Coming of age…

…bedeutet “heranwachsen, erwachsenwerden”.

Ich las kürzlich den neuen “coming of age” Roman von Benedict Wells (super!) über das Erwachsen werden eines 16jährigen Jungen. Nun bin ich selber weit entfernt von diesem Alter, was aber nicht heißen soll, dass ich mich nicht doch gelegentlich wenig erwachsen verhalte… bzw. versuche erwachsen zu werden.  Aber wer legt fest, was erwachsenes Verhalten eigentlich ist? Die Erwartungshaltung sich erwachsen zu benehmen ist jedenfalls in unserer Gesellschaft omnipräsent.

Als ich ein Kind war, dachte ich nicht über Liebe und Tod, Vergebung und Schuld, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Vergangenheit und Zukunft nach. Oder nur sehr wenig. Alles war gut so wie es war. Ich lebte mit meinen Eltern und Großeltern in einem Haus, ich war ein von allen geliebtes Einzelkind und wenn ich Sorgen hatte, dann höchstens darüber, ob ich nun Prinzessin werden würde, oder nicht.

Das änderte sich, als ich selber “coming of age” wurde. Ich wollte Krankenschwester werden und spätestens mit Eintritt in diesen Beruf waren plötzlich alle “Erwachsenen-Themen ” auch für mich präsent. Ich will nicht sagen, dass es ein Schock war, denn ich war durch meine behütete Kindheit wie mit einem “Exosuite” aus Fürsorge und Liebe geschützt aber doch durchlässig um zu lernen, wie das Leben ist.

Ich habe seither viel erlebt. Gutes wie Schlimmes. Das war erwartbar. Weil das Leben nun mal so ist. Und es geht mir dabei nicht anders als allen anderen Menschen auch. Wohlmöglich gibt es Menschen, die noch mehr erlebt haben als ich. Oder Menschen, die nicht so eine hohe Resilienz haben, wie ich. Oder es schlimmere Begleitumstände gab, z.B. keinen Rückhalt von einer liebenden Familie oder treuen Freunden.

Erwachsen werden und sein ist nicht einfach. Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als ich noch ein Kind war, keine Verantwortung zu tragen hatte  und alles so… so “leicht” war. Das ist unrealistisch. Und auch nicht ganz richtig.

Was wären wir für Persönlichkeiten, wenn wir nicht all das erlebt hätten was wir erlebt haben? Ich kann z.B. nicht verleugnen, dass ich über 30 Jahre im Krankenhaus gearbeitet habe. Ich kann immer auf die positiven Gefühle wie Vertrauen und Geborgenheit, die ich in meiner Kindheit erlebt habe zurück greifen. Meine Vergangenheit prägt mich.  Auch und gerade in Krisenzeiten. Ich musste eine “Matrix” erlernen, wie ich mit Krisen umgehe. Jeder erlernt seine eigenen Bewältigungsstrategien.

Wenn ich morgens den Situationsbericht vom RKI lese, zücke ich gedanklich meine persönlich Matrix, weil ich “erwachsen” mir dieser schwierigen Situation, die gefühlt schon viel zu lange dauert, umgehen will. Nicht immer reagiere ich erwachsen… manchmal klappe ich die Zeitung einfach wieder zu. Das ist so als würde ich mir die Decke über den Kopf ziehen, damit das “Böse” weg geht. Es bleibt aber! Es ist falsch die Augen zu zu machen, denn dann ändere ich nichts. Deshalb schlage ich die Zeitung wieder auf, lese alles und informiere mich, damit ich dann meine Konsequenzen daraus ziehe. Das ist erwachsenes Verhalten. Das hilft mit Krisen umzugehen und sie zu überstehen.

Fazit: Hoffentlich können wir uns alle bei allem guten und richtigen, vernünftigen Erwachsenwerden, etwas “Kind sein” erhalten….

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