Sail

Letztes Wochenende war die Sail 2015 in Bremerhaven. Mit 1,2 Mio. Besuchern, Fernweh-Touristen, Hobby-Matrosen/-Kapitänen und interessierten Laien war sie sehr stark frequentiert. Mein Mann, mein Vater und ich waren auch dabei.

Die Vorzeichen waren nicht gut, denn es war “norddeutsches Schittwetter” angesagt, und meine Begeisterung hielt sich angesichts der Thematik eigentlich auch in Grenzen. Ich habe es eben eher mit Bergen. Und die gibt es in Bremerhaven definitiv nicht.

Ich wusste aber, dass es meinem Vater ein sehr wichtiges Anliegen war, dieses Event mal zu erleben. Er war als junger Mann selber Matrose und die Sail in Bremerhaven ist nur alle 5 Jahre. Meine Eltern und besonders mein Vater haben in den letzten drei Jahren viel für mich getan. Sie standen in der Krankheitsphase immer an meiner Seite und halfen, wo sie nur konnten. Ich wollte meinem Vater eine Freude machen und organisierte den Tag.

Wir fuhren sehr früh los und parkten auf einem P+R-Parkplatz. Das Wetter war trübe, aber immerhin trocken. Und wir waren sofort “geflasht”, als wir die vielen Windjammer, Schiffe, Boote, Dreimaster, Viermaster, Schaluppen oder wie immer das auch heißt, sahen. Gigantisch! Und wir hatte Glück und konnten auf viele Schiffe ohne anstehen zu müssen. Die Crew auf den Schiffen war hilfsbereit auf den steilen Treppen und Stiegen, freundlich bei Fragen und humorvoll bei Vorführungen.

Das Leben auf See ist nicht unbedingt geprägt von Luxus und Entspannung, sondern eher von harter Arbeit und Einschränkungen. Dennoch zieht es offensichtlich viele junge Männer in den Bann. Und auch einige junge Frauen waren Matrosinnen (heißt das so?) Mich faszinierte die Technik auf den Schiffen und die Steuerräder und Anker. Naja, sehr symbolhaft…

Natürlich aßen wir mittags Fisch und erstanden einen Katalog, in dem die meisten Schiffe beschrieben waren. Und man konnte sich Stempel auf den jeweiligen Schiffen holen. Mich erfasste sofort das “Jäger und Sammler-Fieber” und ich freute mich riesig, wenn ich wieder einen Stempel bekam. Gefühlt waren wir auf 167 Schiffen, real wohl so auf eher zwanzig, unter anderem auch auf der Fregatte Karlsruhe. Das gefiel meinem Vater ganz besonders und er erzählte von seinen Erinnerungen. Wir machten viele Fotos und das schönste Erlebniss des Tages für mich war es dann auch, meinen Vater so glücklich und begeistert zu sehen – Kapitän ahoi!

Seele in Not (Teil II)

Raumschiff Enterprise ist nichts gegen das Cockpit der Rettungsleitstelle, die wir im Rahmen des Notfallseelsorge-Kurses besuchten. Hier laufen alle Fäden zusammen. Hier beginnt schon die erste Hilfe – natürlich für den Körper, in dem Krankenwagen oder Feuerwehr los geschickt werden, aber auch erste Hilfe für die Seele. Der Koordinator oder Zugführer, wie es wohl heißt gibt schon erste Anweisungen über das Telefon. z.B. ein Krupp Kind vor eine offene Kühlschranktür zu halten, um eine Abschwellung der Bronchien zu erreichen. Sogar Anleitungen zur Reanimation werden über das Telefon gegeben. Und der Koordinator beruhigt die Menschen. Hilfe ist unterwegs!

Wie gut zu wissen, dass Hilfe kommt. Dass ich nicht allein gelassen werde und ich Unterstützung erhalte. Die Seele schreit, weil das Leben aus den Fugen gerät und plötzlich nichts mehr so ist, wie es war. Alles ist bedroht, alles gerät ins schwanken. Notfallseelsorger werden meistens über die Leitstelle dazu gerufen, wenn Unfälle passieren und Opfer, Zeugen oder Angehörige betreut werden müssen. Oder die Polizei nimmt einen Notfallseelsorger mit, wenn sie eine Todesnachricht überbringen müssen. Auch bei große Katastrophen werden Notfallseelsorger eingesetzt, wie bei dem ICE Unglück von Eschede, der Amoklauf in Winnenden, Brand- und Flutkatastrophen oder Flugzeugabstürze.

Wenn die Seele so in Not gerät, können Menschen ein bisschen Trost spenden, in dem sie einfach nur da sind. Es bedarf nicht immer vieler Worte. Manchmal gibt es eben keine Worte. Aber man kann auch gemeinsam schweigen. Das auszuhalten ist nicht so einfach. Und auch Helfer brauchen Hilfe. Nach jedem Einsatz besteht die Möglichkeit, das Erlebte zu besprechen, bzw. zu reflektieren. Auch das ist nicht einfach. Manches möchte man sicher einfach nur vergessen und die Bilder aus dem Kopf bekommen.

Seele in Not – die Ausbildung war sehr “dicht” um im Pastorensprech zu bleiben (denn es werden überwiegend Pastoren, die ja schon qua Amt dafür prädestiniert sind, ausgebildet). Eine der ersten Fragen des Referenten war: “Was trägt, was ist unser Anker in der Not?” Das ist wohl die alles entscheidende Frage. Dass wir in Not geraten, können wir nicht auschliessen -  dass wir Hilfe erfahren, menschliche und göttliche, dessen dürfen wir sicher sein!