Grün…

…. Ist die Hoffnung” sagt Pater Anselm, als ich ihn bei dem Interview frage, was er mit dieser Farbe assoziiert. “Und nicht, weil ich so heiße”, lacht er.

Ich hatte das große Glück Pater Anselm zu meinem neuen Buch interviewen zu dürfen und er traf sofort mit seiner Aussage ins Schwarze – nein, ins Grüne! Nicht nur, dass es meine Lieblingsfarbe ist, sondern auch, dass ich mindestens zwei meiner Bücher mit Verweisen auf die Farbe grün begonnen habe.

Hildegard von Bingen schrieb von der Heilwirkung der “Grünkraft” – der “viriditas”:…  Die grüne Lebenskraft, nicht nur als Farbe, sondern als ein Wesensmerkmal des Lebens überhaupt. Ohne Grün können wir nicht leben. Das gilt nicht nur für das biologische Grün, sondern für alle Bereiche des Lebens, bis in das Geistige und Religiöse hinein.” Sie empfahl, “ins Grüne zu schauen”, um die Augen wieder glänzend zu machen (tatsächlich erhöht die Farbe Grün den Augeninnendruck und fördert so die Produktion von Tränenflüssigkeit bzw. um zu entspannen (deshalb nutzte man früher grüne Schultafeln). Die Farbe Grün hat auch in den Weltreligionen eine besondere Bedeutung. Im Islam ist es die Farbe des Propheten Mohammed. Im Christentum die Farbe der Erneuerung. In China wird die Farbe Grün dem weiblichen Yin (dem empfangenden Prinzip) zugeordnet. Im alten Ägypten schrieb man dem grünen Halbedelstein Malachit heilende Kräfte zu, ebenso wie dem grünen Smaragd (vgl. “Zwischen Todesangst und Lebensmut”, S. 7 und 8).

Aus diesem einen einleitenden Satz entspann sich dann ein hochinteressantes und sehr lebendiges Gespräch über Hoffnung (es wird im neuen Buch nachzulesen sein) und ich hatte nicht das Gefühl ein Interview zu führen (obwohl ich mich natürlich sehr gut vorbereitet hatte), sondern eher ein tiefes, anregendes Gespräch. Die vereinbarte Zeit verging wie im Flug. Ich habe nur wenige Notizen gemacht, weil ich lieber zuhören wollte und mich ganz auf das Gesagte von Pater Anselm konzentrierte. Denn jemand wie er hat in nur einem Satz soviel zu sagen, dass man daraus schon ein ganzes Buch machen könnte.

Es war jedenfalls eine großartige Erfahrung für mich und als ich mich von Pater Anselm verabschiedet hatte, ging ich noch völlig in Gedanken den Weg durch das riesige Gelände der Münsterschwarzacher Abtei zurück zum Verlag, der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Wer zufällig mal in der Nähe ist, sollte sich unbedingt einen Abstecher dorthin gönnen. Die vier Türme der Abtei sieht man schon von der Autobahnabfahrt. Der wunderschöne Buchladen verleitet zum kofferweise Wegtragen von Büchern, Eine-Welt Produkten und selbstproduziertem Schmuck. Der Klosterladen bietet eine Reihe von sehr leckeren, gesunden und selbstproduzierten Lebensmitteln (Backwaren, Wein, Käse und Wurst und viele andere Spezialitäten).

Das Gelände ist also entsprechend groß, da es viele Betriebsstätten gibt und da ich erstens noch in Gedanken versunken war und ich zweitens sowieso einen extrem schlechten Orientierungssinn habe, verlief ich mich prompt und landete vor einer Halle mit landwirtschaftlichen Geräten. Hinter mir hielt ein Trecker und der Fahrer beugte sich lachend aus dem Fenster und fragte im tiefsten, wohlklingendem Fränkisch, ob ich denn den gesuchten Weg gefunden hätte. Er hatte mich also schon länger beobachtet, wie ich etwas orientierungslos durch die Gegend lief.  ”Doo um des grrüne Dor herrrum is’ der Verlooch…”

Aha, nochmal die Farbe Grün und glücklicherweise verstehe ich durch meine mittlerweile schon jahrzehntelange Verbundenheit die wunderbare fränkische Mundart sehr gut und fand meinen Weg…

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