Offene und geschlossene Türen

Als ich diese wunderschöne Tür in einer Nebenstraße in der Bamberger Altstadt entdeckte, musste ich an eine Begegnung mit einer Freundin denken.

Wir waren gut befreundet gewesen, als unsere Kinder noch klein waren. Bevor sie in die Schule kamen, verloren wir uns durch Umzüge, andere Interessen und “viel zu tun” aus den Augen. Eine Tür wurde geschlossen. Nicht im Zorn zugeschmissen und verriegelt, so dass keine Möglichkeit bestand sie je wieder zu öffnen – nein, sie wurde einfach leise zu gemacht und fast vergessen.

Gelegentlich ging ich gedanklich an dieser Tür vorbei, dachte an die Freundin und wie es ihr und ihren Kindern wohl geht, und machte mir eine mentale Notiz, mich mal wieder zu melden, bzw. nach ihr zu suchen (was Dank der Vielzahl an modernen Medien und sozialen Netzwerken ja nicht so schwierig ist).

Und so vergingen die Jahre.  Immer seltener dachte ich daran diese Tür wieder zu öffnen. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren und überhaupt… Zu lange her, kann ich ja immer noch machen, und so weiter und so weiter. Die Kette der Ausreden war lang.

Was für alberne Begründungen! Denn keine davon ist wahr! Das wurde mir klar, als ich realisierte, dass ich möglicherweise eben nicht noch später Dinge erledigen kann, weil ich evtl. tatsächlich keine Zeit mehr dazu haben würde. Es dauerte ein weiteres Jahr bis ich den Mut fand an die Tür zu klopfen, in der Hoffnung, dass sie geöffnet würde.

Und das wurde sie! Ich war erfreut, gerührt und unendlich dankbar. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass die Tür ohne Vorbehalt, Vorwürfe oder Ressentiments geöffnet wurde. Und ich war überrascht, wie einfach es doch eigentlich sein kann, vermeintlich geschlossenen Türen wieder zu öffnen, wenn man sich bloß traut und zugegebenermaßen habe ich ja auch über 15 Jahre dafür  gebraucht… Aber – und das ist das Gute daran: Es war nicht zu spät!

Rala

… ist ein Border Collie Mix, hat aber überwiegend Charaktereigenschaften, die einem Border Collie entsprechen, sensibel, intelligent, hütet gerne, braucht viel Bewegung und kann rennen wie ein Blitz – geradezu fliegen, könnte man meinen.

Seit sieben Jahren ist sie ein fester Bestandteil unserer “Herde”. Ich fand sie als Welpe auf einem Aushang in einem Tierbedarfsladen. Ich war  an einem Großsittich, besser noch an einem Papagei interessiert. Das war schon immer ein Kindheitstraum von mir. Ich wollte einen Flyer von einem hiesigen Züchter holen und blickte auf die Pinwand, wo eine Annonce hing, dass Welpen abzugeben wären. Ich schnappte mir den besagten Vogel-Flyer und einen Abrisszettel mit Telefonnummer von den Hundebabys. Warum? Keine Ahnung! Ich wollte keinen Hund.

Da ich an diesem Nachmittag nichts bessere zu tun hatte, rief ich kurz entschlossen an und fragte ob ich mir die Welpen mal ansehen könnt. Ja, kein Problem, es wäre aber nur noch Einer da. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich, warum ich das tat… Naja, schauen kann ich ja mal.

Verloren! Auf den ersten Blick! Du meine Güte, war dieses Hundmädchen süß! 12 Wochen alt, aus liebevoller Familienaufzucht, ein Mix aus  Border Collie und Collie, stubenrein, konnte schon an der Leine gehen, etwas alleine bleiben und war Auto fahren gewohnt. Perfekt. Der Welpe mochte mich offensichtlich auch, denn es schlief beim Gespräch mit der Züchterin auf meinem Schoß ein. Eigentlich wollte sie diesen Welpen selber behalten, merkte aber, dass dann ihr erster Hund, die Mutter des Wurfes, zu kurz kam. Also musste sie sich schweren Herzens trennen.

Ich erbat mir einen Tag Bedenkzeit, verbrachte mehrere Stunden mit Recherche und überrumpelte meinen Mann mit der Idee aus einem Papagei einen Hund zu machen….

Seit 7 Jahren ist Rala eine treue Begleiterin. Ich weiß, es gibt “Hundemenschen” und “Katzenmenschen”, und ich werde mich hüten, einen Hund mit menschlichen Atributen aus zu statten. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass dieser Hund genau zu uns passt. Sie bringt uns sehr häufig mit ihren Albernheiten zum Lachen und verlangt uns in Sachen Bewegung einiges ab. Ich bin der Ansicht, dass das für meinen Heilungsprozess ein wichtiger Bestandteil war und ist, denn ich bin jeden Tag mehr oder weniger 1,5 bis 2 Stunden mit Rala unterwegs.

Sie ist schlau, versteht viele Worte und Kommandos und kann viele Kunststücke. Man merkt ihr an, dass sie Spaß daran hat, das zu tun, was wir sagen. Manche würden das devot nennen, so ist aber ihr Wesen – sie will uns gefallen. Ihre Sensibilität ist beeindrucken. Sie erspürt, wenn ich mal einen nicht so guten Tag habe und ist dann besonders anhänglich und “hütet” mich. Das ist ein Anstupsen mit der Nase in die Waden, so wie sie es normalerweise mit Schafen tun würde, wofür Border Collies eigentlich gezüchtet sind. Sie erträgt es auch nur schwer, wenn die Herde auseinander läuft. Wenn mein Mann rechts abbiegt und ich links, weiß sie nicht, wem sie folgen soll und nur mit Leine funktioniert das Ganze.

Warum ich über Rala schreibe? Viele Hunde sind sicher ähnlich toll. Aber Rala ist unser Hund und tut einfach gut in meinem pinkfarbenen Leben.

Weimar

Ich hatte ja keine Ahnung – wie schön Weimar ist! Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich jetzt das erste Mal da war. Das Wetter war fabelhaft, es gab sofort einen zentralen, günstigen Parkplatz und ein berühmtes Café (Residenz) mit einen schicken Platz zum Leute beobachten und mit bezahlbaren Getränken. Der perfekte Start für einen ausgiebigen Stadtbummel.

Ich hatte ja keine Ahnung – wie viele berühmte Menschen mit Weimar verbunden sind! Die ganz “großen Söhne” Goethe und Schiller (die befreundet waren), der an seinem Ende “geistig umnachtete” Philosoph Nitzsche, der wunderbare Maler Lucas Cranach d.Ä., Herzogin Anna Amalia (die mit der herrlichen Bibliothek), der Komponist Franz Liszt, der Bauhausgründer Walter Gropius , der Dichter Christoph Martin Wieland, aber auch Bach und Bonhoeffer hatten Verbindung zur Stadt. Unglaublich!

Es ist eine extrem “grüne Stadt” mit weitläufigen Parks und netten Bauwerken und Skulpturen, durchzogen von dem Fluss Ilm. Auf den Rasenflächen tummeln sich Studenten, Familien, Kinder und Hunde. Jogger ziehen ihre Kreise und Fahrradfahrer klingeln gut gelaunt bummelnde Touristen an die Seite. Fast schon zu idyllisch um wahr zu sein.

Natürlich gibt es auch jede Menge Büchergeschäfte, was bei dem “geistigen Gut”, das hier entstanden ist, nicht verwundert. Damit meine ich aber kleine, historisch anmutende Buchläden, in denen man stundenlang stöbern kann und hofft, dass man über Nacht eingeschlossen wird, und nicht die großen, unpersönlichen Buchladen-Ketten. Auch modisch hat Weimar einiges zu bieten. Es gibt viele, kleine Modeläden mit außergewöhnlichen  Klamotten, die auch in Ansätzen bezahlbar wären.

Und ich hatte keine Ahnung, wie nahe das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald vor den Toren der Stadt liegt und seine bösen Schatten auf die prächtigen Bauten warf! Dort starben an die 56 000 Menschen und “die Hexe von Buchenwald” Ilse Koch ist vielen aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Bonhoeffer war 2 Monate vor seiner Hinrichtung in Flossenbürg hier interniert.

Jetzt habe ich eine “leise Ahnung” von der Stadt, die ich bisher nur vom “Hörensagen” kannte und schon lange einmal besuchen wollte.

Fazit: Absolut lohnenswerter Besuch in einer alten und doch sehr jungen oder jung gebliebenen Stadt mit vielen berühmten Persönlichkeiten, beeindruckenden Bauten,  versteckten schönen Ecken, weitläufigen Grünanlagen, stillen Orten und bunten Plätzen.