Pink

“Pink“ ist für mich durchaus positiv besetzt. Ich habe sehr coole pinkfarbene Lack-High Heels, ein Buch von mir hat damit zu tun und ein neuer Lebensabschnitt begann damit.

Im Moment steht die Farbe Pink auf der RKI Seite für eine Inzidenzzahl über 500/100000 Einwohnern. Und das bedeutet Krankheit und möglicherweise den Tod.

Ich verstehe manche Menschen nicht (mehr). Zu Beginn der Pandemie habe ich gedacht, dass es der Gesellschaft vielleicht gelingen kann solidarisch(er) zu sein oder zu werden… Verständnis füreinander und durchhalten miteinander. Wenn ich durch die kleine Kreisstadt (mit Maske) gehe, pöbeln mich ein paar besonders Schlaue an und rufen mir „Streberin“ hinterher. Sind wir im Kindergarten?

Eine Postfrau schnauzt mich an, dass der Briefkasten später auch noch mal geleert wird, als ich sie bitte, noch meine Briefe mitzunehmen.  Sie stand direkt neben mir…Warum? Schlechte Laune? Oder glauben wir zunehmend jeder ist unser Feind? Solange wir gesund sind, und nicht jeden Tag den extrem anspruchsvollen  und anstrengenden Job in einer Klinik machen müssen, haben wir wohl kaum Grund uns zu beklagen. Und ja, damit meine ich auch andere Menschen, die „systemrelevant“ sind wie z.B. Verkäufer oder Polizistinnen. Ich mag diesen Ausdruck eigentlich nicht, da “relevant“ „bedeutsam“ meint…. und das sind  ja wohl alle Menschen! Und darum sollten wir auch alle schützen…und um so weniger sollten wir uns die ohnehin schon schwierige Zeit nicht noch schwerer machen…

Manchmal erlebe ich auch zum Glück das genaue Gegenteil…:

Die junge Mutter von zwei kleinen, aktiven Kindern, die sich mitten im Umzug ins neue Haus befindet, und mir anbietet ür mich einzukaufen. Die liebe Nachbarin im Alter von 9 Jahren malt mir ein knallbuntes Gutelaune-Bild mit meinem Hund und mir. Ein Bettler hält segnend die Hand über meinen Kopf, als ich ein paar Münzen in seinen Hut werfe. Meine beste Freundin und ich „whatsappen“ jeden Tag und telefonieren regelmäßig, um voneinander zu wissen. Meine Eltern und mein Sohn „FaceTimen“ regelmäßig miteinander und wir lachen dabei die ganze Zeit. In der Stadt hat sich eine Gruppe formiert, die Hochrisiko-Patienten hilft. Und es gibt noch viele gute Aktionen, die im Verborgenen geschehen.

Es fällt mir gerade nicht so leicht, die vielen kleinen und großen Dinge zu sehen, die ganz wunderbar laufen. Eigentlich ist bei mir „das Glas ja immer halb voll“…. ich nehme mir vor, das nächste mal, wenn mich jemand anmeckert, es einfach zu ignorieren. Vielleicht hatte dieser Jemand ja tatsächlich einen schweren Tag oder gerade eine schlimme Nachricht erhalten.

Das „pink“ (und auch das viele dunkelrot und rot) auf der Inzidenzkarte stört mich dennoch! Das muss unbedingt wieder grün oder besser noch weiss werden! Und jeder kann ein kleines bisschen tun! Sonst werden weiterhin viele Menschen mit ihrem Leben bezahlen und sie alle werden jemanden fehlen! Die Intensivbetten werden zunehmend knapper. Die Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten sind am Ende ihrer Kräfte!  Solidarität ist kein Zauberwort! Sie ist nötig! Jetzt! Nicht alles was (noch) erlaubt ist, muss man/Frau auch tun!

Darum mein eindringlicher Appell: Reduziert Kontakte auf ein absolutes Minimum! Das hilft uns allen am allerbesten! Wer braucht Weihnachtsgeschenke, wenn er auf der Intensivstation liegt? Wir können wirklich ALLE im Sommer Weihnachten nachfeiern. Das wäre doch auch mal schön! Und dann hängen wir pinkfarbene Kugeln an den blühenden Kirschbaum.