Gastbeitrag von Manfred Horn

 

Weihnachten – das Fest der Liebe

Die Weihnachtszeit gilt uns als Zeit der Freude, der Besinnlichkeit und der Nächstenliebe – so die abendländische Christfest-Philosophie.

Wer sich im Freundes- und Bekanntenkreis um tut unter jenen die Feierlichkeiten für die eigene Familie oder im Betrieb organisieren, könnte anderer Meinung sein.Ohnehin ist die Weihnachtszeit ja nicht mehr auf den engen Rahmen des Jahresendzeitraumes beschränkt. Nein, spätestens ab September beginnt in den Discountern die Schlacht um die himmlischen Festtagssüßwaren und wenig später um den Christbaum- und Hausschmuck.

Täglich wird uns dann diese Weihnachtszeit allgegenwärtiger… es ist die Zeit des Wichtelns, des Gänseessens, die Zeit, in der die Onlinegeschäfte E-Mails schicken mit: „Wir-haben-Empfehlungen-für-das-Fest“, es ist die Zeit, in der Straßen, und öffentliche Verkehrsmittel ebenso überfüllt sind wie Kaufhäuser. “Wen wundert es da, dass manch einer allergisch auf so viel heiligen Wahrnehmungsoverload reagiert. Eine unserer Freundinnen zeigt ganzjährig diese Übersensibilität gegenüber jeglicher Form von Andeutung die sich mit dem W-Wort Weihnachten bildet lassen. Spätestens mit dem ersten Erklingen von „Last Christmas“ im Radio ist dann die akute traumatische Phase erreicht.

Gestärkt wird diese Alltagswahrnehmung durch allerlei gesicherte Fakten, da liest man davon das Psychotherapeuten und Beratungsstellen Sonderschichten für die Weihnachtszeit einplanen. Viele fühlen sich durch die Weihnachtsvorbereitungen gestresst. In Befragungen gibt rund ein Drittel an, dass sie vor Heiligabend zu viel Arbeit und Stress haben. Dennoch versuchen Familien „alle Jahre wieder“, wenigstens an Weihnachten ein wenig traute Familienzeit zu erleben. Unermüdlich bemüht sich seit Jahren Chris Rea mit
driving home for Christmas“ uns in besinnungslose Besinnlichkeit zu lullen. Doch spätestens im ersten Stau ist es damit dann auch vorbei.

Die Anspannung und der Stress zu wohlfeilem Familienverhalten – wenigstens einmal im Jahr – bleibt einfach nicht ohne Folgen – ja sie schlagen einem Buchstäblich auf den Magen wie es nun wissenschaftlich belegt ist.
So musste ich lesen, das niederländische Forscher nachweisen konnten, dass insbesondere das Weihnachtsessen bei den Schwiegereltern zu deutlich „weniger Darmbakterien führt, die uns gegen Stress und Depressionen“ schützen. Ob der Stress wirklich vom Essen bei den Schwiegereltern herrührt, dass trauten sich die Forscher allerdings nicht zu behaupten. O-Ton: „Ich denke, wir sollten sehr vorsichtig mit unserer Interpretation sein.“

Klar – auch Forscher haben Schwiegereltern oder sind im Zweifelsfall selber welche! Außerdem wissen wir ja alle, wie schnell gerade an Weihnachten die Stimmung kippen kann. So ist es „kein Wunder“, dass gerade an Weihnachten die Zahl der Gewalttaten in deutschen Familien einen Höhepunkt erreicht. So gehen zum Beispiel in der Weihnachtszeit in Frauenhäusern 40 Prozent mehr Notrufe ein als sonst.

Von wegen also „Süßer die Glocken nie klingen“ und „leise rieselt der Schnee“!

Doch warum ist das so? Haben wir nur alle das Zeichen der christlichen Weihnachtsbotschaft nicht recht verstanden? Es war doch alles so einfach:

Die Krippe, Windelein so schlecht,

Da findet ihr das Kind gelegt“

Die Geburt Jesu vor über zweitausend Jahren ist das Epizentrum dieses christlichen Familienverständnisses und die Heilige Familie wurde so zu sagen über Nacht zur alljährlichen Vorlage des heiligabendländischen Familienbildes.

So weit so gut, könnte man denken! Stutzig mach es mich aber schon, dass es sich dabei bereits um einen Vorgriff auf die moderne Kleinfamilie mit durchschnittlich einem Kind handelt. Dies kann man wohl nur als göttliche Weitsichtigkeit verstehen. War doch die typische Familienstruktur und Größe zu Zeiten Jesu Geburt sicher eine andere. Aber dies sei nur am Rande erwähnt.Wie dem auch sei – seit damals sind diese Bilder wirksam und dies gilt vor allem in der Weihnachtzeit. Das deutsche Weihnachtsliedgut spricht doch eine eindeutige Sprache über die
o so „fröhliche, selige und gnadenbringende Weihnachtszeit!“ oder haben wir da etwas missverstanden? So lasset uns noch einmal gut zu hören!

Die zunächst „stille Nacht“ – „heilige Nacht“ in der „alles schläft“ und „einsam nur das traute hochheilige Paar wacht“ ist bereits damals nur von kurzer Dauer. Schon bald wird die Ruhe gebrochen vom „jauchzen der himmlischen Heere“ die sich zum Fest eingeladen fühlen. So heißt es doch „kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frau ‘n!“ ihr „Kinder, Vater und Mama, auch sogar der Großpapa, Alle, alle sind wir da“ Ja von nah und fern ja gar „Vom Himmel hoch, da komm sie her“.

Nun bloß kein falsches Wort! Und so rät der Weihnachtschor zur Begrüßungsformel: „Sei mir willkommen, edler Gast!“ und zu manch baulicher Veränderung „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

Des lasst uns alle fröhlich sein und mit den Hirten gehn hinein“ erwidern da die Gäste. „Fürchtet euch nicht!“ singen sie uns zu, wir kommen, „bring‘ und schenken dir“ „bunte Lichter, Silberzier, Schaf und Stier, Zottelbär und Pantertier, …eine schöne Eisenbahn, Bauernhof mit Huhn und Hahn, einen Pfefferkuchenmann

Das so mancher bei dieser Geschenkeflut denkt „Warten dein mit Schmerzen“ wird nur kurz erwähnt, weiß man doch heute zum Glück „was du mir hast gegeben“ geh´ ich – morgen schon – umtauschen.

Da klingt es dann fast wie ein Stoßgebet, wenn es an anderer Stelle heißt: „Nun soll es werden Friede auf Erden, den Menschen allen ein Wohlgefallen“. Vielmehr verhalt das Flehen an die Verwandtschaft „Ach zieh mit deiner Gnade ein“ und sei „ ein Helfer wert; Sanftmütigkeit sei Euer Gefährt und Barmherzigkeit Eurer Zepter und all unsre Not komme so zu einem End“.

Ich beginne zu begreifen, dass jene, die uns die Weihnachtslieder überlieferten, eine Botschaft zwischen den Zeilen hinterlassen haben. Der Frieden und die Gnade der Weihnachtszeit liegt einzig in der Geburt Jesu, denn „Es ist der Herr Christ, unser Gott,
Der will uns führn aus aller Not
“.
Alle anderen Geister, die ich rief, ob Hirten, Heilige Drei Könige, Bruder, Schwester, Eltern, Schwiegereltern oder Großeltern sind letztlich nur Komparsen im alljährlichen heimatlichen Krippenspiel und nicht der Kern der Friedensbotschaft. Es bleibt sich immer wieder nur zu wünschen:

„Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.“
 

Frohe und gesegnete Weihnachten

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