Flugangst

Eine Freundin fliegt heute nach Chicago, ein Bekannter nächste Woche  nach New York und Las Vegas, mein Mann ist ebenfalls viel im Flieger unterwegs, so wie etwa 8 Millionen Fluggäste weltweit. Und ich hasse fliegen!

Warum? Erstens: Die Luft ist nicht unser Element. Wenn wir hätten fliegen sollen, hätten wir Flügel – haben wir aber nicht! Also bleibe ich doch lieber am Boden (der Tatsachen?!). Zweitens: Ich bin völlig ausgeliefert. Der Tagesform des Piloten, dem Können der Flugsicherheit, uneinsichtigen Passagieren, die trotz Verbot während des Starts und der Landung telefonieren! Oder Menschen, die meinen, Flugzeuge seien Waffen, die sie für eine “Mission” benutzen können.

Natürlich ist Flugangst irrational. Es geschehen mehr Unfälle auf der Straße als in der Luft. Weiß ich alles! Trotzdem bekomme ich Herzrasen und feuchte Hände wenn ich fliegen muss. Wenn irgend möglich vermeide ich es. Interessanterweise hat es mir früher nicht so viel ausgemacht zu fliegen. Ich bin nach Madrid, Mailand, Pisa, Glasgow, auf die Kanaren, nach Rhodos und Malta geflogen. Naja, begeistert hat es mich nie, denn eigentlich ist es ja wie Busfahren, aber ich hatte keine überdimensionierte Angst. Höchstens ein leichtes Kribbeln im Bauch.  Es gibt eigentlich keinen Grund, warum sich das verändert hat, jedenfalls bin ich mir dessen nicht bewusst.

Vielleicht hat es mit der Angst vor Kontrollverlust zu tun. Es ist ähnlich wie bei einer Narkose. Man begibt sich komplett in die Hände anderer Menschen (Anästhesisten oder Piloten) in der Hoffnung, dass sie ihren Job beherrschen und nicht von irgend welchen privaten Dingen abgelenkt sind oder am Vorabend eine Flasche Rotwein getrunken haben.

Es hat wohl eher mit Vertrauen zu tun, wenn ich es richtig bedenke. Der Spruch “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” kennen wir alle. Sich dahinter zu verstecken ist einfach. Immer alle Fäden in der Hand behalten, alles steuern können, nichts was uns entgleitet. Ein Wunschtraum. Denn so ist das Leben ja nicht. Aber sich wirklich fallen lassen – ob in eine Narkose oder beim Fliegen – das fällt schwer. Darauf vertrauen, das alle ihren Job machen, das alles gut wird, das wir behütet und beschützt sind. Warum fällt es so schwer?

Ein kleines Kind springt in der Gewissheit, dass die Mutter es auffängt von einer Mauer. “Urvertrauen” nennt man das in der Psychologie. Ich kann mich an dieses Gefühl erinnern und wünsche es mir oft zurück. An machen Tagen ist es da. Da WEISS ich, dass mir gar nichts passieren kann, egal was passiert…

“Wir fallen nicht tiefer als in Gottes Hand”, sagte meine Oma oft und sie musste es wissen, denn sie hat viele Schicksalsschläge erlebt. In diesem Sinne: Guten Flug!

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