O-Antiphone

Bei uns in der Stadt, in der katholischen Gemeinde, gibt es seit einigen Jahren in der Vorweihnachtszeit eine sehr schöne, eigentlich schon sehr alte Tradition aus dem 7/8 Jahrhundert. In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten steigt die Erwartung auf das Kommen des Messias. In den Gebetsanrufen, den O-Antiphonen bittet die Gemeinde in der nur mit Kerzen, festlich erleuchtetet Kirche: “Komm und zeige uns den Weg… ” Es sind Wechselgesänge ohne Orgel, die einen meditativen Charakter haben und mich zur Ruhe kommen lassen. Wunderbar!

Im Anschluß machen wir uns auch auf den Weg. So wie die Menschen vor zweitausend Jahren und wie so viele Menschen, die jetzt ihre Heimat verlieren und auf der Flucht sind. Einige der Gottesdienstbesucher waren zu einem Umtrunk bei Freunden eingeladen. Der Weg war nicht weit. Es waren nur ein paar hundert Meter Luftlinie von der Kirche aus. Aber es war dunkel, kalt, windig und nass. Aber wir wurden etwartet. Das gastliche Haus war hell erleuchtet und wir traten ein. Es roch nach Kamin, Nelken, Zimt, Lebkuchen und Punsch – nein, es roch nach “Willkommen”! Was für ein wunderbares Gefühl, durchgefroren und ein bisschen müde einen warmen Raum zu betreten, umgeben von Menschen, die einem wohlgesonnen sind.

Unwillkürlich fragte ich mich, wie es wohl vor zweitausend Jahren war – Zwei Menschen, verzweifelt auf der Suche nach “Herberge”, verbunden mit dem furchtbaren Gefühl nicht willkommen zu sein! Und wie vielen Menschen geht es gerade jetzt, ganz aktuell so?! Wo können sie Herberge finden? Wo ist eine offene Tür, wo sie jemand herzlich willkommen heißt? Wo eine warme Mahlzeit, ein warmes Feuer und Begegnung mit Menschen, die sie sehen und hören?!

Ich hatte schon nach ein paar hundert Metern das dringende Verlangen endlich anzukommen. Doch ich hatte die Gewissheit, dass ich erwartet werde und eine Tür weit offen für mich ist. Und ich wusste – ich finde eine gastliche Herberge.

Es war ein wundervoller Abend, umgeben von herzlichen Gastgebern, freundlichen Menschen, Lachen und Frohsinn und guter, tiefer Gespräche. Was für ein Geschenk.

Herberge – ankommen – willkommen sein. Das nahm ich als “guten Geist der Weihnacht” aus den Gesängen und den Begegnungen in dem gastlichen Haus, welches mir eine kleine Zeit Herberge bot, mit.