Alles bleibt anders

Wenn ich auf das Datum des letzten Blogs schaue, habe ich das Gefühl in einer Zeitschleife zu sein. Da lag das Jahr 2020 mit vielen Lesungen quer durch Deutschland vor mir. Reisen, Familienfeiern, Partys, Sommerabende mit Wein und Freunden auf der Terrasse…. Ich war voller Vorfreude. Es kam anders. Viel ist passiert – einerseits. Manches ist leider nicht passiert. Zum Beispiel das, was mir immer wichtig war und ist. Begegnungen! Gerade die müssen wir im Moment einschränken. Um uns zu schützen und damit auch Andere. Den meisten Menschen fällt das schwer, aber sie tun es trotzdem. Einige verstehen die aktuell geltenden Regeln nicht, wollen es nicht oder setzen sich bewusst darüber hinweg. Mir macht das Angst, besonders die Aggressivität, die auf vielen Demos herrscht. Mich macht es wütend, dass abstruse Vergleiche zu wirklichen Heldinnen, die mit ihrem Leben für den Widerstand bezahlt haben, bemüht werden, um sich selber in Szene zu setzen. Es stört mich, das Menschen die Gesundheit und das Leben Anderer gefährden, weil sie sich eingeschränkt fühlen. Das sie Andere durch ihr Verhalten einschränken, ist ihnen hingegen egal. Und es „kotzt mich an“ (sorry!), das Pflegekräfte, Sanitäterinnen, Polizistinnen, Ärzte und Rettungskräfte, beleidigt, bedroht und sogar angegriffen werden! Was soll das??? Vor ein paar Tagen ist eine alte Frau in der Schweiz gestorben. Ihr Name war Liliane Juchli. Eine Ordensfrau. Und eine ganz „Große“ in der Krankenpflege. Sie hat den Weg bereitet dafür, das die Krankenpflege (die gerade aus Dankbarkeit beklatscht, aber nicht angemessen bezahlt wird!) eine eigene Profession geworden ist. Viele Generationen von Pflegekräften habe aus einem dicken Buch von Schwester Liliane (meines ist aus dem Jahr 1983) gelernt. Die meisten Menschen, die jetzt auf den Intensivstationen behandelt werden müssen, vielleicht sogar beatmet werden, kennen sie nicht. Aber ziemlich sicher, die Pflegekraft, die mit ihrem Fachwissen um das Leben der ihr anvertrauten Patienten kämpft. In Vollmontur! Mit Hosenanzügen, darüber mindestens eine Schicht Schutzkittel, mehrere Schichten Handschuhe, Überschuhe, Maske, Visier, Haube! 8-10 Stunden. Kaum Zeit zu essen oder trinken, weil man sich dann komplett aus und wieder anziehen muss. Das kostet Zeit, die dem um sein Leben ringenden Patienten fehlt. Vielleicht war er auf einer Demo, gegen die ganzen Regeln. Vielleicht hat er geschrien, dass er sich nicht bevormunden lassen will. Vielleicht trug er keine Maske. Vielleicht beschimpfte er einen Polizisten. Der Pflegekraft ist das egal. Sie hilft auch ihm. Das gehört zum Berufsethos. Und das ist  richtig, gut und wichtig! Auch das lehrte uns Schwester Liliane. Wir kümmern uns um alle Menschen, egal welches Geschlecht, welcher Herkunft, welcher Religionszugehörigkeit oder welcher politischen Einstellung. Ich bin auch genervt und ungeduldig von der aktuellen Situation und wünsche mir wieder Normalität. Aber wir sind nach den vielen Monaten so nah dran! Diverse Impfstoffe sind in Sicht-/Reichweite. Lasst uns gemeinsam mit Respekt (!) noch eine kleine Weile durchhalten!

Und ja, es wird wieder häufiger Blogs geben!

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