Sommer-Sonnenblumen

Kürzlich stieß ich bei einem Spaziergang mit meinem Hund in Franken auf ein riesiges Sonnenblumen Feld. Es leuchtete goldgelb in der Sonne und ich kletterte auf einen großen Stein, um das Ganze von oben betrachten zu können. Es war ein fast “kitschig-schönes” Bild mit blau-weißem Himmel. Die einzelne Sonnenblume verschwamm im Meer der Maße und alles wirkte wie eine goldene Woge, die sich sacht im Spätsommerwind bewegte.

Wie die meißten Menschen mag ich Sonnenblumen sehr gerne. Und es gibt auch wirklich schöne Fotos oder Bilder von Sonnenblumen. Das von van Gogh ist sicher das Bekannteste. D.h. eigentlich existiert eine ganze Serie von Sonnenblumen-Bildern, die alle in Südfrankreich um 1888 entstanden sind. In einem Brief beschrieb van Gogh die Sonnenblumen als eine “Symphonie in Blau und Gelb”.

Blau war bei meiner Betrachtung nur der Himmel und ich klettere wieder von dem Stein herunter, um eine einzelne Blume genauer an zu sehen. Die Samen im Blüteninneren sind spiralförmig angeodnet und Wikipedia weiß: “…das im Bau ihres Blütenstandes Spiralen auf deren Anzahl durch die Fibonacci Folge gegeben ist, weil der Winkel zwischen architektonisch benachbarten Samen bezüglich der Pflanzenachsen dem “Goldene Winkel, bzw. dem Goldenen Schnitt” entspricht.”

Aha! Da Mathe nicht so sehr meine Spezialität ist, habe ich nur verstanden, dass es um das Verhältnis von Größe, bzw. Abständen und Winkeln zueinander geht und aus der Kunst weiß ich, das der Goldenen Schnitt ein “ästhetisches Idealmaß” ist (3:5), wie es auch mein Freund Leonardo in seinem Proportionen Bild des Menschen darstellte.

Das Alles hatte ich natürlich nicht im Sinn, als ich diese eine Sonnenblume betrachtete, sondern vielmehr, ob es legitim oder verboten und strafbar wäre, eine dieser Blumen mit zu nehmen. Es waren geschätzte 2 Millionen Sonnenblumen. Was würde da eine mehr oder weiger ausmachen? Und es war ein abgelegenes Feld. Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, war gering und es würden sicher nicht so viele Menschen auf eine ähnliche Idee kommen, so dass dem Besitzer eigentlich kein Schaden entstand.

Ich kletterte noch mal auf den Stein, um zu schauen, ob kein Beobachter meinen geplanten Diestahl dokumentierte. Ich verlor mich erneuert in der wunderschöne Farbenpracht und überlegte, dass dieses Farbenspiel wohlmöglich eine winzige Nuance blasser wirken würde, wenn eine Blume fehlte…

Ich genoß den Anblick noch einige Zeit, sprang wieder von dem Stein und ging mit meinem inzwischen ungeduldigem Hund den Weg hinunter. Einmal drehte ich mich noch um und für einen Moment hatte ich das Gefühl, die Sonnenblumen würden noch einmal nur für mich in ihrer gesamten Vollständigkeit in einem besonders schönen gold-gelb aufleuchten.