Gerlinde Wozniak im Gespräch mit Milan Lerinc.
Gerlinde Wozniak im Gespräch mit Milan Lerinc.
© ckw

Rotenburg – Von Corinna Kohröde-Warnken. Milan Lerinc (41) sitzt mit einem freundlichen Lächeln bei Gerlinde Wozniak von der Freiwilligen-Initiative Rotenburg im Büro. Eines ihrer Projekte heißt „MEN – Mobile Engagementberatung Niedersachsen“. Ein Schwerpunkt ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in das Ehrenamt. Der Mann ist einer von etwa 100 Asylbewerbern, die derzeit hier in der Stadt Rotenburg untergebracht sind. Lerinc war mit seiner Familie aus Serbien geflüchtet. Er kam direkt mit dem Flugzeug nach Deutschland. Serbien sei ein sehr korruptes Land und Demokratie und der Schutz von Minderheiten nicht immer gegeben, beschreibt er sein Heimatland. Er ließ eine schöne Drei-Zimmer-Wohnung und das Klavier seiner Tochter zurück. Papiere, die seine berufliche Qualifikation bescheinigen, konnte er auf der Flucht ebenfalls nicht mitnehmen. Er hat mit körperlich Behinderten und Schlaganfallpatienten gearbeitet. Sein Asylantrag wird noch bearbeitet. Das dauert etwa drei bis sechs Monate. Erst wenn sein Status, so heißt es in der Amtssprache, geklärt ist, kann er an den Integrationskursen, in denen das Erlernen der deutschen Sprache eine wichtige Säule ist, teilnehmen.

Aus diesem Grund findet das Gespräch auf Englisch statt, auch wenn er ab und zu lachend versucht, ein paar deutsche Worte einzustreuen. Er lebt mit seiner Frau, seinem 22-jährigen Sohn und seiner 15-jährigen Tochter in einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer in einem Flüchtlingsheim in Rotenburg. Dort muss er sich ein Bad mit weiteren 20 Asylsuchenden teilen. Deutsch lernt er – so gut es geht – von seinen Kindern. „Sprache ist der Schlüssel“, erklärt Gerlinde Wozniak, die selbst auch zum ersten Mal mit einem Asylbewerber zu tun hat, der ehrenamtlich tätig werden möchte; und sie kann auch gleich eine Erfolgsmeldung verkünden. Lerinc wird in einer Altenpflegeeinrichtung als Ehrenamtlicher mit Senioren arbeiten. „Ich will nicht den ganzen Tag herumsitzen und nichts tun. Das fühlt sich ,very bad‘ – sehr schlecht – an“, sagt er. Es sei ihm unangenehm, Geld vom Sozialamt zu bekommen und nichts dafür getan zu haben. „Ich möchte etwas geben, bevor ich etwas bekomme.“ Seine Kinder mussten hier auch medizinisch versorgt werden. Das sei in Deutschland ein gut funktionierendes System. Er kenne das aus seiner Heimat so nicht, erzählt er. Dort hieß es bei Untersuchungen von den Ärzten immer, das alles normal wäre. Hier stellten sich dann aber doch behandlungsbedürftige Erkrankungen heraus. In Serbien habe man nicht so viel für ihn und seine Familie getan, wie in diesen paar Monaten, seit er hier ist. Er sei den Menschen in Deutschland dankbar dafür. Ihm seien überwiegend Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begegnet. Auch und besonders in den Behörden: „Jeder versucht dort zu helfen, so schnell und so gut er kann.“ Laut Wozniak ist es zumindest in Rotenburg neu, dass Asylbewerber ins Ehrenamt gehen wollen, „Ein großes Anliegen ist es, eine Win-Win-Situation herzustellen. Asylsuchende können anderen Menschen helfen und dabei Deutsch lernen, gemeinnützige Organisationen gewinnen zusätzliche Ehrenamtliche“, fasst Gerlinde Wozniak ihr Projekt zusammen.

Interessierte Organisationen können sich zur Kontaktaufnahme bei Gerlinde Wozniak (Telefon: 04261 / 4100510) melden.

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