Yoga

Schrieb ich nicht in meinem letzten Blog über Knoten? Nach meinem vor 4 Wochen begonnenen Yoga Kurs habe ich das Gefühl Knoten in die Beinen und in die Ohren machen zu können… Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich einließ….

Nein, im Ernst – zur Gesundheitsförderung nach meiner langen Krankheitsphase habe ich schon die unteschliedlichsten Dinge ausprobiert. Qigong, Tai chi, progressive Muskelentspannung und, und, und. Das wird ja auch in allen Nachsorgeeinrichtungen empfohlen. Nun habe ich bei diesen Sachen immer Angst, mich einer “Gehirnwäsche” zu unterziehen. Was natürlich Quatsch ist. Das eine oder andere Programm hat mir auch ganz gut gefallen. Nur an Yoga hatte ich mich bisher nicht heran getraut. Ich hatte aber “Blut geleckt”, weil bei meinen diversen Klosterwochenenden immer wieder auch mal Yoga Übungen vorkamen.

Jetzt wurde ein neu beginnender Kurs bei meinem Physiotherapeuten angeboten. Kurz entschlossen meldete ich mich an, natürlich nicht, ohne mir vorher ein Yoga Outfit zu zu legen und entsprechende Literatur zu wälzen. Schließlich gehe ich nicht unvorbereitet in so ein Experiment.

Gleich zu Beginn fragte ich vorlaut die sehr sympathische und natürlich extrem durchtrainierte Yoga-Lehrerin, ob dort auch fernöstliche, spirituelle Inhalte vermittelt werden. Denn das wollte ich als überzeugte Christin nicht. Nein, beschied sie – es gehe allerdings um Achtsamkeit. Ok! Das ist ein Begriff, den ich aus dem Kloster kannte und der mir durchaus angenehm ist. Dass ich mit mir und meinem geschundenen Körper (und Seele) achtsam umgehen muss… nun ja, genau deshalb war ich ja da!

Wir begannen mit einer Entspannungsübung und ich dachte schon, dass das in einen “Kuschelkurs” ausartet – aber weit gefehlt! Die Lehrerin zog sukzessive das Pensum an und nach gut einer Stunde war ich durchaus durchgewärmt, gedehnt, gestreckt, beatmet, beachtet und einfach erschöpft.  Aber das fühlte sich richtig gut an und ich war sehr stolz, so gut durch gehalten zu haben.

Zum Abschluß gab es dann wieder eine Entspannungsübung mit einer “Gedanken-Reise”. Mit leiser, wohlklingender Stimme und melodiöser Musik im Hintergrund führte uns die Lehrerin noch einmal durch alle Gliedmaßen und dann zu einem wärmenden, angenehmen Platz im “Irgendwo”, mit einem wärmenden, goldenen Licht, das uns heilsam durchströmt. Wenn ich das so lese, klingt es albern. Ist es aber nicht. Mein Körper und mein Geist waren ausreichend müde, um mich auf diese Reise einzulassen und ich empfand es als sehr wohltuend. Ich spürte Muskeln, von denen ich nicht wußte, dass dort welche sind.  Meine Nachbarin auf der Decke entspannte offensichtlich auch sehr, denn nur wenige Minuten nach Einstieg in die Schluss-Entspannung hörten wir alle ein leises, aber deutliches Schnarchen.

Heute ist es wieder soweit:  Ich werde körperliche und seelische Verspannungen lösen und achtsam den Weg zu Ruhe, Gelassenheit und Entspannung gehen.

Hurricane (Teil III)

Hurricane – der Name ist Programm! Es ist bunt, laut, turbulent und voller Energie und Leben. Ich hatte 2 Nachtdienste und das Leben in voller Vielfalt miterlebt. Es steckt eine Wahnsinn-Logistik hinter so einem Event. Über 70 000 Besucher müssen anreisen, untergebracht und versorgt werden (essen, schlafen, medizinisch und eben auch seelsorgerisch) und auch wieder abreisen. Ordnungsamt, Katastrophenschutz, Security Polizei, Feuerwehr, DRK und andere Rettungsdienste haben perfekt Hand in Hand gearbeitet und das Miteinander war großartig! Man hilft sich, trinkt einen Kaffe zusammen, lacht und hat neben viel Arbeit und Stress auch noch Spaß!

Es gab wie immer viele C2 Intoxikationen, Drogen Intoxikationen, kleine und größere Verletzungen, insbesondere verknackste Knöchel, großen und kleinen Weltschmerz und dabei jede Menge interessante Gespräche. Wir Notfallseelsorger hatten ganz gut zu tun und die Dankbarkeit für’s. “Da-Sein” war sehr groß. Viel fragten nach unserer Aufgabe und wie toll sie es fanden, dass wir Zeit für Gespräche hatten.

Ich hatte relativ häufig jemanden, der Liebeskummer hatte und der Schmerz war oft sehr groß. Ich, in meinem “weisen Alter”, musste gelegentlich innerlich schmunzeln, wohlwissend, dass das im Leben eigentlich eher die kleineren Probleme sind. Natürlich ist es für den oder die Betroffene in dem Moment ein wahrer Weltuntergang. Ich wette, bei  deutlich mehr als der Hälfte, war nach dem Festoval alles wieder vergeben und vergessen.

Es gab aber auch ein paar “echte” Seelsorgegespräche, die tiefgreifend und bewegend waren.

Ich habe viel mit genommen von diesem Wochenende – eine unglaubliche Lebensfreude und den Schwung, auch mal durch Staub und Dreck zu laufen und trotzdem zu lachen und die Gelassenheit, kleine Probleme auch mal abzuwarten…. Denn Vieles erledigt sich von selbst. Bei einer Sache bin ich mir ganz sicher – ich möchte nächstes Jahr wieder mit dabei sein!