Knoten

Gordischer Knoten, doppelter Paalsteek, einen Knoten in der Zunge, bzw. in der Seele – all diese Begriffe kennen wir und benutzen sie oft. Es ist so eine Sache mit den Knoten. Sie geben einerseits Halt und Schutz, anderererseits verhindern und blockieren sie auch etwas.

Wenn ich das Wort “Knoten” höre, assoziiere ich damit eher etwas Schlechtes. Nämlich Lymphknoten – die an sich ja eigentlich nichts Schlechtes sind. In Bezug auf eine Krebserkrankung natürlich schon, zumindestens wenn welche getastet, sonografiert und punktiert werden (was übrigens schrecklich weh tut!).

Als ich im Sommer in unserem Schweden-Urlaub den Knoten auf einem Steg an einem Hafen sah, wusste ich gleich, dass ich über Knoten mal einen Blog schreiben möchte, und dass, obwohl es für mich kein einfaches Thema ist. Es hat ja auch seine Zeit gebraucht, bis ich bereit war darüber zu schreiben.

Und doch ist es einem Freund gleich zu Beginn meiner Erkrankung gelungen, aus dem für mich so “schrecklichen Bild” etwas Positives zu generieren. Mein Freund ist Priester und er schickte mir in einer Mail ein Bild einer Ikone. Nun bin ich zwar kunstgeschichtlich sehr interessiert, aber das ist eigentlich nicht meine Art von Kunst. Auf dem Bild sieht man Maria, die das Jesuskind auf ihrem Schoß sitzen hat. Durch seine Hände gleitet ein weißes Band mit vielen Knoten (9 Stück – ich habe sie oft gezählt).

Und alle Knoten löst er nach und nach auf, entwirrt sie und macht das Band wieder glatt. Ich habe das Bild ausgedruckt und einlaminiert und ich habe es immer in meiner Handtasche und bei jedem Untersuchungstermin oder Therapie in meiner Hosentasche. Es ist schon ziemlich zerknittert und abgegriffen. Bei mir zu Hause hängt das Bild auf Leinwand in groß im Flur und ich gehe jeden Tag zig-mal daran vorbei. Das Bild ist mir lieb und teuer geworden, und ich bin meinem Freund sehr dankbar für dieses Geschenk, denn es hat mir durch viele schwere Stunden geholfen.

Als ich den Knoten im Sommer auf dem Steg sah, habe ich mich gefreut. Ich empfand ihn nicht als negativ. Denn ich wusste, es gibt Jemanden, der diesen Knoten auch wieder aufknüpfen kann.