Kloster-Begegnung

Mit fast einer Sunde Verspätung (Stau auf der A1) kam ich im Kloster an. Ich hatte großzügig Zeit eingeplant, da ich gerne “in Ruhe ankommen” wollte. Es blieben mir noch fast zwei Stunden bis zur “Vesper”, dem benediktinischen Antiphongesang der Psalmen vor dem Abendbrot.

Im Empfang wurde ich von dem “zivilen” Herrn mit Namen begrüßt. “Sie sehen mich beeindruckt,” freute ich mich. Er lachte und sagte: “Ja, manche Gäste bleiben mir in Erinnerung. “Ich verbuchte das als Kompliment und ging bester Laune auf mein Zimmer.

Die Zimmer sind hell, modern, zweckmäßig und von einer Schlichtheit, die man in einem Kloster erwartet. Ich “sortierte” mich, holte mir einen Tee und ging nach der sehr stimmungsvollen Vesper zum Abendessen. Es gibt dort am Ankunftstag immer ein reichhaltiges, liebevoll zubereitetes Abendbrot mit einem Auflaufgericht. So auch an diesem Tag. Unsere Gruppe saß im großen Speisesaal, wo noch für zwei andere Gruppen eingedeckt war. Das verwunderte mich etwas, da mein Kurs im Schweigen stattfinden sollte und man dann eigentlich in einem abgetrennten Raum isst.

Die anderen Gruppen waren deutlich größer als unsere und entsprechend laut war das “Geschnatter”.  Direkt neben mir saß die Kursleiterin und begrüßte jeden Neuankömmling mit Handschlag. Mir direkt gegenüber saß eine sympathische, etwa gleichalte Frau, die sich später als Gleisbau-Ingenieurin zu erkennen gab. Direkt neben ihr saß eine hagere Frau Ende 50, die unentwegt auf die Kursleiterin einredete. Nein, nicht einredete – dozierte! Lehrerin – dachte ich und ich sollte recht behalten! Ich muss etwas entnervt geschaut haben, denn mein Gegenüber grinste und verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Auch ich sprach nicht – schweigen war ja eigentlich angesagt.

Das erwies sich als Irrtum, denn eigentlich wurde nicht geschwiegen (außer beim Essen, wie wir später vereinbarten). In dem Seminar wurde viel gesprochen, von der Leiterin, aber auch wir Teilnehmerinnen (insgesamt 6 Frauen) mussten etwas sagen. Und wenn sich irgend eine Gelegenheit ergab, wusste besagte Lehrerin ebenfalls etwas zu Thema beizutragen! Offensichtlich hatte sie etwas zu verarbeiteten und schüttete noch in der Eröffnungsrunde ihr Herz aus.

Ich fand das sehr mutig, aber es dominierte etwas den Kurs. Egal – Hauptsache ihr ging es danach besser!

In der Mittagspause machte ich einen kleinen Spaziergang (zu dem Labyrinth, von dem ich schon erzählt habe). Auf dem Weg ins Haus sprach mich eine Frau an, die zu einer anderen Gruppe gehörte, die mir aber irgendwie schon aufgefallen war, und fragte mich ob ich Corinna heißen würde. Wir seien uns auf einem Seminar vor einigen Jahren begegnet. Ich hatte sie nicht sofort “auf dem Schirm”, aber dann sagte sie ein Paar Stichpunkte und es fiel mir wieder ein, dass wir uns auf einem Seminar in sehr kleiner Runde (3 Teilnehmer) kennengelernt hatten. Tatsächlich hatten wir einige sehr intensive Gespräche. Auch jetzt ging unser Gespräch schnell in die Tiefe. Ungewöhnlich, aber vielleicht war es die besondere Umgebung, oder einfach ein Geschenk.

Wenn ich ein Kloster-Wochenende mache, hoffe ich auf “Begegnung”. Mit mir selber, mit meinen inneren Störenfrieden, mit den Dingen, die ich bearbeiten möchte und bestenfalls auf eine Begegnung mit Gott. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Gott öfter treffe, aber eigentlich nie so, wie ich es mir vorgestellt habe. Keine Stimme, keine Erscheinung, keine Zeichen – aber sehr oft durch eine Begegnung mit anderen Menschen.

Kloster-Wochenende

Ich gönne mir meine “Frühjahrs-Auszeit” bei den Benediktiner Brüdern im Kloster Damme.

Das Seminar heisst: “Einfach beten”, Gebetsweisen und Gebetshaltungen der Mönche und Erimitinnen der  Wüste.

Das Seminar findet im Schweigen statt. Ich werde also nächste Woche viel nachzuholen haben.

Euch allen schon mal ein wunderschönes Frühlings-Wochenende und bis nächste Woche!

Corinna