Dirndl 2.0 (Chiemgau)

Jeder, der schon einmal auf der Münchener Wiesn war, weiß das ein Dirndl ein “must have” ist. Ich war vor 25 Jahren einmal da, habe lange in Bayern gelebt und hatte noch nie ein Dirndl. Bis jetzt!

Ich habe zwar erst einmal nicht vor, nochmal auf die Wiesn zu gehen, aber ein Dirndl gehört jetzt mal endlich in meinen Kleiderschrank! Schon oft habe ich danach Ausschau gehalten und einige anprobiert, war aber immer unsicher und hatte auch keine adequate Beratung. Jetzt traf ich aber im Urlaub meine Freundin, die gebürtige Münchnerin ist und einen eigenen Kleiderschrank für all ihre Dirndl hat (die Dirndl ihrer drei bildhübschen Töchter hängen auch darin).

Und so war schnell klar: Wir zwei gehen ein Dirndl kaufen! Ich hatte ja keine Ahnung…! Es ist eine Wissenschaft für sich! Sofort wurde mir ausgeredet, dass es auf keinem Fall ein “Party Dirndl” sein darf, sondern ein traditionelles! Also rein in einen richtigen Trachtenladen, den es da unten natürlich in jeder Stadt gleich mehrfach gibt.

Dirndl ist die Verkleinerungsform von “Dirn” oder “Deern”, eine Bezeichnung für eine in der Landwirtschaft arbeitende junge Frau niederen Standes. Also für Mägde, bzw. Dienstmädchen. Ab 1780 setzte sich das etwas laszive Kleidungsstück bei dem städtischen “Sommerfrischepublikum” durch, heißt es bei Wikipedia. Aha! Also habe ich auch als Norddeutsche die Berechtigung ein Dirndl zu tragen, da ich ja oft in Bayern bin! Sehr beruhigend!

Ich probierte also mehrere Varianten an (dem Preis ist nach oben keine Grenze gesetzt!), die für meine Zwecke angemessen waren. Unter dem kritische Blick meiner Freundin hatte ich aber binnen kürzester Zeit ein besonders schönes Exemplar gefunden! Ich trat aus der Kabine, nachdem ich doch einige Schwierigkeiten mit den vielen Knöpfen, Haken und Ösen hatte, und wurde gleich von der Verkäuferin attackiert, denn ich hatte die Schürze hinten gebunden.

Falsch! Es sei denn, dass ich Witwe bin. Denn tatsächlich zeigt die gebundenen Schleife an, ob man noch zu haben ist (Schleife vorne links) oder ob man schon vergeben ist (verlobt, verheiratet, vorne rechts). Damit aber nicht genug, denn eine ganz normale Schleife geht auch nicht! Ein Knoten und dann mit dem unteren Band eine Schlaufe binden, in die richtige Richtung ziehen und dann gerade legen, damit die Schleife auch schön gerade bleibt und die Bänder glatt fallen und nicht abstehen! Langsam gerate ich ins Schwitzen. So kompliziert hatte ich es mir nicht vorgestellt!

Die nächste Hürde – die richtige Dirndl Bluse! Die, die ich an hatte, war laut Aussage meiner Freundin zu brav. Also zu wenig Ausschnitt. Ich fing an zu jammern, dass ich keine “Dirndlfigur” habe… “Quatsch” , wurde mir von der Verkäuferin und meiner Freundin unisono beschieden – jede Frau (!!!) hat sie sowieso! Puh, ich bin erleichtert, und entsprechend “unterstützende” Hilfsmittel wurden empfohlen.

Nach einigem hin und her habe ich dann die komplette Staffage zusammen und finde mich toll in dem ungewohnten Outfit. Der wohlwollende Blick meiner Freundin bestätigt mein Gefühl und nun bin ich stolze Besitzerin eines “echten” Dirndls und werde es bei aller nächster Gelegenheit tragen! Ach ja, die Farbe ist ja wohl auch schon klar, oder?