Muttertag – Feiertag

…. Ist der Tag der Floristen – sagt man. Meine Meinung zu Blumenleichen… ähhh Blumensträußen habe ich schon mehrfach kund getan.

Sonntag bekam ich einen “Muttertags-Strauß” und freute mich! Noch mehr aber freute ich mich über die herzlichen Worte von meinem Sohn und über das 3 Gänge Menü, das mein Mann und dessen Freund für mich und die Frau des Freundes zauberten.

Dass meine Mutter die Allerbeste ist, habe ich ihr aufgrund der großen Entfernung telefonisch mitgeteilt. Allerdings sage ich ihr das auch, wenn nicht Muttertag ist. Ich denke, sie hat sich trotzdem gefreut. Einen Floristen habe ich nicht bemüht. Ich möchte lieber ein Geschenk persönlich überreichen und nicht durch einen Boten.

Der Hype um Muttertag hat mich schon immer genervt und ich habe meinem Sohn seit 22 Jahren verboten ihm Beachtung zu schenken. Ich freue mich mehr über ein geschenktes Lächeln von ihm. Das Gleiche gilt übrigens auch für “Vatertag” den es ja eigentlich auch nicht gibt, denn der Tag ist immer auf dem Himmelfahrts-Feiertag. Diesen offiziellen Feiertag zu begehen finde ich viel sinniger und im katholischen Bayern gibt es immer wunderschöne und spektakulär Prozessionen dazu.

Überhaupt – Feiertage. Bald ist ja auch noch Pfingsten. Und in einem Zeitungsartikel las ich, dass mehr als 50% einer befragten Gruppe von jungen Menschen bis 25, nicht wußten, warum man es feiert! Kein Wunder – werden doch sehr viele kirchliche Feiertag von irgendwelchen “kommerziellen Events” überlagert.

Auch wenn man die Feiertage nicht ” kirchlich begeht” sind es doch immer Tage, wo man Zeit hat für Familie und Freunde. Das finde ich sehr schön und so verbrachten wir den Muttertag ja auch erst mit einem befreundeten Paar (die Männer in der Küche und die Frauen entspannt auf dem Sofa) und abends mit der Familie.

DAS war für mich der wahre Grund zur Freude. Gemeinschaft, Begegnung, Familie, Freunde und  Zeit. Das sind für mich die Zutaten zu einem perfekten Feiertag.

Gruppendynamik und Sucht

Das Klosterwochenende war sehr interessant, arbeitsintensiv und dennoch ruhig (Schweigeseminar), anrührend, fröhlich und nachdenklich, laut und leise. Es war Alles dabei.

Inhaltlich ging es um “Sehnsucht”. Die erste Frage, der wir uns (da noch im Dialog mit einem anderen Teilnehmer) stellen mussten, war: Wonach sehne ich mich? Klingt einfach, ist es aber nicht! Dazu kam die Erläuterung der Dozentin, dass “Sehnsucht” ja auch eine SUCHT ist. So wie Eifersucht, Arbeitssucht, Gefallsucht, Habsucht, Anerkennungssucht usw.

Obwohl ich das Spiel mit Worten ja sehr liebe, war mir das bisher irgendwie nicht richtig bewusst. Um so interessanter war die Auseinandersetzung damit.

Es wurde überwiegend geschwiegen, meditiert und kurze Impulse durch Texte, Bilder oder Gegenstände angeboten. Es gab in den Einheiten jeweils nur eine Gelegenheit sich in kleinen Gruppen oder zu Zweit aus zu tauschen. Auch während des Essens wurde geschwiegen. Interessanterweise schmeckt das Essen dann anders, wenn man sich nicht nebenbei unterhält. Ich finde es grundsätzlich sehr schön, in geselliger Runde zu essen und zu reden, denn es ist für mich eine Form von Gemeinschaft. Für mich war das Schweigen nicht neu, aber doch wieder, besonders beim Essen, überraschend andersartig.

Gruppendynamik. Tja, was soll ich sagen? Ihr kennt das sicher… Man weiß ziemlich schnell, mit wem man auf einer Wellenlänge ist und mit wem nicht oder sogar ganz und gar nicht! Es gab natürlich eine obligatorische Vorstellungsrunde, in der man sich mit Namen, Herkunftsort und beruflichen Hintergrund “in Szene” setzte. Ein Typ nutzten es gleich im Wortsinn und hielten erst einmal einen kleinen theologischen Vortrag. Der Teilnehmer war der Ansicht uns “Unwissende” über die spirituellen Hintergründe von “communis” , lat. : gemeinsam, in Kenntniss setzen zu müssen. Er selber hatte den Begriff anscheinend überhaupt nicht verstanden, denn er musste von der Seminarleiterin unterbrochen werden, um ihm klar zu machen, dass auch andere Teilnehmer Redezeit hätten, da wir “gemeinsam” starten wollten.

Ich fiel gleich meiner ersten Sucht zum Opfer: Der Schubladensucht. Ich kategorisierte ihn gleich als absoluten “Nervkeks” ein, und ab in die Schublade. Ich schämte mich sofort dafür, behielt aber leider trotzdem Recht – denn er war extrem anstrengend! Das zeigte sich im Verlauf durch seine notorisch und inszeniert Unpünktlichkeit und seine ausgewiesene “Klugscheißerei” (Entschuldigung!), gepaart mit extremer “Geltungsucht” (womit er offenbar irgend etwas kompensierte, wenn ich mal “psychologisieren” darf).

Jedenfalls gab es mehrere Gespräche zwischen der Dozentin und ihm – ohne Erfolg. In einer Gesprächsrunde war ich mit zwei anderen Frauen und ihm in einer Gruppe, und die Situation eskalierte fast, als er einer Teilnehmerin dauernd ins Wort fiel. Trotz einer sehr offenen Zurechtweisung, doch bitte die Sprecherin ausreden zu lassen, war ein Dialog nicht möglich. Entnervt brachen wir die Runde ab.

Während des ganzen Wochenendes behielt er sein Verhalten bei, bis er sogar von der Dozentin des Raumes verwiesen wurde. Er war irgendwie beratungsresistent, und es fiel allen schwer, sich nicht ablenken zu lassen, denn schließlich waren ja alle aus einem bestimmten Grund im Kloster.

Fazit des Wochenendes: Süchte haben ihre eigenen Dynamik… Und für “Gelassenheit” muss ich wohl ein weiteres Wochenende ins Kloster!