Labyrinth

Labyrinthe sind ein System von Linien oder Wegen, die durch zahlreiche Richtungsänderungen ein verfolgen oder abschreiten des Musters zu einem Rätsel macht.  Manchmal wird der Begriff im übertragenen Sinne für einen unüberschaubaren Sachverhalt benutzt. Aus der griechischen Mythologie kennen wir die Geschichte vom kretischen König Minos, der von Daidalos ein Labyrinth als Gefängnis für den Minotaurus errichten lies. Ariadne gab ihrem Liebsten Theseus einen Faden, mit dessen Hilfe er, nachdem er den Minotaurus getötet hatte,  das Labyrinth entlang des (roten?) Fadens wieder verlassen konnte.

In vielen mittelalterlichen Kirchen findet man Fussboden-Labyrinthe. Sie dienen als Bußübung, in dem man auf Knien dem Muster folgt und an bestimmten Stationen Gebete spricht. Es symbolisiert den Weg der Erlösung der Seele und gleichzeitig den Pilgerweg (!) nach Jerusalem.

Mich haben Labyrinthe schon immer fasziniert und ich bin in englischen Gärten durch wunderschöne Hecken-Labyrinte gegangen und habe in einigen Kirchen, besonders in Frankreich, die Fussboden-Labyrinthe abgelaufen. Ich kann gut nachvollziehen, dass Labyrinthe auch ein Pilgerweg sein können.

Vor einiger Zeit brachte ich meinem Sohn aus dem “Kloster Shop” ein Holz-Geduldsspiel – ein Labyrinth –  mit. Ich bin mindestens zwei mal jährlich zur inneren Einkehr in einem Benediktiner Kloster. Die Mönche haben zur Kontemplation (lat. contemplari = anschauen, betrachten) ein Steinlabyrinth im nahe gelegenen Wald gebaut. Man kann bei diesem Labyrinth, anders als bei den englischen Hecken-Labyrinthen, die Mitte, aber auch den Ausgang immer sehen. Das macht es aber nicht unbedingt leichter, zu mindestens dann nicht, wenn man sich an die “Regel” hält, und nicht die Linien überspringt.

Ich bin auch hier schon einige Male diesen labyrinthischen Weg abgelaufen und es dauert überraschend lange, bis man am Ziel in der Mitte angekommen ist und dann auch wieder aus dem Ausgang heraustreten kann. Das liegt daran, dass man erst einmal den Weg finden muss, und dann auch einige Wege doppelt geht. In der Mitte ankommen ist wohl das eigentliche Ziel, oder? Oder ist es doch eher das wieder heraus finden? Oder ist es gar der Weg selber? Wie beim pilgern? Ich weiß gar nicht genau, ob ein Labyrinth positive oder negative Gefühle bei mir auslöst. Man kann sich ja auch verlaufen. Und ich habe nicht immer einen Ariadne-Faden dabei. Der rote Faden (für mein Leben) muss ja auch einen Anknüpfungsort haben. Ich muss ihn irgendwo oder an jemanden festmachen, damit er hält und mich den ganzen Weg leitet.

Ein Labyrinth kann aber auch Schutz bieten. Ich kann mich darin verstecken. Ich bin dort sicher, weil ich die Wege gut kenne und ich kann dort zur Ruhe kommen. Das war wohl der Grund, warum ich das Holzlabyrinth für meinen Sohn kaufte. Er teilt meine Liebe zu Labyrinthen und malte als Kind schon gerne in “Irrgarten-Büchern” die Wege nach. Heute nutzt er das Spielzeug um sich zu konzentrieren und zur Ruhe zu kommen und dann weiter auf den verschlungenen Pfaden zu gehen.

Unterwegs fürs Seelenheil

… So heisst eine Ausstellung im ‘”Focke Museum” in Bremen. Es geht um die Geschichte des Pilgerns. Primär um das christliche Pilgern, aber auch um andere Religionen ( Islam, Buddismus, Judentum und Hinduismus). Es war nicht die spektakulärste Ausstellung, die ich gesehen habe, aber sie war sehr informativ und für mich sehr symbolhaft.

Pilgern…. Unterwegs sein… Auf dem Weg sein…

Manchmal ist der Weg ganz klar vor mir zu sehen. Er geht ein Stück geradeaus. Dann macht er einen Knick, ich muss ein Stück zurück gehen und dann stehe ich an einer Kreuzung. Welchen Weg soll ich nehmen? “Gott sei Dank” gibt es Wegweiser oder Wegbegleiter, die ich fragen kann.

Manchmal ist der Weg beschwerlich, weil er steil bergauf geht. Oder ich bin einfach müde oder habe keine Lust weiter zugehen. Viel lieber würde ich verweilen und ausruhen. Mal kann ich ganz entspannt unterwegs sein. Es fällt mir leicht voran zu gehen, denn der Weg ist breit und ohne Steine. Ich genieße das Wandern auf meinem Weg.

Manchmal ist mir mein Gepäck zu schwer. Die Last auf dem Rücken drückt mich nieder. Ich habe mir zu viel aufgebürdet. Doch was lasse ich zurück? Manche Dinge sind mir lieb und teuer, manche sind überlebenswichtig. Wie kann ich unterscheiden, was wichtig für meinen Weg ist und was nur Ballast ist?

Manchmal verliere ich das Ziel aus den Augen, oder sehe gar keinen Sinn darin unterwegs zu sein. Ist es überhaupt das richtige Ziel? Vielleicht sollte ich ganz woanders hin gehen? Und werde ich überhaupt ankommen?

Manchmal bin ich ganz alleine unterwegs. Andere Menschen laufen an mir vorbei und lassen mich zurück. Alles ist still und ich kann hören, was ich im Alltagslärm sonst nicht höre. Dann tröstet mich die Stille des Weges.

Manchmal möchte ich umdrehen, um doch lieber eine andere Abzweigung zu nehmen. Versäumtes nachholen, das wäre schön. Hinter mir ist es vielleicht sogar besser, schöner, bunter und geselliger. Gibt es einen Weg zurück?

Manchmal bin ich laufend unterwegs. Schnell, schnell, schnell. Nur nicht innehalten. Manchmal hüpfe ich vor Freude über den Weg und alles ist voller Wärme und Licht. Und manchmal schleiche ich gebeugt weiter, am Ende meiner Kräfte.

Manchmal ist der Weg in Dunkelheit getaucht. Dann zieht Angst und Kälte in mir auf. Doch dann wird es wieder Licht und die Helligkeit vertreibt die Schatten und ich kann wieder alles klar vor mir sehen.

Manchmal sind Hindernisse auf meinem Weg. Steine, über die ich vielleicht hinweg steigen kann. Aber auch große Felsbrocken, die mir den Weg komplett versperren. Soll ich einen anderen Weg gehen, oder doch versuchen hinüber zu klettern?

Pilgern… Unterwegs sein… Auf dem Weg sein…

PS:… Ach ja, das richtige Schuhwerk ist natürlich auch sehr wichtig! Vielleicht finde ich ja noch pinkfarbenen Wanderstiefel?!

Pinkfarbenes Leben

Dies ist  sozusagen die “Fortsetzung” des ersten Beitrags/Artikels und die Erklärung warun der Blog “pinkfarbenes Leben” heisst und worum es darin gehen wird.

Nach dem Erscheinen der “pinkfarbenen Schuhe” sind über drei Monate vergangen und es ist ein ”pinkfarbenes Leben” daraus geworden. Es geht mir weiterhin ganz gut. Die Nebenwirkungen sind immer noch spürbar und Aufregung gibt es besonders an den Kontrollterminen. Das ist immer mit sehr viel Herzklopfen verbunden.

Ich habe viel erlebt, Gutes und weniger Gutes, ich habe gelacht und geweint. Und ich habe viel gelernt. Am meisten von den Begegnungen mit Menschen. Es ist ein bisschen Ruhe einkehrt in meinem pinkfarbenen Leben – denn bunt ist es immer noch. Aber es gibt eine gewisse Routine und das finde ich wunderbar. Das schafft auch den Freiraum für neue Dinge, wie diesen Blog. Es gab sehr viele Rückmeldungen auf den Artikel und ich habe versucht alle Mails zu beantworten, aber ich hätte gerne weiter diskutiert. Das war einer der Gründe, warum ich diesen Blog schreiben möchte (und auf viele Kommentare hoffe).

Ich werde jede Woche mindestens einen Beitrag schreiben, wahrscheinlich eher zwei, je nach Tagesform. Ich werde über das Leben schreiben, mit unterschiedlichen Brillen – mal eher philosophisch-theologisch (mein Glauben ist der wichtigste Bestandteil auf meinem Weg zur Heilung), mal über “Krankenhaus-Kram”, mal über Begegnungen, Alltagsdinge und auch mal wieder über Schuhe.

Ich glaube, dass das Leben wunderbar ist – denn es ist ein Geschenk. Das mein Leben pink geworden ist, hatte ich nicht erwartet. Ein normales Blau  zum Beispiel wäre mir auch recht gewesen. Ein Leben ohne Aufregung und ohne spektakuläre Ereignisse.  Aber womöglich wäre ich dann unzufrieden mit so einem “blauen” Leben. Wir haben in den allermeisten Situationen die Wahl, welchen Weg wir gehen wollen. Manches können wir jedoch nicht beeinflussen und müssen versuchen damit zurecht zu kommen. Ich bin sicher, dass mir viele tolle Erfahrungen und Begegnungen nicht zuteil geworden wären, wenn ich ein “blaues” Leben führen würde. Also versuche ich doch, möglichst gut mit dem pinkfarbenen Leben zu leben. In diesem Sinn: carpe diem!