiden her, damit sie ja nicht fliehen konnten, ohne mich von dem Problem (aha!) zu befreien.

Und tatsächlich klingelte dann auch das Telefon (mit einem entsetzlichen Klingelton, dem ich dann später eine neue Melodie verpasste….. aber das ist eine andere Geschichte….) und tatsächlich war auch mein Laptop wieder online…und ich sehr glücklich.

Fazit: Es ist IMMER ein Problem, wenn jemand das Inetrnet manipuliert und es ist (gefühlt) gar nichts schneller als vorher, ich bin zu dumm für das neue Telefon und es war teuer… Tip am Rande: NIEMALS eine stabile Leitung zum Problem (aha) werden lassen…

Offline

Als ich letzte Woche in Franken war, war ich “offline”, aber eher unfreiwillig, denn es ist dort, wo Berge sind und in kleinen Orten eben manchmal schwierig mit dem Internet. Ich gehöre zu dem Menschen, die gerne, oft, aber mit Sinn im Internet unterwegs sind. Das verlangt mir schon mein Job ab und sehr viele Kontakte habe ich via Mail, Facebook, WhatsApp, Twitter und was es sonst so gibt.

Aber – und das ist mir sehr wichtig – ich lebe nicht in der virtuellen Welt, sondern habe ein wirkliches, reales Leben mit richtigen Freunden, die ich gerne treffe und mit denen ich spreche, lache, weine und schöne Dinge unternehme. Am Wochenende werden wir uns mit acht Freunden zum “Weihnachtskekse backen” treffen. Und niemand wird nebenbei an seinem Handy “daddeln”, weil uns die uneingeschränkte Gemeinschaft und Achtsamkeit füreinander wichtig ist.

Beeindruckt war ich von der kürzlich selbst auferlegten (vorläufigen) Internet-Abstinenz meines Sohnes. Ich war schon verwundert, wieso ich ihn nicht über die diversen Kommunikationskanäle erreichen konnte, und versuchte es ganz “old school” über die Festnetznummer.

Er sei “offline” erklärte er mir, da ihn das Internet/Handy im Moment zu sehr von seiner zu schreibenden Bachelor-Arbeit ablenken würde. Er würde das Handy zu bestimmten Zeiten wieder anschalten, um Nachrichten abzufragen, aber ansonsten bleibt das Handy im Moment aus. Und zwar richtig! Nicht nur stumm geschaltet, sondern ganz aus!

Ich war schwer beeindruckt von seiner Konsequenz und überlegte, wann ich das letzte Mal das Handy komplett ausgeschaltet hatte. Fakt ist: Ich kann mich nicht erinnern, was bedeutet, dass ich es tatsächlich sehr lange nicht getan habe! Asche auf mein Haupt!

Die ständige Erreichbarkeit lenkt doch sehr ab. Und so nehme ich mir jetzt gelegentlich ein Beispiel an meinem Sohn und schalte mein Handy ab und zu mal aus. Wenn ich dauernd auf mein Handy gucke, nehme ich doch meine schöne Umwelt gar nicht richtig wahr. Und so konnte ich den wunderbaren Sonnenaufgang über dem Walbala, dem Hausberge von Oberfranken, genießen, ohne durch Nebengeräusche, die mir signalisieren, dass eine Machricht für mich eingegangen ist, abgelenkt zu werden.

Allerdings schaltete ich das Handy dann doch wieder an, um ein Foto zu machen….

Fazit: Offline zu sein hat seine Berechtigung – online zu sein manchmal auch – das Maß der Dinge ist das Entscheidende – und das liegt wie immer im Auge des Betrachters.