Erntedank (Franken)

Letzten Sonntag war Erntedank-Fest. Traditionsgemäß findet es am ersten Sonntag nach Michaelis (29.09) statt. Kirchen werden festlich mit Erntkronen, Broten, Früchten und Gemüse geschmückt, um für die reiche Ernte zu danken. Häufig werden die Gaben dann an Bedürftige weiterverschenkt.

Dieses christliche Fest gibt es seit dem 3. Jahrhundert, aber auch schon in vorchristlicher Zeit wurde der Kraft der Natur gedankt.

Es gibt (besonders in Bayern/Franken) Prozessionen und einige Orte machen Festumzüge und kombinieren das Erntedank-Fest mit einem Kürbisfest (Muggendorf/Oberfranken). Hier werden alte Trecker und Bollerwagen mit Blumen- und Gesmüse-/Obstgirlanden festlich geschmückt. Kinder haben Kürbisse kunstvoll verziert und geschnitzt. Und sehr viele sind in Tracht/Dirndl. Richtiges Brauchtum eben. Die Stimmung ist erst festlich und später im Bierzelt ausgelassen und fröhlich. Familien und Nachbarn sitzen beieinander und feiern die gute Ernte und die gemeinsam Zeit.

Den Samstag vor Erntedank war ich “zufällig” in “Vierzehnheiligen”, einer großen Basilika des Spätbarocks, bzw. des Rokoko. Erbaut wurde sie von Baltasar Neumann um 1750. Die Wallfahrtskirche liegt auf einem Hügel im Landkreis Lichtenfels und ist schon von weitem sichtbar. Sie heißt so, weil in ihrem Inneren ein großer Altar für die vierzehn Nothelfer errichtet ist. Sie ist wunderschön und prächtig in hellblau, rosa, gold und weiß gehalten.

Ich war schon mehrfach dort, aber diesmal gab es ein besonderes Erlebnis. Schon beim Aufstieg fielen mir die vielen Menschen mit ihren Hunden auf und wir wurden von einigen Reitern und einer Kutsche überholt. Oben auf dem Plateau erwarete uns eine riesige Menschen- und Tiermenge. An die hundert Hunde, ca. 15 Pferde, 3 Rinder und ein Kälbchen, ein Esel und diverse Kleintiere samt Besitzer warteten auf dem Vorplatz der Basilika. “Tiersegnung is’, ” wurde mir beschieden. Zurückgehend auf den Franziskustag (Franz von Asissi), der ja eine besondere Beziehung zu den Tieren hatte, werden dort jedes Jahr Haus- und Nutztiere gesegnet und der besonderen Obhut der Menschen anvertraut. Es fand ein kurzer Gottesdienst statt, worin an die besondere Verantwortung der Menschen gegenüber den Tieren appeliert wurde. Und auch der Schlacht- und Versuchstiere wurde gedacht. Anschließend konnte ein Jeder mit seinem Tier, egal ob Rind, Hund, Frettchen, Hase oder Schildkröte zu einem der Priester gehen und seinen Schützling mit Weihwasser segnen lassen. Natürlich war ich mit meinem Hund Rala auch da, obwohl ihr die Sache mit dem Weihwasser nicht gefiel, da sie extrem wasserscheu ist.

Beide Feste, Erntedank und die Tiersegnung, haben mich noch einmal sehr eindrücklich daran erinnert, wie fahrlässig wir doch manchmal mit unseren “Naturschätzen und Schützlingen” und Ressourcen umgehen, und dass wir etwas achtsamer mit Gottes Schöpfung umgehen könnten.