Der helle und der dunkle Herbst

Den wunderschönen bunten Herbststrauß brachte mein Mann für mich mit nach Hause. Ich freute mich über seine Aufmerksamkeit und über die vielen schönen, warmen Farben, in denen er leuchtetete. So ist der Herbst… Golden und bunt, sonnig und noch ein bisschen warm. Es gibt aber auch einen anderen Herbst… Dunkel, trübe, nass und kalt. Diesen Herbst mögen wohl die wenigsten Menschen – so wie ich.

Ich empfinde aktuell diesen Herbst überwiegend als kalt, dunkel und trüb… Obwohl ich in Franken das genaue Gegenteil genießen durfte. Vielleicht liegt es daran, dass in meinem unmittelbaren Umfeld drei Menschen sehr schwer erkrankt sind. Alle haben große Op’s hinter sich und weitere anstrengende Therapien vor sich. Mich läßt das schaudern, war ich doch fast zeitgleich vor vier Jahren selber in einer ähnlichen Situation. Ich frage mich die ganze Zeit, “ob die Einschläge” in unserem Alter einfach häufiger vorkommen, oder meine Wahrnehmung eine andere ist.

Man liest in den Medien über “Winterdepression”, die sich schon durch das mangelnde Licht wissenschaftlich begründen läßt. Nun bin ich alles andere als “Depressions-gefährdet”, dennoch bin ich müder, antriebsloser und nachdenklicher als sonst üblich. Ich liebe die langen Spaziergänge mit unserem Hund Rala, aber heute hat es mich Überwindung gekostet. Ich wäre viel lieber drinnen an meinem Schreibtisch geblieben und als ich meine dicke Jacke und einen Schal an hatte fror ich noch immer.  Zum Glück gibt Rala immer ein zügiges Tempo vor und mir wurde beim Laufen wärmer.

Herbst ist ja immer ein bisschen Abschied…. Abschied vom Sommer und auch schon ein bisschen von dem Jahr. Langsam fangen die Planungen für die bald kommenden Feiertage an und ich beginne Rückschau zu halten. Wie war das Jahr? War es gut? Ja! Das war es für mich! Ich bin bei stabiler Gesundheit und die “Buch-Geschichte” war unfassbar schön! Ich war viel auf Reisen, habe viel erlebt, bin reich beschenket worden mit Begegnungen, Erzählungen und Vertrauen. Meiner Familie geht es gut und meine Freunde sind immer für mich da. Was könnte ich mir mehr wünschen?

Vielleicht ist der dunkle, trübe Herbst aber auch genau dafür geeignet und nötig… Innehalten, zurückschauen, langsamer gehen, es sich warm und gemütlich machen, zur Ruhe kommen, um Karft zu tanken für den Frühling und sich auf das helle, wärmende Sonnenlicht zu freuen. Oft wissen wir den Wert eines Zustandes oder einer Sache erst zu schätzen, wenn wir ihn gerade nicht mehr haben…

Ich zünde jetzt eine Kerze an….

Illumination

Deko allgemein und Weihnachtsdeko im Speziellen ist so gar nicht meins. Als ich vorhin durch unsere Einkaufsstraße ging, stellte ich aber fest, dass der Deko-Hype schon seinen Zenit erreicht hat. Zumindestens in den Geschäften und Straßen. Bei mir zu Hause dagegen … gähnende Leere!

Beim Blick in die neuste TV Zeitung: Die Wiederholung der Wiederholung an dümmlichen Weihnachtsfilmen. Nur mein erklärter Lieblingsfilm ist nicht dabei: “Schöne Bescherung” mit Chevy Chase als Clark Griswold. Ich gebe zu – dieser Film ist eigentlich auch nicht die anspruchvollste Literaturverfilmung, aber ich finde ihn dennoch immer wieder “brüll-komisch”! Besonders den Teil,  in dem er versucht das Haus mit seiner selbst angebrachten Außenbeleuchtung in eine Flugzeuglandebahn zu verwandeln….

Wenn schon Deko, dann Illumination, so mein diesjähriges Motto für Weihnachten! Also habe ich schon eine LED-Leucht-Dingsbums-Kette besorgt. Dabei hatte ich nicht berücksichtigt, dass bei defekten LED’s kein Austausch möglich ist. Also ist das Dingsbums ein Wegwerfartikel! Wie ärgerlich! Ich war aber gleich besänftigt, als ich die Lichterkette ausprobierte, denn sie “funzt”, wie mein Sohn sagen würde.

Ich tüddelte sie dekorativ in ein großes Glas und war begeistert, außer das die Kette in dem riesigen Glas etwas verloren und ertrunken aussah… Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes eine Erleuchtung, und stopfte wenig liebevoll eine weitere LED Leuchtkette, die ich für die Frühlingsdeko gekauft hatte, dazu. Perfekt! So wird eine Weihnachtsdeko gleich hoffnungsvoll als “Willkommen” für das noch weit entfernte Frühjahr umfunktioniert.

Unter diesem Aspekt kann ich sogar leise Begeisterung empfinden und bin geneigt den nächstliegenden OBI Markt mit LED-Leucht-Illumination leer zu kaufen. Wohlmöglich auch, um ebenfalls wie Clark Griswold, eine Rentier-Landebahn an und vor unserem Haus zu errichten.

Also mal ernsthaft: In der dunklen Jahreszeit macht es Sinn, für Licht, Wärme und Erleuchtung zu sorgen. Am 13. Dezember wird (besonders in Skandinavien) St. Lucia gefeiert. Sie ist eine Heilige des Lichts (lat.: lux), die 283 n. Ch. in Syrakus geboren wurde. Vor der gregorianischen Kalenderreform wurde am 13. Dezember der Wintersonnenwende gedacht, weil “der Abend dem Morgen sehr nahe ist”.

Licht bringt Helligkeit, Wärme, Hoffnung und Zuversicht. Und das können wir im Dunkeln doch wirklich gut gebrauchen.

Also: Auf zu OBI… und für Erhellung gesorgt!

Herbstspaziergang

Herbst ist eine germanische Bezeichnung der Jahreszeit zwischen Sommer und Winter (herbista). Das bedeutet auch Ernte oder Zeit der Früchte.

Ich finde den Herbst kann man hören. Die Blatter rauschen im Wind, Eicheln und Kastanien fallen herab, und es ist eine Zeit zwischen den Zeiten. Es wird irgendwie leiser in der Natur. Es riecht nach Abschied, die Stoppelfelder sind goldbraun und sogar schon ein bisschen darüber hinaus. Noch wärmt mich die Sonne, aber im Schatten ist es schon fast kalt und ich beeile mich wieder ins Licht zu kommen. Ich halte mein Gesicht in die wärmende Sonne und schließe die Augen und wünschte, ich könnte es speichern, so dass ich es in der dunklen Jahreszeit abrufen kann. Ich bemühe mich, nicht zu sehr die Abschiedsmelodie des Sommers zu hören, sondern das “Hier und Jetzt” zu genießen. Es fällt mir nicht leicht, weil ich weiß, dass mir die Wärme und das Licht fehlen werden.

Herbst, Erntezeit – Erntedank. Ein schönes Fest. Ich mochte es als Kind mit einem gefüllten Körbchen in die Kirche zu gehen und es auf den Altarstufen abzustellen. Die Früchte der Arbeit, die Ernte vor sich zu sehen ist doch etwas schönes. Sich darüber zu freuen, was man selber geleistet hat und dankbar sein, für das, was uns dazu geschenkt wurde. Sei es Regen und Sonnenschein, oder Kollegen aus unserem Team und unsere Talente.  Danke sagen, dass uns so viel gelungen ist und vielleicht teilen und abgeben, an die, denen nicht alles gelungen ist – die nicht so eine gute Ernte hatten.

Ein paar Blätter fallen vor mir herunter. Eines streift mein Haar. Ich musste in der Schule ein Herbstgedicht lernen, es fällt mir ein und ich freue mich, dass ich es noch auswendig kann:

Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen, diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

(Rainer Maria Rilke)

Ich drehe um, und mache mich auf den Weg nach Hause.