Konjunktiv

In der Grundschule hieß es bei mir “Möglichkeitsform”. Wir verwenden es für Situationen, die nicht real, sondern nur möglich sind. Das kann z.B. etwas sein, das wir uns nur vorstellen oder wünschen. Oder wir wiederholen eine Äußerung, von der wir nicht wissen, ob sie wahr ist oder nicht.

Wenn ich mich genauer beobachte, sage ich schon ziemlich häufig “hätte, wäre, wenn…” (wie am Anfang des Satzes…). Wieso glauben wir Menschen es hätte besser kommen können, oder wir würden etwas verpassen? Ist Zufriedenheit ein Fremdwort geworden? Laufen wir immer dem “Non plus Ultra” hinterher?

Natürlich haben wir alle Wünsche, Träume und Hoffnungen. Und jeden Tag schauen wir nach vorne um auf dem richtigen Weg zu bleiben, oder ihn neu zu finden. Jeden Tag bieten sich neue Möglichkeiten. Manchmal lassen wir sie ungenutzt verstreichen, manchmal greifen wir zu und stellen hinterher fest, es wäre vielleicht doch besser gewesen, es zu lassen.

Aber nur so “leben” wir. Wir machen Fehler und lernen bestenfalls daraus. Und sehr oft gibt uns das Leben eine zweite Chance. Wir können unsere Fehler korrigieren, uns entschuldigen oder einfach noch mal von vorne anfangen. Wir müssen uns nur trauen.

Ein Auszug aus einem Songtext:

…mein Leben wär’ erfüllt

und nicht so primitiv

wäre, würde, rein fiktiv

was wär’, wenn’s für mich besser lief

vollkommen bin ich leider nur

im Konjunktiv. (Annett Louisan, “Eve”)

Wie ist es aber, wenn wir uns trauen und eine Chance ergreifen, für einen neuen Job, für eine feste Bindung oder für den Kauf einer Wohnung? Wir freuen uns und sind glücklich! Vor uns öffnet sich eine Tür und dahinter ist es hell und voller Erwartung gehen wir hindurch. Und dennoch fragen wir uns: “Wäre der alte Job nicht sicherer gewesen?, Hätte ich doch einen anderen Partner wählen sollen? Wenn nun doch ein Haken bei dem Wohnungskauf ist…?”

Ich denke das “Zauberwort” zum Konjunktiv heißt “Vertrauen”. Darauf, dass wir nicht alleine sind und Fehler machen dürfen. Und dass wir nicht immer das “Non plus Ultra” erreichen müssen. Und einfach sein dürfen, wie wir sind – nicht vollkommen, aber im “Hier und Jetzt”.