Literaturkurs

Am letzten Wochenende besuchte ich einen  Literaturkurs. Eine Theater- und Fernsehschauspielerin, die selber schon einige Bücher veröffentlicht hat, hielt diesen Kurs. Letztes Jahr hatte ich schon einen Kurs bei ihr besucht. Es ging an diesem Wochenende darum, wie man seine eigenen Texte präsentiert, z.B. in Lesungen, oder wie bei mir, für einen Vortag. Ich werde im April einen Vortrag über “Pinkfarbene Schuhe” auf dem Onkologischen Pflegetag an der Uniklinik Regensburg halten. Der Kurs kam also gerade zu rechten Zeit.

Wir waren insgesamt 7 Frauen. Neben der Dozentin kannte ich noch 3 andere aus dem letzten Kurs. Es war toll die Frauen wieder zu treffen und von ihren Entwicklungen zu hören. Ich hatte ja auch etwas zu berichten und wir waren schnell in ein angeregtes Gespräch vertieft, als die Dozentin “die Bühne betrat”. Und das tat sie wirklich im Wortsinn! Es war ein Auftritt, der nicht künstlich wirkte. Sie strahlte eine Präsenz aus, die ich selten erlebt habe. Sie ist nicht mehr ganz jung, wirkt aber auf eine gewisse Weise alterlos und fesselte sofort unsere Aufmerksamkeit und die angeregten Gespräche verstummten.

Es ging erst einmal gar nicht so sehr um die Texte, die wir vorlasen oder referierten, sondern wir übten den Auftritt und den Abgang. Das war etwas, worüber ich mir bisher nie große Gedanken gemacht habe. Schon darum, wie und wo ich stehe (Rednerpult, Podiumsdiskussion oder am Vortragstisch) und was ich für Medien einsetze und natürlich was ich für ein Outfit (ganz wichtig: Schuhe) trage. Aber der Auf- und Abgang war bisher bei mir eher: aufstehen, hingehen, danken für die Vorstellung und los!

Weit gefehlt! Unsere Schauspielerin zelebrierte einen Auftritt, der sofort das Interesse weckt. Man wartet bis alles ruhig ist und geht dann mit zugewandtem (lächelnden) Gesicht  zu seinem Platz (den man vorher genau in Augenschein genommen hat) und – man genießt den Auftritt! Darum geht man auch relativ langsam, auch um den Menschen Gelegenheit zu geben einen anzusehen. Schaut her, hier bin ich, und ich habe euch etwas zu sagen. Ich war “geflasht” (würde mein Sohn sagen). Ich hatte nicht gedacht, dass die ersten Minuten so wichtig und entscheidend sind. Ich hatte bisher meinen Fokus eher auf die Inhalte gelegt.

Beim Abgang nimmt man sich kurz Zeit den Applaus zu genießen, geht dann aber noch während des Beifalls zügig raus. Natürlich sollte es keine Flucht sein, denn wenn der Applaus anhält, kommt man noch einmal zurück!

Aha! Das übten wir mehrere Stunden. Immer in der Reflexion mit den anderen Frauen. Sehr spannend, was Andere an einem wahrnehmen, wenn man versucht sich auf den Auftritt und Abgang zu konzentrieren. Dinge, die man selber gar nicht wahr nimmt. Ich mache zu große Schritte, wurde mir gesagt. Ja, das stimmt – ich habe ein Ziel und darauf gehe ich mit großen Schritten zu. Bei meinem Vortrag werde ich versuchen, mich an diese Tips zu erinnern.

An meinen ersten Auftritt (ins Leben) kann ich mich nicht erinnern. Ich konnte ihn auch nicht üben. Meinen Abgang werde ich ebenso wenig üben können.  Ob es “Applaus” geben wird, für eine gut dargebrachte Lebensleistung?