Quadratur des Kreises

Ich bin stolze Freundin und Nutznießerin von einer, bzw. sogar zwei Freundinnen, die hochtalentierte Näherinnen sind. Ich hingegen bekomme schon eine Panikattacke, wenn ich einen Knopf annähen soll (siehe Blog “Knöpfe”).

Jüngst schenkte ich einer der Beiden einen Gutschein aus einem Stoffladen und ein dazu gehöriges Heft mit Schnittmustern. Ich blätterte halbwegs interessiert einmal durch. Eine wissenschaftliche Abhandlung über Astro-Physik in Chinesisch hätte mir nicht unverständlicher sein können. Ich bin sicher, meine begabte Freundin zaubert ein Kunstwerk für ihre Töchter daraus.

Die andere Freundin (die meine beratende Instanz bei Dirndlkäufen ist) schenkte mir vor ein paar Tagen eine wunderschöne apfelgrün-gepunktete Schürze für mein neustes Dirndl. Ich war begeistert – sowohl von dem wunderschönen Stoff als auch von ihrer Kunstfertigkeit. Zeitgleich arbeitete die Künstlerin an ihrem x-ten Quilt. Sie hat schon diverse Kunstobjekte dieser Art genäht und alle sind ein Traum.

Das in Produktion befindliche Werk sollte  für einen kleinen Jungen einer Bekannten sein (sofort war ich neidisch, denn einen Quilt hätte ich auch gerne….). Und natürlich gehören dann auf so einen Jungs-Quilt, der als Spieldecke benutzt werden kann, “Bulldogs” wie es in Bayern heißt (Hochdeutsch: Trecker). Wie gesagt, meine Freundin ist ein absoluter Profi in allen Nähsachen. Sie steckte also die Quadrate für das zu nähende Projekt ab und legte es in eine farblich abgestimmte Form. Ihr Mann, studierter Mathematiker, war entsetzt, denn einige Bulldogs waren auf Grund des Stoff- und Schnittverlaufes halbiert…. Das erschüttert einen Menschen, der mit 15 Stellen hinter dem Komma rechnet, natürlich zutiefst und er stellte eine Berechnung für eine genau Schnittführung des Stoffes an, so dass alle Bulldogs in Gänze zu sehen waren. Allerdings entstand dadurch eine Rautenform…

Meine sehr pragmatische und talentierte liebe Freundin setzte die Berechnung kurzerhand in die Realität um, legte die Rauten in Form und befand, dass es einfach sch…. schlecht aussah! Was lag also näher, als aus den Rauten wieder Quadrate zu schneiden?  Gedacht -getan! Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen! Eine entzückende, liebevoll drapierte, künstlerisch einwandfreie und auch noch gefütterte Decke/Quilt ist nun das Eigentum eines glücklichen kleinen Jungen. Und ich bin sicher, es ist ihm völlig egal, dass einige Bulldogs nur halb zu sehen sind.

Fazit: Die äußere Form ist nicht immer entscheidend. Das Ergebniss zählt. Und manchmal muss das Runde in das Eckige/die Raute ins Quadrat….

Flying Yoga

Anscheinend habe ich gerade eine “experimentelle Phase”. Nach dem Klettern habe ich etwas ausprobiert, was ich ebenfalls schon länger auf dem Zettel hatte. Seit gut drei Jahren mache ich Yoga und habe es für mich in den wöchentlichen Aktivitäten fest eingeplant. Es macht mir viel Spaß, fordert mich, tut mir gesundheitlich sehr gut und lässt mich zur Ruhe kommen. Es ist sehr anstrengend und ich gerate regelmäßig an meine körperlichen Grenzen, die ich aber schon etwas erweitern konnte.

Im Nachbarort wurde ein “Schnupper-Kurs” für Flying Yoga angeboten, der eben auch Yogaübungen im Fokus hat, aber nicht auf der Matte am Boden stattfindet, sondern an Schlingen in einem Tuch. Da ich durch das Klettern Höhe, Bewegungen, Schwingungen und Instabilität trainiert habe, konnte ich mich schnell in die Übungen einfinden. Wir waren insgesamt 9 Teilnehmerinnen. Die Yogalehrerin erklärte zügig und nach einer kurzen Aufwärmphase “hänge ich mich voll rein”….

Viele Übungen waren mir vertraut, aber trotzdem fremd, weil sie eben nicht stabil am Boden sondern im “Fliegen” stattfanden. Ein unglaublich befreiendes, losgelöstes Gefühl. Vieles von der Schwere (des Alltags) fiel von mir ab, und ich konnte mich fallen lassen, in der Gewissheit, dass das Tuch mich trägt. Ich hatte die ganze Zeit einen Ohrwurm…. “Major Tom… Völlig losgelöst, von der Erde…..”

Was ich als Major Tom nicht berücksichtigt hatte war, dass viele Übungen “über Kopf” stattfinden. Das mag ich am Boden schon nicht sonderlich, da mein Kreislauf dann nicht immer mitspielt. Jetzt gab es aber eine relativ schnelle Abfolge von Übungen, die in den Schlingen und Tüchern über Kopf gemacht werden sollten. Ich versuchte es und scheiterte kläglich. Ich hatte das ungute Gefühl, stundenlang Achterbahn gefahren zu sein und mir war ziemlich schwindelig.

Ich setzte einige Übungen aus und konnte wieder “einsteigen” – nämlich in das Tuch, das wie eine Hängematte ausgebreitet wurde, um mich in die Entspannung zu begeben. Sehr angenehm. Prompt kam aus dem Tuch vor mir ein leises schnarchen.

Die Stunde endete mit einem kurzen Feedback und die Frage, wer weiter dabei bleiben wolle. Neben mir entschied sich noch eine andere Teilnehmerin dagegen, alle anderen wollten weitermachen.

Auf dem Weg nach Hause haderte ich etwas mit mir und schalt mich einen Feigling. Vielleicht kann man es ja trainieren, über Kopf “ab zu hängen”…?! Nein, losgelöst von der Erde will ich nur eingeschränkt sein, denn es ist doch eigentlich sehr schön hier mit festem Boden unter den Füßen…