Pilates-Rolle

Manchmal sind die Dinge nicht das, was sie zu sein scheinen. Das Ding auf dem Bild ist zwar offiziell eine Pilates-Rolle., ich  benutze sie aber für Yogaübungen. Also ist sie eine Yoga-Rolle. Für mich. Für meinen Hund Rala ist es ein bedrohliches blaues Ungetüm. Sie mag sie nicht.

Das kenne ich gut. Ein Blick genügt und ich habe mir ein Urteil gebildet. Auf dem Hurricane hatte ich Gelegenheit viele Menschen (neu) kennenzulernen. Einige aus unserem Team sind schon – wie ich -  mehrere Jahren dabei. Andere kamen neu hinzu. Und obwohl wir uns nicht gut kannten, waren wir sehr schnell ein Team. Vertrautheit, Sympathie und Gruppendynamik spielen dabei sicher eine (Yoga-)Rolle… Damit meine ich eigentlich, dass es egal ist, “was” da wirkt, sondern es ist wichtig “das” es wirkt.

Wir hatten alle ganz gut zu tun. Auch oder besonders in der Nacht. Die Stimmung, der Alkohol- und Drogenkonsum steigt in der Dunkelheit. Ich betreute mehrere junge Frauen. Und in der Anonymität der Masse vertrauten sie mir Dinge aus ihrem Leben an, die mich mit Wucht trafen. Zack – und schon hatte ich eine Meinung dazu, ohne das ich es hätte steuern können. Dabei weiß ich natürlich gar nicht, ob die Geschichten wirklich so sind, wie sie erzählt wurden und ob die Sichtweise nicht etwas “vernebelt” war. Und selbst wenn sie so waren, wie es mir erzählt wurde, bin ich nicht berechtigt zu urteilen.

Im Moment höre ich sehr viele Geschichten, da ich an einem neuen Buchprojekt arbeite. Und verschiedene “Geschichtenerzähler” lassen mich gerade an bestimmten Aspekten ihres Lebens teilhaben. Ich empfinde das als großen Vertrauensvorschuss und als Geschenk. Was ich aus ihren Geschichten “mache” ist geprägt von meinen inneren Bildern. Ich kenne einige schon sehr gut, einige überhaut nicht. Als ich meine Geschichtenerzähler traf, waren sie oft nicht das, was sie in meinen Augen zu sein schienen. Ein Geschichtenerzähler begegnete mir im Rollstuhl und ich hielt ihn für schwach, da er sich kaum aus eigener Kraft bewegen konnte. Als er mir zur Begrüßung die Hand gab, drückte er stärker zu als ich erwartet hatte. Und als er zu erzählen begann, merkte ich, dass dieser Mann, trotz seiner für mich augenscheinlichen Schwäche, einer der stärksten Menschen war, die ich seit langen getroffen hatte.

Interessanterweise habe ich auch umgekehrte Erfahrungen machen dürfen, bzw. machen müssen, denn mir wurde manchmal eine Rolle zugeschrieben, die ich gar nicht inne hatte. Und es war nicht immer einfach aus dieser Rolle, die gar nicht meine war, wieder heraus zu kommen…

Fazit: “Rollen” können das eine oder das andere sein – entscheidend ist, was ich daraus mache…

Märchen

Es war einmal….. So fingen viele Märchengeschichten an, die meine Oma mir vorlas, als ich noch nicht selber lesen konnte.  Märchen – wie habe ich sie geliebt. In meiner Fantasie und in meinen Träumen war ich natürlich immer die schöne Prinzessin.

Es war einmal…. So fing ich meine Geschichten an, die ich meinen Eltern im Schulalter auf langen Wanderungen erzählte, um zu vergessen, wie weit der Weg und wie steil der Berg war. Ich dachte mir Geschichten aus, die ein Mix aus gehörten Märchen, Träumen und Fantasien und vielleicht aus dem ein oder anderen Film, den ich in meinen jungen Jahren im Fernseher sah, waren.

Es war einmal…. So fingen die Geschichten an, die ich meinem Sohn vorlas als er noch nicht selber lesen konnte und die ich mir ausdachte, wenn er eine neue Geschichte hören wollte. Diese Geschichten handelten natürlich nicht von Prinzessinen, aber von Drachen, bzw. Dinosauriern und Forschern, die Abenteuer bestanden.

Es war einmal…. So fing die Geschichte an, die mir in den Sinn kam, als ich diese verwunschenen Tür sah. Und mir fiel ein, dass ich schon lange keine Geschichten mehr erzählt habe. Dabei sind sie da. Sie sind alle in meinem Kopf. Denn meine Fantasie sammelt jeden Tag kleine Splitter von möglichen Geschichten. Ich sammle sie. Vielleicht für meine zukünftigen Enkel?

Es war einmal eine verwunschene Tür. Sie war vor Urzeiten von dem alten König des noch älteren Königreichs der Wunsch-Menschen verzaubert worden. Es war die Strafe für die immer übermäßig werdenden Wünsche seines Volkes. Wer die Tür durchschritt konnte nur in sein Reich zurückkehren, wenn er das Zauberwort wusste….. Wie mag die Geschichte wohl weitergehen?

Es war einmal …. So werde ich beginnen, wenn ich einmal auf mein Leben zurückblicken werde. Ich werde dann wissen, dass es keine Märchengeschichte ist, sondern eine wahre Geschichte. Und es wird eine schöne Geschichte sein.