Helden des Alltags (Notfallseelsorge Teil I)

In meiner Kindheit gab es eine Zeichentrickfigur – der kleine Drache Grisu -  der unbedingt Feuerwehrmann werden wollte. Aber er entfachte dauernd selber ein Feuer durch seinen, für ihn nicht kontrollierbaren Atem. Ich möchte jetzt auch Feuerwehrfrau werden, auch wenn es vielleicht meine physischen Kräfte übersteigt. Denn die braucht man unbedingt, habe ich in der Ausbildungswoche Notfallseelsorge gelernt, in der wir auch eine Rettungsleitstelle und eine Freiwillige Feuerwehr besuchten.

Ich schäme mich! Ich habe mir nicht mal im Ansatz Gedanken darüber gemacht, was diese Jugendlichen, jungen Männer und Frauen und Erwachsene tatsächlich leisten! In meiner Familie habe ich alleine 4 Schwäger und 5 Neffen, die bei der freiwilligen Feuerwehr sind. Und zwar seit Jahren, bzw. Jahrzehnten. Ungezählt sind die Stunden, die mit Übungen und Schulungen, Wettkämpfen und Einsätzen verbracht werden. Atemschutz-Lehrgang, Gefahrstoff-Lehrgang, Unfallortsicherung, Bergungslehrgänge und, und und! Ein junger Feuerwehrmann berichtete, dass er im Sommer an mindestens 5 Tagen mehrere Stunden bei der Feuerwehr Dienst tut – nicht immer Einsätze hat, aber vor Ort Geräte wartet, aufräumt, trainiert.

Trainieren muss man wohl auch. Ein Atemschutzgerät mit Sauerstoffflasche wiegt bis zu 15 kg. Wer einmal eine Feuerwehrjacke in der Hand gehabt hat, weiss wie schwer alleine der Anzug ist. Dazu kommen Axt, Lampe und möglicherweise der Schlauch oder andere Gerätschaften. Da kommen schnell 50 – 70 kg zusammen, berichtete der junge Mann. Damit laufen sie möglicherweise 5 Etagen oder mehr hinauf und mit der doppelten Last herunter, falls sie ein Opfer finden und bergen! Und das unter Gefahr für das eigene Leben! Wahnsinn!

Damit nicht genug. Oft sind sie am Unfallort diejenigen, die Schwerstverletzte oder Tote aus zertrümmerten Autos bergen. Mit schwerem Gerät. Oder Leichen unter dem Zug herausziehen, wenn sich jemand suizidiert hat.  Oder bei “Großschadenslagen” (so heißt es in der Feuerwehrsprache) 20, zum teils verkohlte Leichen aus einem Bus bergen müssen (tatsächlich vor etwa 4 Jahren in der Nähe von Hannover passiert).

All diese Helfer haben noch ein “normales” Leben, mit Familie, Beruf und Freunden. Und in Ihrer Freizeit setzen sie ihre Kraft, Energie und Zeit für diese schwere Aufgabe ein. Nochmal – ich schäme mich, das bisher nicht entsprechend gewürdigt zu haben. Ich habe mir fest vorgenommen, jedes mal, wenn ich das Martinshorn der Feuerwehr höre, ein Gebet für diese, oft ungesehenen Helden des Alltags zu sprechen. Denn das sind sie ab sofort für mich Menschen, die sich ehrenamtlich für die Rettung anderer Menschen einsetzen und dabei oft ihr eigenes Leben riskieren.

Respekt und Dank!

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