Geburtstagsblumen

Zu meinem Geburtstag brachte eine liebe Freundin eine in verschiedenen pinkfarbenen Töne gewachsene Rose. Ich feiere diesen Tag nie besonders aufwendig, da ich eigentlich jeden Tag Geburtstag habe.

Das Aufheben darum ist mir zu viel, Geschenke-Wünsche habe ich keine, denn ich habe mehr als ich brauche und das Kochen und Backen ist sowieso nicht mein Ding. Gäste habe ich allerdings gerne und so war auch meine Familie und eine Freundin bei mir. Das ist  das Schönste an Geburtstagen finde ich.

Tatsächlich wurde dann doch viel gegessen (Kuchen und Abends Spargel), viel gelacht und geredet. Die Geschenke, die ich natürlich trotzdem bekam, waren alle liebevoll ausgesucht und eingepackt. Entzückende Karten, viele Anrufe und Facebook Nachrichten trudelten den ganzen Tag über ein. Es ist doch schön, wenn so viele Menschen an einen denken und ich freute mich riesig über die vielen guten Wünsche.

Meine Leute wissen, dass ich keine Blumensträuße mag. Abgeschnittene Blumen sind Blumenleichen. Und ich kenne kaum einen ekeligeren Geruch als altes, abgestandenes Blumenwasser. Ihhhhh! Und überhaupt hängt meine Aversion gegen Schnittblumen wohl mit der intensiven Blumenpflege, die ich als Schwesternschülerin durchführen musste (ich habe schon davon erzählt) zusammen.

Aber die schöne Rose freute mich doch sehr! Ich hatte sogar eine passende Vase. Und ich sah sofort, das sich meine Freundin bei der Auswahl etwas gedacht hatte. Und das ist für mich das eigentliche Geschenk! Rosen haben in der “Blumensprache” ja etwas mit Liebe, Freundschaft und Verbundenheit zu tun. Auch das registrierte ich als Freundschaftsgeste.

Nun steht die Rose auf meinem Küchentisch – denn da sehe ich sie die ganze Zeit. Ich weiß, die Rose ist vergänglich und in ein paar Tagen wird sie nur noch ein trauriger Rest sein, aber das, was sie symbolisiert, bleibt. Was für ein tolles Geschenk!

Himmelsgarten (Bamberg)

Wenn man durch den Torbogen auf das Gelände des ehemaligen Benediktiner Klosters geht (heute ist dort ein Seniorenheim), ist man außer Atem, denn der Weg ist relativ steil. Sankt Michael oder der Michelsberg, wie er liebevoll genannt wird, liegt auf dem höchsten Hügel von Bamberg und wird deshalb oft fälschlicherweise mit dem Dom verwechselt, der tatsächlich nur wenige hundert Meter entfernt, aber etwas niedriger, auf einem anderen Hügel liegt.

Die im Kern romanische Kirche, die um 1015 gegründet, aber mehrfach zerstört wurde, hat heute eine barocke Außenfassade und eine gewaltige Treppe mit vorgelagerter Terrasse. Das lässt St. Michael ein bisschen wie ein Schloss aussehen. Verstärkt wird dieser Eindruck von dem breiten Weg der direkt auf die Treppe und das Portal zustrebt. Die Seiten sind gesäumt von einem Bibelgarten, mit Sträuchern, Kräutern und Blumen, die schon in der Bibel erwähnt werden. Ich finde es schön, dass manche Dinge die Zeit (2000 Jahre!) überdauern.

Wenn man aus dem Sonnenlicht in die Kühle des Kircheninneren kommt, richtet sich der Blick ja eigentlich durch den Mittelgang auf die gewaltige Kanzel und prächtigen Altäre. Aber unweigerlich wird der Blick nach oben gezogen und man sieht über sich (im Gesamten Mittelschiff und in beiden Seitenschiffen) eine wunderbare Fortsetzung des eben erst gesehenen Bibelgartens: Das Herbarium – den Himmelsgarten. Man fühlt sich wie in einer Laube und die Vielfalt und Farbenpracht ist überwältigend. Kräuter, Blumen, Obst (Ananas, Granatäpfel) und sogar Vögel sind in einer verblüffenden Vielfalt zu sehen. Insgesamt sind es fast 600! Fast alle Pflanzen sind in blühendem oder Frucht tragendem Zustand abgebildet und sie sind naturgetreu in Form und Farbe wiedergegeben. Die Gemälde wurden 1617 fertig gestellt und beinhalten sogar schon Pflanzen, die erst im 16. Jahrhundert in Deutschland bekannt wurden (Flieder, Jasmin und Goldregen.) Die Detailtreue und die Farbenpracht ist überwältigend und ich kann mich schier nicht satt sehen, und weiß, dass ich wie jedes Mal eine Genickstarre haben werde, wenn ich den Michelsberg verlasse. Trotzdem ich liebe diesen Himmelsgarten sehr.

Das ist aber nicht das einzig Bemerkenswerte an St Michael. In der Krypta befindet sich das Grab des Bischofs Otto, der 1189 heilig gesprochen wurde. Es ist ein Hochgrab, das über einen Durchschlupf verfügt. Gläubige wollten der Reliquie ganz nahe sein und durch ihre gebückte Haltung ihre Verehrung zeigen. Noch heute gehen viele Pilger in gebückter Haltung unter dem Grab hindurch. Es soll von Rückenleiden befreien. Der Durchlass ist allerdings nur etwa hüfthoch und man muss sich tief beugen, um hindurch zu kommen. Ich habe es selber versucht, in der Hoffnung, dass auch andere Krankheiten geheilt werden. Wer dort durchkrabbeln kann, hat sicher kein Rückenleiden!

Durch die hellen Farben und die bunten Deckengemälde wirkt die Kirche sehr licht, was durch die üppigen Goldaltäre, die allesamt ein Kunstwerk für sich sind, noch unterstützt wird. Die Kirche mit dem Himmelsgarten ist für mich eine der schönsten Kirchen, die ich gesehne habe. Und ich war schon in einigen großen und berühmten europäischen Kirchen (Florenz, Rom, Paris, Madrid, London, Edinburgh usw.). Dieser durchbetete Kirchenraum taucht oft in meinen Träumen auf und lässt mich dann voller Sehnsucht nach meinem Bamberg wach werden.