Sprung in der Schüssel

Klirrend fällt das Zahnputzglas in die Badkeramik und schon ist ein großer Sprung in der Schüssel zu sehen. Prima! So ein Schaden läßt sich nur mit relativ viel Aufwand beheben… Nämlich gar nicht… außer man tauscht die Keramik aus.

Was einmal kaputt ist, läßt sich nicht immer reparieren. Was einmal gesagt ist, läßt sich nicht immer zurückholen. Was einmal an Dummheit begangen wurde, läßt sich nicht immer wieder gut machen. Ich weiß wovon ich rede….

“Einen Sprung in der Schüssel haben” ist auch ein Synonym für “durchgeknallt” oder “nicht ganz richtig im Kopf”. Dazu fallen mir auf Schlag viele Begegnungen ein.

Arbeitsanfahrt über die Autobahn. Vor mir zockelt ziemlich langsam ein Auto und als ich ansetze um zu überholen, blinkt der Fahrer und fährt auf den Standstreifen und jemand wedelt mit dem Arm aus dem Fenster. Sieht nach einer Bitte um Hilfe aus. Ich schalte mein Warnblinklicht an und fahre ebenfalls auf die Standspur. Ich passe gut auf, bevor ich die Tür öffne und schnell, aber vorsichtig aussteige. Zügig jogge ich die 100 Meter zu dem anderen Auto, aus dem sich mühsam ein sehr alter Herr quält. Ich springe los und ziehe ihn hinter sein Auto, weil die Autos ungebremst in hohem Tempo an uns vorbei sausen… Und frage ihn, ob alles in Ordnung ist und ob er Hilfe braucht. Er macht auf mich einen zumindest irritierten, wenn nicht gar verunsicherten Eindruck. Ja, ja, ich könne ihm helfen. Er wisse nicht so genau wo er sich befinde, er habe sich wohl verfahren.

Jetzt bin ich ebenfalls irritiert, denn auf einer Autobahn nach dem Weg zu fragen finde ich gelinde gesagt “unorthodox”, gefährlich und ziemlich sicher – verboten. Ich kann ihm sagen, dass er nur eine Ausfaht verpasst hat, aber auch dann schnell am Ziel ist, wenn er die Nächste nimmt. Er bedankt sich und hievt sich unter Mühen wieder in sein Auto. Auf dem halben Weg zu meinem Auto laufe ich sicherheitshalbe noch mal zurück, um ihm zu erklären, dass er weiter fahren muss und hier keinesfalls wenden darf, da er sich auf einer Autobahn befindet. Er schaut mich entgeistert an und fragt mich, ob ich “einen Sprung in der Schüssel habe” … Das wisse er selbstverständlich!!!

Aha! Keineswegs beruhigt gehe ich vorsichtig zu meinem Auto zurück und warte, dass er sich ordnungsgemäß in den Verkehr einfädelt. Das gelingt ihm ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ich bleibe hinter ihm, bis er an der nächsten Abfahrt folgerichtig abfährt. Schließlich habe ICH ja den “Sprung in der Schüssel” und nicht er…

Fazit: Manche Dinge/Sachverhalte liegen im Auge des Betrachters und nicht in der Schüssel.