Grün ist das neue pink

Also, mal ehrlich…, ich habe schon lange nicht mehr über Schuhe geschrieben. Ich finde das ist jetzt mal wieder dringend dran, zumal große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen.

Mein neues Buch wird jetzt ausgeliefert und ich werde mit meiner Familie, lieben Freunden und den Protagonisten eine kleine “Buchparty 2.0″ feiern. Die Planung läuft schon länger, nur das “Drumherum” muss noch organisiert werden.

Das Buch-Cover ist überwiegend grün, im Titel und im Inhalt geht es um Hoffnung und grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Nicht zuletzt ist im Buch ein Interview/Gespräch mit Pater Anselm Grün. Also – wirklich alles im grünen Bereich

Das war schon als Kind meine Lieblingsfarbe und in fast allen Büchern kommt die Farbe grün vor. Für mein “Pinkfarbenes Leben” hatte ich pinkfarbene Schuhe und mit einem Artikel darüber begann alles… Nun wird alles grün und es passt perfekt zu meiner jetzigen Lebenssituation.

Natürlich stand mein Outfit für die Buchparty schon länger, nur Schuhe fehlte eben noch. Ich hatte zwar schlichte grüne High Heels, aber die waren mir ein bisschen zu “langweilig”… Also setzte ich meine grüne Hoffnung darauf, dass mir bei passender Gelegenheit schon besondere Schuhe begegnen würden. Und wo war die Wahrscheinlichkeit dafür relativ groß? Natürlich bei meinem letzten Trip nach Münschen.

Das war zwar nicht das primäre Ziel des Besuches, sondern der Englische Garten (siehe Blog “Eisbach-Surfer”), aber es gab selbstverständlich einen Bummel durch die Einkaufsstraße – mit einem vorherigen Sop auf dem Viktualienmarkt, wo es extrem leckere, grüne und gesunde Schmankerln gab.

Wie der “Zufall” es wollte, stolperte ich regelrecht über die gemusterten grünen High Heels. Es war “sale” und auf alle bereits reduzierten Sachen gab es nochmal 20%. Ich überschlug schnell die Summe und errechnete, dass ich eigentlich noch Geld heraus bekommen müsse und “schnappte nach den Schnäppchen”….Vor lauter Begeisterung vergaß ich die Schuhe an zu probieren, da es auch das letzte Paar war, stellte mich an eine der drei überfüllten Kassen an, wurde weiter an die nächste Kasse geschickt, weil nur dort Kartenzahlung möglich war, freute mich, als ich die Tüte nach draußen trug und schimpfte wütend vor mich hin, als diese riss.

Da ich mich bisher sehr zurück gehalten hatte und praktisch noch gar nichts eingekauft hat, wusste ich nicht wohin mit den Schuhen Und erst da fiel mir ein, dass ich gar nicht auf die Größe geachtet hatte. Als ich sie umdrehte, konnte ich erleichtert feststellen, dass es die richtige Größe war und ich probierte sie mitten in der Einkaufszone an. Dann packte ich sie vorsichtig oben auf meine immer gut gefüllte Handtasche (für alle Eventualitäten die das Leben so bietet ist etwas dabei), so dass sie gut sichtbar auf der Tasche thronten… Und ich genoss die Blicke einiger Münchnerinnen, die grün vor Neid wurden, weil sie diese Schuhe nicht mehr haben konten…

Grün…

…. Ist die Hoffnung” sagt Pater Anselm, als ich ihn bei dem Interview frage, was er mit dieser Farbe assoziiert. “Und nicht, weil ich so heiße”, lacht er.

Ich hatte das große Glück Pater Anselm zu meinem neuen Buch interviewen zu dürfen und er traf sofort mit seiner Aussage ins Schwarze – nein, ins Grüne! Nicht nur, dass es meine Lieblingsfarbe ist, sondern auch, dass ich mindestens zwei meiner Bücher mit Verweisen auf die Farbe grün begonnen habe.

Hildegard von Bingen schrieb von der Heilwirkung der “Grünkraft” – der “viriditas”:…  Die grüne Lebenskraft, nicht nur als Farbe, sondern als ein Wesensmerkmal des Lebens überhaupt. Ohne Grün können wir nicht leben. Das gilt nicht nur für das biologische Grün, sondern für alle Bereiche des Lebens, bis in das Geistige und Religiöse hinein.” Sie empfahl, “ins Grüne zu schauen”, um die Augen wieder glänzend zu machen (tatsächlich erhöht die Farbe Grün den Augeninnendruck und fördert so die Produktion von Tränenflüssigkeit bzw. um zu entspannen (deshalb nutzte man früher grüne Schultafeln). Die Farbe Grün hat auch in den Weltreligionen eine besondere Bedeutung. Im Islam ist es die Farbe des Propheten Mohammed. Im Christentum die Farbe der Erneuerung. In China wird die Farbe Grün dem weiblichen Yin (dem empfangenden Prinzip) zugeordnet. Im alten Ägypten schrieb man dem grünen Halbedelstein Malachit heilende Kräfte zu, ebenso wie dem grünen Smaragd (vgl. “Zwischen Todesangst und Lebensmut”, S. 7 und 8).

Aus diesem einen einleitenden Satz entspann sich dann ein hochinteressantes und sehr lebendiges Gespräch über Hoffnung (es wird im neuen Buch nachzulesen sein) und ich hatte nicht das Gefühl ein Interview zu führen (obwohl ich mich natürlich sehr gut vorbereitet hatte), sondern eher ein tiefes, anregendes Gespräch. Die vereinbarte Zeit verging wie im Flug. Ich habe nur wenige Notizen gemacht, weil ich lieber zuhören wollte und mich ganz auf das Gesagte von Pater Anselm konzentrierte. Denn jemand wie er hat in nur einem Satz soviel zu sagen, dass man daraus schon ein ganzes Buch machen könnte.

Es war jedenfalls eine großartige Erfahrung für mich und als ich mich von Pater Anselm verabschiedet hatte, ging ich noch völlig in Gedanken den Weg durch das riesige Gelände der Münsterschwarzacher Abtei zurück zum Verlag, der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Wer zufällig mal in der Nähe ist, sollte sich unbedingt einen Abstecher dorthin gönnen. Die vier Türme der Abtei sieht man schon von der Autobahnabfahrt. Der wunderschöne Buchladen verleitet zum kofferweise Wegtragen von Büchern, Eine-Welt Produkten und selbstproduziertem Schmuck. Der Klosterladen bietet eine Reihe von sehr leckeren, gesunden und selbstproduzierten Lebensmitteln (Backwaren, Wein, Käse und Wurst und viele andere Spezialitäten).

Das Gelände ist also entsprechend groß, da es viele Betriebsstätten gibt und da ich erstens noch in Gedanken versunken war und ich zweitens sowieso einen extrem schlechten Orientierungssinn habe, verlief ich mich prompt und landete vor einer Halle mit landwirtschaftlichen Geräten. Hinter mir hielt ein Trecker und der Fahrer beugte sich lachend aus dem Fenster und fragte im tiefsten, wohlklingendem Fränkisch, ob ich denn den gesuchten Weg gefunden hätte. Er hatte mich also schon länger beobachtet, wie ich etwas orientierungslos durch die Gegend lief.  ”Doo um des grrüne Dor herrrum is’ der Verlooch…”

Aha, nochmal die Farbe Grün und glücklicherweise verstehe ich durch meine mittlerweile schon jahrzehntelange Verbundenheit die wunderbare fränkische Mundart sehr gut und fand meinen Weg…