Schreibtag

Es passiert mir sehr oft, dass ich, wenn ich Bücher signieren soll, keinen Stift zur Hand habe. Ich witzele dann immer: “Ein Schreiberling ohne Stift…”. Was eher ein bisschen bemüht als witzig ist (…ich muss mir einen anderen Spruch ausdenken…). Am Besten wäre es, ich hätte einfach immer einen Stift zur Hand.

Tatsächlich schreibe ich sehr gerne mit einem Stift und ich benutze seit Jahren die gleiche Art von Tintenrollern für Notizen, Einkaufszettel, Briefe und Karten, Umschläge und für Post it’s, die ich gelegentlich meinen Mann hinlege. Meine Bücher schreibe ich am Laptop. Es ist ein Ritual, den Laptop morgens aufzuklappen und hochzufahren. Und wenn ich dann weiß, dass ich an dem Tag keine Termine habe, wird es ein “Schreibtag”.

Diese Tage liebe ich sehr! Sie haben eine klare Struktur mit schreiben, schreiben, essen und trinken, Spaziergänge mit Rala, schreiben, schreiben, schreiben, essen, trinken, schreiben, Feierabend. Genial! Erstens, weil ich schreiben liebe und zweitens, weil ich klare Strukturen mag (man könnte es auch zwanghaft nennen…).

Ich denke, dass das Schreiben erheblich auf meinen Heilungsweg positiven Einfluss genommen hat. Dieser Blog zum Beispiel existiert seit gut drei Jahren und ich habe mittlerweile fast 250 Blogs geschrieben. Die Zugriffszahlen waren von Anfang an sehr gut und sind noch erheblich gestiegen. Teile davon sind in meinem Buch veröffentlicht. Schreiben ist ein fester Bestandteil in meinem neuen Leben geworden. Ich schreibe jeden Tag… Zumindestens Tagebuch, meistens aber mehr – Blogs, Fachartikel, Zeitungsartikel oder an meinen Buchprojekten.

Es ist eigentlich nicht wichtig, ob ich etwas veröffentliche oder nur für mich schreibe. Dass ich das große Glück habe, einen/meinen wunderbaren Verlag mit all den wunderbaren Menschen dort gefunden zu haben, ist ein zusätzliches Sahnehäubchen auf meinen (pinkfarbenen) Leben.

“Schreiben ist wie atmen”.  Dieser Satz ist leider nicht von mir, sondern von Hilde Domin, die berühmte deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin. Ihre Lebensweisheit kann ich aber absolut nachvollziehen, denn ich empfinde ähnlich. Wenn ich geschrieben habe, fühle ich mich reich beschenkt und beseelt. Beschenkt, weil ich die Zeit, Kraft und Energie (und das Talent) dafür bekommen habe und beseelt, weil ich etwas weitergeben möchte und Geschichten erzähle, die Suchende vielleicht etwas finden lassen…

Bevor ich jetzt zu sehr in den Pathos abgleite, möchte ich all diejenigen ermutigen, die Freude an Kreativität haben, egal welcher Art. Singen, schauspielern, musizieren, malen, fotografieren, gestalten, nähen, kochen, backen, töpfern und was es sonst so gibt…. All das sind Fähigkeiten und Ausdrucksformen unseres Menschseins – das macht uns menschlich. Und es ist völlig egal, wie andere unsere Kreativität bewerten, der Moment des Werdens und  Entstehens ist ein Segen – und das macht uns reich.

Schreibwaren

“Hallo, ich heiße Corinna und bin süchtig nach Schreibwaren.”

Stop! Ich möchte niemanden lächerlich machen oder diskriminieren… Auch nicht mich selber!

So eine “Schwäche” ist nicht schlimm. Na gut, es ist neben dem Sammeln von Schuhen eine weiter Obsession…. Was mir ja eigentlich zu denken geben müsste. Tut es aber nicht, denn ich kann es “reflektiert begründen” (haha). Schreibmaterialien gehören zu meinem Job! Ich liebe Schreiben und das mache ich mit System. Und dazu braucht man Equipment. Ha – gutes Argument!

Stimmt aber nicht – denn ich arbeite überwiegend mit meinem Laptop oder IPad. Natürlich brauche ich auch ab und zu Zettel und Stifte und auch mal einen Ordner, aber sicher nicht mit der Quantität, wie ich es gestern mal wieder für nötig befunden habe.

Ich war schwer begeistert, als mein Sohn in die Schule kam und er eine “Grundausstattung” an Heften, Blöcken und Stiften brauchte, die jedes Jahr zu Schuljahresbeginn neu beschafft werden mußten. Ich drängelte mich manchmal ein bisschen vor, denn je älter mein Sohn wurde, desto selbstverständlicher regelte er diese Dinge natürlich  alleine.

Ein Traumberuf wäre Verkäuferin in einem Schreibwarenladen (oder Schuhladen, oder Eisdiele….). Bei uns gibt es einen großen Büroaustatter, der solche Dinge überreichlich hat. Sobald ich auch nur einen Briefumschlag brauche fahre ich dorthin und komme mit neuen Stiften, Ordner, Karteikarten, Registern, Radiergummis (ich schreibe nie mit Bleistift…), Klarsichtfolie usw. aus dem Geschäft. Ein ewiges Rätsel ist es, warum dann trotzdem IMMER Druckerpatronen fehlen, die es dort natürlich auch gäbe, ich aber mit schöner Regelmäßigkeit vergesse (und die natürlich auch niemand sonst besorgt).

Jedenfalls bin ich wohl etwas “zwanghaft” was Organisation, Ordung, Ablage und Dokumentation betrifft und entsprechend sieht auch mein Schreibtisch aus. Systematisch aufgeräumt und organisiert. Jeglicher Papierkram wird in die dafür reichlich vorhandenen Ordner abgeheftet und alles ist entsprechend auch schnell auffindbar, was ja seine Vorteile hat.

Und auch meine Schreibprojekte haben entsprechende Ordner (mit Register). Mir gefällt das und ich behalte den Überblick. Das ist doch eigentlich etwas Positives…, hat aber, wenn ich mal etwas “rumpsychologisiere”, wie ein guter Feund immer sagt, vielleicht etwas damit zu tun, dass ich auch mein Leben gerne “geordnet” hätte.  Eine Illusion?! Ich glaube schon.

Mein Leben war in den letzten drei Jahren nach der Diagnose alles andere als organisiert. Wie gerne hätte ich Dinge “ad acta” gelegt, weggeheftet oder systematisch abgearbeitet. Es ist nicht gelungen. Und trotzdem sind wundervolle, geschenkte Jahre dabei herausgekommen. So bunt, wie es das schönste Register nicht hergibt. Gelernt habe ich sehr viel und es sind mir viele neue Menschen begegnet und Dinge sind eingetreten, die ich nicht für möglich gehalten habe.

Fazit: Auch unorganisierte Dinge haben ihre Berechtigung und ich werde trotzdem weiterhin in einen Konsumrausch im nächsten Schreibwarenladen geraten.

Karla Kolumna

Jeder – oder fast jeder kennt sie. Meist durch die Hörspielkassetten oder CD’s der Kinder oder Enkelkinder. Sie ist die “rasende Reporterin” bei  Benjamin Blümchen…. Töröööö!

Schreiben ist mein Ding, das weiß ich schon lange. Zwei Bücher und viele Fachartikel habe ich schon veröffentlicht. Ende August kommt ein Sammelband mit verschiedenen Geschichten von Andie Weiß “Jeder Tag ist ein Geschenk”, Gerth Medien heraus. Meine “Pinkfarbenen Schuhe” sind auch dabei. Und ich arbeite an zwei neuen Buchprojekten. Eines davon ist fast fertig.

Kürzlich machte mich eine liebe Freundin auf eine Anzeige in unserer Tageszeitung aufmerksam. Es wurden freie Journalisten mit einer “flotten Schreibe” gesucht. Ob das nichts für mich wäre? “Nee, auf Schützenfestberichte und Taubenzüchterversammlungen habe ich keine Lust!”, schlug ich ihr Ansinnen ab. Ich finde übrigens solche Veranstaltungen gut und wichtig, es ist aber nicht meine Welt.

Meine Freundin insistierte und überredete mich, doch wenigstens mal nachzufragen, was genau da eigentlich zu tun wäre. Kurzentschlossen rief ich an, erzählte kurz, was ich bisher “schreibtechnisch” vorzuweisen hatte und bekam prompt ein paar Tage später ein Vorstellungsgespräch. Der Redakteur war von meinen Leseproben sehr angetan und er ließ sich schnell auf meine Bedingungen ein, dass ich mir “Geschichten aus unserer Region” suche und darüber einen Artikel schreibe…

Tja, und so bin ich jetzt als freie Journalistin alias Karla Kolumna unterwegs. Ich habe schon einige Artikel fertig und viele weitere Ideen. Denn Begegnungen mit anderen Menschen waren und sind ja mein persönlicher Motor. Ich liebe es mit Menschen zu sprechen, ihre Geschichten und ihre Motivation zu verstehen. Ich genieße das sehr und lerne jeden Tag etwas Neues!

Ich glaube auch ganz fest daran, dass das Schreiben für mich ein ganz wichtiger Bestandteil auf meinem Heilungsweg ist. Und ich bin fest überzeugt, dass jeder von uns – wirklich jeder – ganz besondere Talente geschenkt bekommen hat. Man muss sie nur erst finden und sich zutrauen, sie auch zu nutzen.

Mein hochgeschätzter Lieblingsautor Ernest Hemingway sagte: “Wahre Ernsthaftigkeit im Bezug auf das Schreiben ist eine von zwei absoluten Notwendigkeiten. Das andere, unglücklicherweise, lautet Talent.”

Und Talent, so finde ich, liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Nicht jeder mag Hemingway. Und ob meine “Schreibe” nun flott ist oder nicht, darüber darf jeder natürlich ebenfalls seine Meinung haben. Mir macht es jedenfalls wahnsinnig viel Freude und ich werde mich nicht vom Schreiben abhalten lassen. Und ich hoffe, dass alle Menschen ihre Talente finden.

Meine Freundin hat jedenfalls ein Talent dafür, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun und zu sagen! Danke U.!