Erwartungen

Das neue Jahr hat begonnen und wir sind voller Erwartungen. Was wird es uns bringen? Hoffentlich viel Gutes! Bessere Gesundheit, Glück in der Liebe, Erfolg im Job und und und.

Doch manchmal werden unsere Erwartungen nicht erfüllt. Besonders berührt es uns, wenn Erwartungen, die wir haben, von anderen Menschen nicht erfüllt werden. Das uns das Leben nicht alles erfüllt – nun gut, das nehmen wir mehr oder weniger gelassen hin. Es entzieht sich schlicht unserem Einfluss. Gegen mache Umstände können wir eben nichts tun. Es fällt aber deutlich schwerer, nicht erfüllte Erwartungen, die wir an Andere haben, zu tolerieren und hin zu nehmen.

Nur – wessen Schwäche ist das eigentlich? Des Jenigen, der die Erwartungen schlicht nicht erfüllt, die ich an ihn stelle? Oder habe ich selber die Erwartung zu hoch oder gar falsch in jemanden gesetzt? Konnte er meinen Erwartungen gar nicht gerecht werden? Vielleicht habe ich es nicht klar genug formuliert, oder war der Anspruch einfach zu hoch?

Und was ist mit mir? Erfülle ich alle Erwartungen? Als Kollegin, Mutter, Ehefrau oder Freundin? Bin ich eine gute Tochter? Ein engagiertes Mitglied in der Gemeinde? Was hat die Gesellschaft für Erwartungen an mich? Und wie “um Himmels Willen” soll ich dem allen gerecht werden. Das übersteigt doch alles bei weitem meine Kraft. Ich verliere den Überblick und gerate ins Trudeln.

Und wenn es mir so geht, dann den Menschen die meine Erwartungen nicht erfüllt haben doch sicher auch! Auch sie haben vielleicht den Überblick verloren. Darum erfüllen sie vielleicht nicht meine Erwartungen und lassen mich enttäuscht zurück. Da ist es doch eigentlich an mir, nachsichtig zu sein. Denn das erwarte ich doch auch, wenn ich nicht allen gerecht werden kann. Ist meine Enttäuschung vielleicht nur ein Spiegelbild meiner eigenen Angst vor dem vermeidlichen Versagen? Gehe ich deshalb so hart ins Gericht, mit denen, die überfordert sind mit den hohen Ansprüchen der Menschheit. Und wieso schwinge ich mich als Richter auf, wo ich doch selber so fehlbar bin?

Vielleicht sind “Barmherzigkeit”, “Nachsicht” und “Güte” meine Worte des Jahres 2014. Das sind Begriffe die im täglichen Sprachgebrauch nicht so häufig vorkommen. Vielleicht gehen sie uns deshalb so schwer über die Lippen. Sie sind einfach nicht modern. Heute ist das Jahr noch jung genug um einen Vorsatz zu fassen, der sicher nicht so einfach umzusetzen ist. Es ist ja viel einfacher sich über die Schwäche anderer aufzuregen und darüber zu lamentieren, was sie alles versäumt haben.

Ich möchte es gerne versuchen –  in diesem Jahr 2014 “ein Licht an zu zünden, anstatt über die Dunkelheit zu klagen”.