Luxusprobleme

Mir geht es richtig gut! Ich habe alles, was man sich nur wünschen kann! Ich habe die tollste Familie der Welt, die besten Freunde, bin auf dem Weg der Heilung und wohne in einem schönen Haus!

Bin ich zufrieden? Nein! Warum nicht? Mein Projekt ist (zumindestens vorläufig) gescheitert! Und ich bin enttäuscht, traurig, frustriert und auch ein bisschen wütend. Auf wen? Auf alle und am meisten auf mich selber! Ich war nicht gut genug!? Ich habe versagt?! Sch…. Schade!

Ich habe mich jetzt zwei Tage richtig in meinem Frust “gesuhlt”… Ich war geneigt, mein Projekt endgültig zu begraben und etwas ganz anderes zu machen. Und ich glaube es war genau richtig, diese Gefühle zu kultivieren, auch wenn ich eher zu der Fraktion der Menschen gehöre, bei denen das Glas “halb voll” ist.

Das Spiegel-Heft sprang mir schier ins Auge – nach dem Motto: “Ich habe auf dich gewartet!” Und ich muss sagen, es hat mir auch sofort gefallen. Nun gibt es ja jede Menge Management-Trainer, Unternehmensberater, Coaches usw., die Fehler und Scheitern als “Chance” verkaufen. Ich kenne dieses “Blaba” lange und gut und habe es, offengestanden, auch selber an mein Team weitergegeben. Richtig daran geglaubt habe ich aber nicht. Wenn man ein Projekt “vergeigt” ist es eben “vergeigt”! Und nicht immer hat man die Möglichkeit es zu retten oder erneut zu versuchen.

Oder doch?  - …kommt wohl auf die Umstände an. Bei meinem Projekt habe ich jedenfalls sehr wohl die Möglichkeit weiter zu machen. Zumal ich sogar aus berufenem Mund dazu motiviert wurde. Aber ich brauchte die zwei Tage um genau dahin zu kommen.

Meine liebe Mitmenschen mussten einiges aushalten. Einer Freundin habe ich am Telefon eine halbe Stunde lang vollgejammmert wie furchtbar alles ist. Sie ertrug es stoisch und hörte einfach zu! Eine geniale Fähigkeit von ihr! Mein Mann hörte ebenfalls zu und machte mir Mut. Und eine andere Freundin schimpfte mit mir und riet mir, mich jetzt mal gefälligst zsammen zu reißen!

Perfekt! Genau das hatte ich von jedem Einzelnen gebraucht! Und so sammelte ich all das Gesagte, knüllte es zusammen, schluckte es, verdaute es – und mache ab heute weiter!

Fazit: Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche um Trauer, Frust und Zorn auch mal zu genießen, um mich dann gestärkt erneut an die Arbeit zu machen, oder auch mal Abschied zu nehmen.

Illumination

Deko allgemein und Weihnachtsdeko im Speziellen ist so gar nicht meins. Als ich vorhin durch unsere Einkaufsstraße ging, stellte ich aber fest, dass der Deko-Hype schon seinen Zenit erreicht hat. Zumindestens in den Geschäften und Straßen. Bei mir zu Hause dagegen … gähnende Leere!

Beim Blick in die neuste TV Zeitung: Die Wiederholung der Wiederholung an dümmlichen Weihnachtsfilmen. Nur mein erklärter Lieblingsfilm ist nicht dabei: “Schöne Bescherung” mit Chevy Chase als Clark Griswold. Ich gebe zu – dieser Film ist eigentlich auch nicht die anspruchvollste Literaturverfilmung, aber ich finde ihn dennoch immer wieder “brüll-komisch”! Besonders den Teil,  in dem er versucht das Haus mit seiner selbst angebrachten Außenbeleuchtung in eine Flugzeuglandebahn zu verwandeln….

Wenn schon Deko, dann Illumination, so mein diesjähriges Motto für Weihnachten! Also habe ich schon eine LED-Leucht-Dingsbums-Kette besorgt. Dabei hatte ich nicht berücksichtigt, dass bei defekten LED’s kein Austausch möglich ist. Also ist das Dingsbums ein Wegwerfartikel! Wie ärgerlich! Ich war aber gleich besänftigt, als ich die Lichterkette ausprobierte, denn sie “funzt”, wie mein Sohn sagen würde.

Ich tüddelte sie dekorativ in ein großes Glas und war begeistert, außer das die Kette in dem riesigen Glas etwas verloren und ertrunken aussah… Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes eine Erleuchtung, und stopfte wenig liebevoll eine weitere LED Leuchtkette, die ich für die Frühlingsdeko gekauft hatte, dazu. Perfekt! So wird eine Weihnachtsdeko gleich hoffnungsvoll als “Willkommen” für das noch weit entfernte Frühjahr umfunktioniert.

Unter diesem Aspekt kann ich sogar leise Begeisterung empfinden und bin geneigt den nächstliegenden OBI Markt mit LED-Leucht-Illumination leer zu kaufen. Wohlmöglich auch, um ebenfalls wie Clark Griswold, eine Rentier-Landebahn an und vor unserem Haus zu errichten.

Also mal ernsthaft: In der dunklen Jahreszeit macht es Sinn, für Licht, Wärme und Erleuchtung zu sorgen. Am 13. Dezember wird (besonders in Skandinavien) St. Lucia gefeiert. Sie ist eine Heilige des Lichts (lat.: lux), die 283 n. Ch. in Syrakus geboren wurde. Vor der gregorianischen Kalenderreform wurde am 13. Dezember der Wintersonnenwende gedacht, weil “der Abend dem Morgen sehr nahe ist”.

Licht bringt Helligkeit, Wärme, Hoffnung und Zuversicht. Und das können wir im Dunkeln doch wirklich gut gebrauchen.

Also: Auf zu OBI… und für Erhellung gesorgt!

Tag der Jogginghose

Dieser Tag wurde offensichtlich nicht von der Modebrache ausgerufen, denn von “Mode” kann man bei so einem Outfit wohl eher nicht sprechen. Dennoch befasst sich die Modebranche intensiv mit diesem Tag. Er war übrigens gestern – d.h. heute hat man keinen “offiziellen” Grund, die “verwaschene Gemütlichkeit” an der frischen Luft spazieren zu führen. Selbst der “Süddeutschen” war dieser Tag einen Artikel wert, von Amazon erhielt ich diverse Kaufvorschläge (u.a. eine pinkfarbene Jogginghose) und mein Sohn erinnerte mich mehrfach, dass es einen ” Feiertag” dafür gibt!

Bei uns heißt die Jogginghose “Schimmelhose” – man kann darin faulenzen, bis man Schimmel ansetzt. In der Tat suggeriert dieser ausgebeulter, wenig figurbetonter Schlabberlock – meistens in grau, schwarz oder dunkelblau (manchmal sind sie sogar komplett aus Plastik!) – das Gefühl ein Couchpotato zu sein.

Ich bin ein konsequenter “Schimmelhosen-Verweigerer”. Die einzige Ausnahme sind Erkrankungen – nein - nicht wegen einer modischen Geschmacksverirrung, sondern wegen irgendwelchen körperlichen Erkrankungen oder Krankenhausaufenthalte. Das ist der einzige Grund und eine absolute Ausnahme, die diesen Modefauxpas rechtfertigt.

Die jüngere Generation sieht das offensichtlich anders. In Studentenkreisen scheint es üblich zu sein auch dauerhaft den Schlabberlook zu tragen. Jedenfalls zum Einkaufen gehen und ggf. auch in der Vorlesung.

Mein Sohn hat eine Theorie entwickelt, die eine dauerhafte Tragbarkeit rechtfertigt: Durch das Tragen von Jogginghosen kann man die Welt retten!

Wie das? Er untermauerte seine steile These mit einer auf den ersten Blick etwas kuriosen Argumentationsreihe: Durch das Tragen von Jogginghosen entsteht ein gewisser “Wohlfühlfaktor” (da könnte sogar etwas Wahres dran sein). Dieses führt zu einer allgemeinen Entspannung (ok – auch noch nachvollziehbar), was zu einer friedlicheren Grundstimmung führt (hm, hier wird es schon schwierig). Wenn also alle Menschen und besonders die Entscheidungsträger eine Jogginghose tragen würden, würden sie keine kriegerischen oder sonstige negativen Entscheidungen treffen und “voila”… die Welt ist besser!

Soweit seine Theorie. Jetzt aber die alles entscheidende Frage: Wieso tragen dann die Teilnehmer z.B. des G8 Gipfels, oder die UNO Vollversammlung oder die Duma und der Bundestag keine Jogginghosen?

Fazit: “Schimmelhosen Theorie” hin oder her – die jüngere Generation sieht offenbar Verbesserungspotential an und in unserer Welt und hat die berechtigte Hoffnung, dass es (wie auch immer…) klappen könnte. Ich finde dieses hoffnungsvolle Bestreben wunderbar und werde das schlimmstenfalls sogar durch das Tragen von Jogginghosen unterstützen.