Kletterkurs

Eigentlich war es ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann Ralf. Man kann aber den “Schnupperkurs” – der über 2 Stunden unter Anleitung erfahrener Trainer in einer Kleingruppe stattfindet – nur zu zweit buchen. Einer klettert, der andere sichert. Das Geburtstagsgeschenk war zugegebener Maßen auch ein bisschen Eigennutz…

Ich wollte so etwas schon immer versuchen, da es bei uns (Fränkische Schweiz) eine Vielzahl von Kletter-Möglichkeiten gibt und ab Frühjahr die schroffen Felsen der Jura voller bunter, meist jüngerer und sehr durchtrainierter Kletterer sind.

Wir kamen voller Enthusiasmus in der relativ neuen Kletterhalle des Alpenvereins an und wurden mit acht weiteren Personen, darunter drei übermotivierte Teenager, von drei Trainern begrüßt. Die extrem weichen Kletterschuhe und den kompliziert anzulegenden Haltegurt hatten alle schon irgendwie angezogen. Er wurde jedoch noch einmal von den Trainern kontrolliert und ggf. nachjustiert. Das fand ich schon mal sehr gut. Denn mir Kontrollfreak ist Sicherheit extrem wichtig. Ich überlebe ja schließlich nicht eine doofe Krebserkrankung, um dann an einer Leichtsinnigkeit zu sterben…

In der großen Halle kletterten schon jede Menge cooler Profis an den 35 Meter hohen Wände mit unterschiedlichen Schweregraden. Ich war beeindruckt. Wir Anfänger wurden in eine kleinere Halle mit einer Kletterhöhe von 10 Meter Höhe gebracht. Für einen kurzen Moment war ich enttäuscht, das sollte sich aber sehr schnell ändern….

Die beiden Trainerinnen und der Trainer erklärten uns als erstes die Haltevorrichtung für die Sicherung, wie man die Karabiner einhakt (gegenläufig, um doppelt zu sichern, falls sich einer löst), festschraubt und das Sicherungsgerät justiert. Wichtig ist auch, wie man die Sicherungsleine hält, bzw. zieht. Ringe und Uhren müssen natürlich abgelegt werden.

Ich sollte als Erstes klettern, schlug Ralf vor. Vorher findet ein “Partner-Check” statt. D.h. der Partner überprüft die Gurte und den richtigen Sitz und den Verschluss der Karabiner des Anderen. Sehr beruhigend. Die Schwierigkeitsgrade sind mit unterschiedlichen Farben der Griffe markiert. 3 ist einfach, 6+ das schwerste…. Ich startete mit einer 3+ und schaffte 3/4 des Wegs und bekam eine Panikattacke, weil ich nicht weiterkam. Ich kreischte “Zug” ( d.h. die Sicherung wird noch einmal stramm gezogen) und dann “ab”, ich musste mich loslassen, mit den Füßen von der Wand abstoßen und Ralf musste langsam die Sicherungsleine lösen. Man kann nicht runtersausen, da das Sicherungsgerät einen “Panikhebel” hat.

Unten angekommen war ich sehr erleichtert. Jetzt wurde gewechselt und ich musste sichern. Das birgt natürlich sehr viel Verantwortung und man muss seinen Partner vertrauen… Einer der Trainer stand neben mir, gab mir Tips und korrigierte meine Haltung der Hände am Sicherungsseil. Ralf schaffte den ersten Aufstieg besser als ich und kam locker oben an. Als er “ab” rief, löste ich die Sicherungsleine und er kam wohlbehalten unten an.

Wir wechselten wieder und gingen an den nächsten Schwierigkeitsgrad, den ich dieses Mal deutlich besser schaffte und sogar ziemlich zügig bis ganz oben kam. Hier erreichte mein Endorphin-Spiegel seinen ersten Höhepunkt. Wieder Wechsel. Ich musste sichern. Das finde ich sehr viel stressiger. Der Trainer, dessen Frau eine der anderen Trainerinnen war, erzählte uns, dass das auch eine Art “Paartherapie” sei, weil man sich gegenseitig vertrauen muss, dem anderen seine eigenen “Lösungswege” finden lassen muss und sich “fallen lassen” muss.

Das ist ja eh schwierig für mich Kontrollfreak, aber Ralf und ich harmonierten prima. Wir hatten richtig viel Spaß, lernten viel und kamen mit etwas Muskelkater in Armen und Beinen wieder zu Hause an… aber nicht ohne vorher den Folgekurs gebucht zu haben…

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