Imaginäre Freunde und Superhelden

Harvey heißt der weiße Hase in einem alten amerikanische Hollywoodschinken (die ich so gerne beim Bügeln amschaue). Als ich klein war hatte ich – neben einer „Bande“ von Nachbarmädels – eine imaginäre Hexenfreundin. Eine nette, freundliche Hexe natürlich. Sie konnte alles, was ich nicht konnte oder mich nicht traute. Sie zauberte unangenehme Situationen (Stress mit den Eltern oder Lehrern) weg – und mir jede Menge Abenteuer herbei, die ich mit ihrer Hilfe dann natürlich mühelos meisterte.

Mein Sohn liebt schon seit der Kindheit die Superheldengeschichten aus den Kinofilmen. Sie retten dauernd die Welt und machten sie besser. Das ist eine ziemlich gute Sache! Wer hätte nicht gerne ein Superheld zum Freund oder wäre gerne selber einer?!

Aktuell beherrscht ein Känguru die Bestseller—Liste. Zum Geburtstag bekam ich von meinem Sohn den ersten Teil als Hörbuch…, und komme seither nicht aus dem kichern heraus. Dieses Tier ist eine kommunistische, egoistische, vorlaute, freche und unsagbar selbstbewusste Nervensäge, die schrecklich gerne Schnapspralinen ißt.

Es ist nicht ganz klar ob das „Beuteltier“ imaginär oder real ist… ist aber auch egal, denn es ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens des Protagonisten. Und es macht das, was Freude eben so machen – teilt Freud und Leid und ist gnadenlos ehrlich!

Das sollen Freunde ja auch sein. Ehrlich, aber nicht verletzten. Ich habe genau diese Art von Freunden.

Am Wochenende hatten ich zum Spieleabend eingeladen. Zum Glück sind meine Freunde nicht mehr imaginär sondern sehr real. Wir waren laut, frech, nervig und voller Albernheit – wir spielten Mensch-ärgere-dich-nicht.

Ich habe schon als Kind dieses Spiel gerne gespielt. Ich ärgere mich nämlich nicht beim Spielen. Gewinnen wollte ich natürlich trotzdem, wurde aber ständig von meinen Freunden geschmissen. Wir lachten wirklich viel und als meine Freundin auch noch Schnapspralinen aus dem Harz aus ihrer Tasche holte, war das Gelächter groß. Wir spielten über zwei Stunden an diesem warmen Sommerabend, erzählten, schimpften, lachten, stritten wer wen schmeißen darf, oder wie oft man würfeln darf und vertrugen uns wieder. Die Schnapspralinen und der Wein taten ihr Übriges dazu.

Ein paar Tage später trafen wir uns in einem recht schicken Restaurant in einer etwas anderen Freundes-Konstellation um gemeinsam zu essen, weil es mehrere Gründe zum feiern gab. Die Woche lag hinter uns und einige von uns kamen direkt von der Arbeit zum Treffen. Bei sehr gutem Essen hatten wir Gelegenheit uns über die zurückliegende Woche auszutauschen und von teilweise schwierigen Situationen zu sprechen. Ein Freund erzählte sehr berührend von der Verabschiedung seiner Tochter raus aus der Ausbildung und hinein ins Berufsleben. Eine Freundin erzählte von dem Besuch ihrer Mutter und ich von meinen Erfahrungen, einen Job und die Karriere aufgeben zu müssen. Es war ein bunter Mix von Erfahrungen mit den Freunden. Imaginär war es auch hier nicht, sondern sehr real und ehrlich.

Ich dachte auf der Fahrt nach Hause darüber nach, das imaginäre Freunde oft Superhelden sind, so wie meine nette Hexe aus der Kindheit, ich aber die wahren  Superhelden „in echt“ in meinem Alltag jeden Tag erlebe – ob mit oder ohne Schnapspralinen…

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