Weihnachts-Outfit

Ich bin nicht der einzige “Weihnachts-Grinch” in unserer Familie (siehe Foto), aber ich gebe mir dieses Jahr wirklich Mühe! Als mein Mann vor ein paar Tagen aus den USA wiederkam, berichtete er von dem “Hype” der auf der anderen Seite des Ozeans noch ganz andere Dimensionen annimmt, als hierzulande.

Natürlich waren wir schon im dicksten Schneegestöber – was hier im Norden wirklich selten ist- auf dem Weihnachtsmarkt. Wie immer war die “Fressmeile” ebenfalls sehr umfangreich. Bratwurst, Creps, Edel-Käsebrot und natürlich reichlich Süßigkeiten….. Ein (Alp-)Traum…. Besonders für unseren Hund.

Neben den viele, teilweise sehr liebevoll gestalteten und selber produzierten Körnerkissen, Socken, Mützen, Handschuhen und  Baumschmuck gab es auch sehr viele “caritative”  Stände, weil Weihnachten die Herzen groß und die Geldbörsen weit sind. Soweit so gut. Ich aß an einem Stand dann doch etwas, obwohl mich die vielen Gerüche eher abhielten…. Fallafel in Fladenbrot – eine typische Weihnachtsmarkt-Spezialität bei uns in der Stadt, da viele Flüchtlinge hier geblieben sind und unser Stadtbild so schön bunt machen. Der Andrang dort war groß. Die beiden jungen Frauen sprachen sehr gut deutsch und wünschten uns einen schönen zweiten Advent. Der Vollständigkeit halber mussten wir auch noch die extrem süßen und leckeren Baklava mitnehmen.

Als ich mich zuhause an der Heizung aufwärmte, blätterte ich in einer Modezeitung, wo das entsprechende Weihnachts-Outfit für Frau, Mann und Kind vorgeschlagen wurden. Das Männer-Outfit lag bei knapp 6000 €, das für die Frau bei 7000 € und das für das Kind bei “nur” knapp 4000 €. Ich fragte mich wie bei dieser Familie wohl die Geschenke aussehen würden, warf die Zeitung ins Altpapier und dachte an die beiden jungen Frauen, die fern der Heimat wohl ganz andere Themen als ein Weihnachtsoutfit für schlappe 17.000 €  haben…

Ich war schwer geneigt mein “Weihnachts-Grich” Gefühl wieder hervorzuholen, rief mir aber in Erinnerung, das meine beiden Männer große Weihnachtsfans sind, wir gemütlich mit Eltern und aus dem Süden anreisenden Sohn nach einem Kirchbesuch (nein, wir gehen nicht nur Weihnachten in die Kirche…) das “traditionelle Weihnachts-Raclette   -Essen und anschließenden Spieleabend genießen werden.  Unter dem Baum werden sich ein “Gemeinschafts-Süßigkeiten-Teller”, eine Leberwurst für den Hund und für jeden ein kleines Geschenk befinden. Und das Weihnachtsoutfit wird aus einer (bereits vorhandenen) Jeans und einem ganz normalen Pullover/Bluse/Hemd bestehen… Nur der Hund bekommt eine neue Mütze…

Vorsicht Weihnachten

Wenn dieses Schild an meiner Haustür hängt, fängt es bei mir an zu “weihnachten”. Aber wie das Schild schon sagt: sehr vorsichtig. Ich bin eigentlich ein echter “Wehnachts-Grinch”. Obwohl ich Kerzen, Marzipan und heimelige Abende mit Familie und Freunden sehr mag. Aber der Hype um Weihnachten an sich ist mir zu viel. Konsum, Stress und ein “overkill” an Illumination und Dekoration. Einen Dekoalptraum wird man bei mir deshalb nicht finden, jedenfalls nicht Quantitativ. Dafür arbeite ich gerne mit Farbe. Letztes Jahr war türkis im Trend. Dieses Jahr ist es – wie könnte es anders sein – pink!

Wie gesagt, es ist nicht viel Deko, nur ein paar wenige, ausgewählte Dinge. Mich erschlägt der Lichterglanz auf den Weihnachtsmärkten und Häusern oft. Und die übervollen Städte und Geschäfte nerven mich. Die Suche nach Geschenken finde ich anstrengend. Ich schenke lieber, wenn ich etwas sehe, von dem ich denke, dass sich ein  lieber Mensch darüber freut, und nicht, weil man es eben so macht an Weihnachten. Die meisten von uns haben doch sowieso alles was sie brauchen. Und das, was wir wirklich brauchen, können wir nicht kaufen. Ich freue mich am meisten, wenn mir jemand “Zeit” schenkt. Für Begegnungen, gemeinsame Unternehmungen oder einfach für ein Stündchen Plauderei. Außerdem ist es mir zu Weihnachten immer zu kalt. Ich fände frühlingshafte Temperaturen ganz angenehm. Aber dazu muss ich wohl den Breitengrad wechseln.

Worum geht es mir denn Weihnachten? Eigentlich ist es doch eine Geburtstagsfeier. Und die feiert man mit Familie und Freunden. Wäre das nicht schön, wenn man es so sehen könnte? Eine nette Feier ohne den Stress, Besinnlichkeit, Harmonie und Perfektionismus unter einen Hut zu bringen. Alles hübsch machen: Der schönste Baum, das beste Essen, die richtigen Geschenke und alles möglichst harmonisch. Eine Illusion? Ich denke, das ist gut möglich, wenn man sich auf das Wesentliche besinnt. Die Geburtstagsfeier eines kleinen Kindes, dessen Eltern schutz- und heimatlos waren. In einigen Ländern gibt es eine schöne Tradition. Es wird immer ein Gedeck mehr aufgelegt, für jemanden, der vielleicht noch kommt. Wie wäre es, wenn jeder Haushalt einen Menschen, der einsam, alleine, alt oder krank ist, zu sich einladen würde? Oder jemanden, mit dem man zerstritten ist, oder Jemanden mit dem man schon immer mal in Gespräch kommen wollte. Die Welt wäre für einen Moment ein kleines bisschen besser…. Und (Geburtstags)Partys, wo auch Menschen sind, die wir noch nicht so gut kennen, oder nicht so häufig treffen, sind doch oft die Interessantesten.